Dienstag, 4. August 2015

Jülicher Erbfolgestreit

Wirkungen des Jülicher Erbfolgestreites auf die Oberpfalz und Böhmen 1609-1611.
Von Generalmajor a. D. Dollacker.
(Zeitangaben nach dem neuen Kalender)

Am 25. März 1609 starb der gemütskranke, kinderlose Herzog Wilhelm von Jülich. Anspruch auf das Land hatten die Söhne seiner Schwestern: Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg, Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg und Herzog Johann II. von Zweibrücken; ferner Kurfürst Christian II. von Sachsen auf Grund von Lehenszusicherungen aus den Jahren 1483-1495. Da aber Kaiser Maximilian I. 1508 und 1509 die weibliche Erbfolge ausdrücklich genehmigt hatte, so stand die Forderung Sachsens auf schwachen Füßen.
Johann Wilhelm von Jülich
Johann Wilhelm von Jülich

Alle diese vorgenannten Fürsten waren Protestanten. Es ist daher erklärlich, daß in dieser Zeit der stark einsetzenden Gegenreformation die katholische Partei alle Anstrengungen machte, den Übergang dieses reichen Landes in protestantische Hände zu verhindern. Die Stellungnahme des Kaisers, des Papstes, des Herzogs Maximilian I. von Bayern, seines Onkels des Erzbischofs und Kurfürsten Ernst von Köln war dadurch schon gegeben. Aber auch Spanien wollte Jülich wegen der benachbarten spanischen Niederlande (des heutigen Belgien) nicht den Protestanten überlassen. Andererseits standen die im Jahre 1608 - zum Teil wegen der drohenden Jülicher Frage gegründete protestantische Union, die protestantischen Generalstaaten der Niederlande, England und Frankreich  dieses, um die die Macht des Kaisers nicht zu sehr anwachsen zu lassen auf Seite der protestantischen Bewerber.

Kaiser Rudolf II. verfügte am 2. April die Fortführung der Regierung durch die Herzogin Witwe mit den bisherigen Räten, die großenteils auf Seite des Kaisers standen, unter dem Beirat kaiserlicher Kommissare. Herzog Johann von Zweibrücken erklärte am 9. Juli seine Ansprüche bis nach endgültiger Regelung der Frage zurückzustellen und Sachsen trat seine Ansprüche an den Kaiser ab. Dieser vertrat somit seine eigene Sache gegen die Häuser Brandenburg und Neuburg, die beide am 4. April durch Anschlag von Wappen amtlich Besitz ergriffen hatten.

Am 24. Mai verbot Rudolf allen auf Jülich Anspruch Erhebenden vorläufig von dem Lande Besitz zu ergreifen und lud die innerhalb 4 Monate an seinen Hof nach Prag vor. Die Entscheidung sollte der Reichshofrat fällen und damit die Sache auf die lange Bank geschoben, die Rechtslage verdunkelt werden. Während des Prozesses sollte die Verwaltung durch den Kaiser erfolgen. Da die protestantenfeindliche Einstellung des Reichshofrats bekannt war, so erklärte sich die ablehnende Haltung der Possidierenden.

Brandenburg und Neuburg machten sich anfangs den Besitz streitig, einigten sich jedoch unter dem Einfluß des Landgrafen Moritz des Gelehrten von Hessen am 10. Juni 1609 im Vertrag zu Dortmund zu einer gemeinschaftlichen Verwaltung des Landes. Sie hießen von nun an "Die Possidierenden". Der Kaiser hob dessen Vertrag am 9. Juli auf, ohne daß die Possidierenden sich darum gekümmert hätten, und bestimmte am 14. Juli seinen Neffen, den Erzherzog Leopold von Steiermark zum Haupt der kaiserlichen Kommissare in Jülich.

Leopold war 1568 geboren, wurde 1598 Titularbischof von Passau und Straßburg, übernahm deren Verwaltung in den Jahren 1605 bzw. 1607, hatte 1609 noch keine Weihen empfangen und trug sich mit dem Gedanken, die Tochter Magdalena des Herzogs Wilhelm V. von Bayern, eine Schwester des Herzogs Maximilian I., zu heiraten. Er hatte jedoch nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn er ein Land bekäme, da er als Bischof doch nicht heiraten konnte. Hierfür wurde das Königreich Böhmen in Aussicht genommen, das zwar dem Kaiser gehörte, von diesem willensschwachen, unselbständigen Mann unschwer zu erlangen war.

Böhmen war früher ein Wahlkönigreich, das nach dem Aussterben der Jagellonen im Jahre 1526 zum erstenmal einen Habsburger, den späteren Kaiser Ferdinand I. zum König wählte. Als die Böhmen sich weigerten, im Schmalkaldischen Krieg die Waffen gegen die Protestanten zu ergreifen, vernichtete Ferdinand auf dem sogenannten blutigem Landtage von 1547 die Privilegien der Stände und setzte die Anerkennung der Erbrechte seines Hauses durch. Sein Sohn Maximilian II. versprach den Böhmen am 25. August 1575 freie Religionsausübung, worauf sie dessen Sohn, den späteren Kaiser Rudolf II. zum König erklärten. Dieser verpflichtete sich am 18. September 1575 die Zusage seines Vaters zu halten. Im Jahre 1608 kam Rudolf mit seinem Bruder Mathias in Streit und wurde von diesem gezwungen, ihm Österreich, Mähren und Ungarn abzutreten, so daß Rudolf nurmehr Böhmen verblieb. Rudolf und Mathias erkannten am 25. Juni 1608 das Recht der Böhmen auf freie Königswahl an. Am 25. Mai 1608 hatte Rudolf den Böhmen vorläufige Religionsfreiheit zugesichert.

Diese Versprechungen wurden aber nicht gehalten, weshalb die Böhmen den Kaiser zwangen, zum 25. Mai 1609 den Landtag einzuberufen, der sofort das Landesaufgebot einberief, 3000 Mann zu Fuß und 1500 Reiter anwarb und den Kaiser zwang, am 9. Juli den sogenannten Majestätsbrief zu unterschreiben, der den Böhmen volle Religionsfreiheit, die Erlaubnis, neue Kirchen zu bauen, geistliche Obrigkeiten zu bestellen und eine eigene Vertretung ihres Glaubens, Defensoren genannt, zu wählen.

Leopold kam am 30. Mai 1609 nach Prag und suchte auf den Kaiser in dem Sinne einer Übertragung der Krone Böhmens auf ihn einzuwirken. Am 11. Juli gab er dem Kaiser in einer geheimen, langen Audienz auf den Knien das Wort, mit Einsetzung seines Lebens für einen ehrenvollen Ausgang der Jülicher Sache zu kämpfen. Am 14. Juli wurde er, wie schon erwähnt, zum Haupt der kaiserlichen Kommissare in Jülich bestimmt wo er am 23. eintraf und von dem kaiserlich gesinnten Oberamtmann von Rauschenberg als Kommandant in die Festung Jülich eingelassen wurde.

Am Prager Hofe arbeiteten für Leopolds Erhebung auf den böhmischen Thron und für den in Aussicht genommenen Krieg der päpstliche Nuntius, der spanische Gesandte, der Hofkriegsgerichtsrat Graf Sulz, der Geheimrat Graf Althan, Oberst Ramee, Appelationsrat Tennagel, und Rudolfs Beichtvater, der Jesuit Aquentius. Leopold wandte sich an seine Schwester, die Königin von Spanien, um Geld für die Aufstellung eines Heeres zu erhalten, das für die Verteidigung Passaus bestimmt sein, tatsächlich aber zur Niederwerfung der Böhmen unter eine absolute Herrschaft dienen sollte, was die Grafen Sulz und Althan sowie Oberst Ramee offen zugaben, als sie vom spanischen Gesandten einen Kredit für die Anwerbung eines 12000 Mann starken Heeres zu erhalten suchten. - Passau war von keiner Seite bedroht.

Laurentius_Ramée
Oberst Ramée

An den politischen Händeln dieser Zeit nahm der Statthalter der Oberpfalz, Fürst Christian zu Anhalt tätigen Anteil. Am 11. Mai 1508 zu Bernburg geboren, war er geistig sehr gut begabt; er sprach und schrieb lateinisch, französisch und italienisch wie seine Muttersprache. Im Jahre1591 führte er Heinrich IV. von Frankreich ein Heer von 16000 Mann zu und schloß mit diesem Freundschaft. 1596 wurde er Statthalter der Oberpfalz und heiratete am 2. Juli die Tochter Anna des Fürsten von Bentheim. Schon damals scheint er Beziehungen zu den evangelischen Ständen von Böhmen und Österreich angebahnt zu haben. Zwei deren Führer, Graf Schlick und Frhr. von Tschernembl kamen im Frühjahr 1598 nach Neumarkt und statteten dem dort residierenden Kurfürsten Friedrich IV. ihren Besuch ab. Im Jahre 1606 kam Anhalt nach Paris und besprach mit Heinrich IV. die Jülicher Erbfolgefrage, die damals schon die Gemüter erregte. Im Jahre 1609 besuchte wieder Frhr. von Tschernembl den Fürsten in Amberg worauf dieser am 14. Juli nach Prag reiste, bis 20. September dort blieb und mit den Führern der protestantischen Stände (Budowec u.a.) in Verbindung trat. (Die Kosten dieser Reise betrugen 15938 fl. nach heutigem Geld rund 300000 Reichsmark.) Dann reiste er nach Heidelberg und forderte dort im Rat für die Possidierenden ein Heer von 3-4000 Mann zu Fuß und 1500-2000 Reiter.


Von da begab er sich nach Stuttgart, wo die versammelten Fürsten der Union für die Possidierenden in Jülich 4000 Mann zu Fuß und 1000 Reiter genehmigten. Am 15.  November kam er mit dem Grafen Johann dem Mittleren von Nassau nach Düsseldorf, um mit dem dort verweilenden Markgrafen Joachim Ernst, dem Bruder des Kurfürsten Johann Sigismund, die weiteren Maßnahmen zu besprechen. Vermutlich wird es sich um den am 19.  März 1610 unternommenen Einfall des Markgrafen in das Straßburger Gebiet des Erzherzogs Leopold gehandelt haben Vom 27. Dezember bis 10. Januar 1610 verhandelte er in Paris mit Heinrich IV. über den in Aussicht genommenen Krieg gegen Jülich, das noch in Händen des kaiserlich gesinnten Oberamtmannes von Rauschenberg war. (Diese Reise kostete 9984 fl. rund 200000 Reichsmark.)

Leopold war unterdessen nicht untätig geblieben. Er sandte seinen Vertrauensmann Tennagel nach Paris und Madrid, deren Höfe er für den Plan, mit einem Heere in Böhmen einzufallen, den Verbindungen der Protestanten in Böhmen, Mähren und Schlesien ein Ende zu machen und die Autorität des Kaisers wieder herzustellen, zu gewinnen suchte. Er hatte erklärlicherweise in Madrid mehr Erfolg als in Paris. Der spanische Gesandte in Prag steuerte Anfang Januar hierzu 30000 und im März mehr als 150000 Dukaten bei. Kaiser Rudolf ermächtigte nun am 16. Januar 1610 Leopold zur Werbung eines Heeres, von dem am 25. Januar bei Passau bereits 1000 Reiter und 2 Regimenter zu Fuß standen. Das Kommando hatte der bereits erwähnte Oberst Ramee.

Die protestantische Union trat am 20. Januar 1610 in Schwäbisch Hall zusammen und beriet hauptsächlich die Jülicher Frage. Die Aufstellung eines Heeres wurde beschlossen, der Oberbefehl dem Fürsten zu Anhalt übertragen. Am 22. Februar wurde mit Frankreich ein Abkommen über ein gemeinsames Vorgehen gegen Jülich getroffen.

Dagegen entließen die Böhmen im Vertrauen auf die im Majestätsbriefe gemachten Zusicherungen im Februar ihr geworbenes Heer. Nun fühlte sich der Kaiser Rudolf wieder sicherer und richtete am 27. Februar ein in scharfer Tonart gehaltenes Schreiben an den Kurfürsten von Brandenburg. Die Union antwortete mit einem Einfall, den der pfälzische Obermarschall, Oberst Graf Otto von Solms, ein Bruder des Amberger Landrichters Graf Reinhard von Solms mit dem pfälzischen Landesaufgebot und einigen hundert Mann geworbener Truppen am 19. März in das Straßburger Gebiet Leopolds unternahm.

Die Anwesenheit der Truppen Leopolds bei Passau und deren Verstärkung durch Werbungen in Böhmen erweckten bei den Unierten Befürchtungen, insbesondere bei Neuburg wegen seiner Ansprüche auf Jülich, und bei der Kurpfalz, die schon längere Zeit gegen den 1597 zur Regierung gelangten Herzog Maximilian von Bayern Mißtrauen hegte. Veranlassung hierzu gaben Rüstungen, die im Jahre 1601 in Bayern vorgenommen wurden,1606 der Anspruch Bayerns auf das Landgericht Hirschberg, das nach dem Aussterben der Grafen von Hirschberg im Jahre 1305 zum Teil an das Bistum Eichstätt, zum Teil an Neuburg übergegangen war. Ferner im Jahre 1607 die Besetzung von Donauwörth durch Maximilian und die dann folgende Gegenreformation. Der Pfleger von Cham, das seit 1352 von Bayern an die Kurpfalz verpfändet war, berichtete am 16. April, 19. und 20. September 1608, daß er einen Angriff Bayerns auf Cham befürchte; auch der kurpfälzische Richter in Sallern bei Regensburg fühlte sich im Frühjahr 1608 durch Bayern bedroht, weshalb der Statthalter der Oberpfalz am 30. Mai 1608 an die Landsassen, Beamten, Städte und Märkte eine Aufmahnung ergehen ließ, sich mit Kriegsknechten, Pferden, Waffen und Rüstungen gefaßt zu halten.

Am 8. März 1610 waren die Passauer schon 8000 Mann stark. Am 5. und 6. April kamen Vertreter der Union, darunter der Amberger Landrichter Graf Reinhard zu Solms, in Neuburg a. D. zusammen und beschlossen, 2000 Mann zu Fuß und 500 Reiter ins Wartgeld zu nehmen und als Schutz gegen die Passauer in die Oberpfalz zu legen. Der Befehl über sie wurde dem Grafen Johann dem Mittleren zu Nassau übertragen.

Der Fürst zu Anhalt war am 8. April nochmals in Paris, um mit Heinrich IV. das Nähere über den Feldzug gegen Jülich zu besprechen. Aber die entworfenen Pläne kamen nur zum Teil zur Ausführung: Heinrich wurde am 14. Mai 1610 von Ravaillac, einem ehemaligen Mönch, der dann Winkeladvokat und Schulmeister geworden war, erstochen. Seine Witwe Maria aus dem Hause Medici übernahm für ihren kaum 9jährigen Sohn Ludwig XIII. die Regierung. Sie näherte sich wieder Spanien und trat für die katholische Sache ein. Infolgedessen blieb die Unterstützung der protestantischen Union durch Frankreich weit hinter dem Ausmaß zurück, das Heinrich IV., der am 15. Mai ins Feld rücken wollte, versprochen hatte. Er hätte dieses Versprechen auch sicher Gehalten, da dadurch das Ziel seiner Politik, Spanien zu schwächen, erreicht worden wäre.

Am 1. Mai trat in Prag ein Fürstentag zusammen, zu dem die Kurfürsten von Mainz, Köln und Sachsen, Herzog Heinrich Julius von Braunschweig, der Landgraf von Hessen-Darmstadt, die Erzherzöge Ferdinand und Maximilian, sowie ein Vertreter des Erzherzogs Albrecht des Verwalters der spanischen Niederlande, erschienen waren. Neben anderen Fragen wurde auch über die Jülicher verhandelt und am 7. Juli 1610 Sachsen mit diesem Lande belehnt.

Im Laufe des Monats Mai traf in Amberg Graf Johann der Mittlere von Nassau ein, der für den Oberbefehl des kleinen, in der Oberpfalz aufzustellenden Heere ausersehen war. Er war 1571 geboren und in zweiter Ehe mit Prinzessin Margareta von Schleswig–Holstein verheiratet, zu Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz Geschwisterkind.

Bayern wahrte nach außen hin den Schein der Neutralität, begünstigte jedoch unter der Hand die Passauer. Maximilian, der in Aussicht genommene Schwager des Erzherzogs Leopold, wies am 22. Mai die Regierung in Straubing an, allenfallsige Anfragen von Neuburg und der Kurpfalz dahin zu beantworten, daß man über die Ziele und sonstigen Verhältnisse der Passauer keine Kenntnis habe. Die Amberger Regierung hatte für diese Stimmung auch das richtige Empfinden; in ihrer Sitzung vom 20. Juni wurde die Möglichkeit besprochen, daß Bayern den Durchmarsch der Passauer gestatte, und die Notwendigkeit betont, in diesem Falle Bayern als Feind zu behandeln. Nach einem Bericht vom 29. November 1610 bezeichneten die Bayern die Passauer als Freunde.

Als der Einfall des Markgrafen von Ansbach in das bischöflich Straßburger Gebiet weitere Fortschritte machte (am 6. Juni begann die Belagerung von Dagstein, Mutzing und Molsheim), verließ Leopold Jülich und begab sich nach Brüssel, von danach Prag. Nun forderte der Kaiser am 21. Juni die Unierten auf, die Waffen niederzulegen und ihren Bund aufzulösen. Als dies nicht geschah, übertrug Rudolf die Exekution gegen die Unierten an Maximilian von Bayern, der sie aber ablehnte.

England und die Generalstaaten sandten unter Moritz von Oranien 15000 Mann zu Fuß und 4000 Reiter die sich am 7. August vor Jülich mit den unter dem Fürsten zu Anhalt gekommenen Truppen der Union und der Possidierenden vereinigten; nach 3 Wochen kamen aus Frankreich noch weitere 5000 Mann zu Fuß mit 900 Reitern, so daß für den Angriff 35000 Mann zur Verfügung standen. Am 1. September mußte Rauchenberg Jülich übergeben.

Die 1609 gegründete katholische Liga trat am 22. August in München zu einem Bundestag zusammen. König Philipp III. von Spanien hatte sich am 14. August verpflichtet, der Liga monatlich 30000 Dukaten zu überweisen; Maximilian bat am 21. August den Kaiser um die Überlassung der Passauer an die Liga, was dieser ablehnte. Nun beschloß die Liga, ein Heer von 15000 Mann zu Fuß und 4000 Reitern anzuwerben, womit schon seit Mitte Juli begonnen worden war, wie die aus Bayern, den Bistümern und Bamberg einlaufenden Meldungen besagten. Die Liga mahnte am 7. September die Union ab, weitere Feindseligkeiten zu verüben, die Union antwortete am 22. entgegenkommend, worauf Maximilian am 1. Oktober die Union einlud, zur Behebung der Mißhelligkeiten nach München zu kommen.

Deren Gesandte: Der Graf zu Nassau; Landrichter Graf Reinhard zu Solms, Oberst von Selzig, Lehenspropst Rupprecht Schlör, Rat Dr. Sebastian Faber von Ansbach, der Württembergische Vizekanzler und der Nürnberger Rat Wolff von Löffelholz trafen hierzu am 10.Oktober in München ein.

Am 24.Oktober wurde ein Vergleich geschlossen, nach dem die Truppen mit Ausnahme einer gegen die Passauer notwendigen Sicherung bis 15. November abgedankt werden sollten. Von bayerischer Seite unterschrieben den Vertrag; Graf Rechberg Rothen Löwen, Johann Tzerklas von Tilly, Donnersberg, Johann Georg Herwart von Hohenburg. (Die Kosten für die Gesandtschaft betrugen 1776 fl. 28 Kreuzer.)

Aber schon am 30. Oktober berichtete der Agent Jeremias Pistorius aus Prag, daß die Liga die Waffen nur zum Schein ablege; sie würde im Winter ein Heer sammeln und im Frühjahr den Unierten "zuvorkommen". Graf Sulz hätte in einem von den böhmischen Ständen abgefangenen Schreiben die Passauer aufgefordert, in Böhmen einzufallen.

Unterdessen war Kurfürst Friedrich IV. am 16. September in Heidelberg gestorben. Nach dem Hausgesetz hätte die Vormundschaft über den erst 14jährigen Sohn Friedrich V. dem lutherischen Herzog Philipp Ludwig von Neunburg zufallen müssen. Friedrich IV. hatte sie aber in seinem Testament vom Jahre 1602 dem kalvinistischen Pfalzgrafen Johann von Zweibrücken übertragen, der ebenfalls die Jülicher Erbschaft beanspruchte. Dies führte zu einer Spannung zwischen Kurpfalz und Neuburg.

Pfalzgraf Johann II. von Zweibrücken
Pfalzgraf Johann II. von Zweibrücken

Der am 1. Mai in Prag begonnene Kurfürstentag endete am 30. September mit einem Vergleich zwischen Kaiser Rudolf und seinem Bruder Mathias, der den Streit zwischen beiden beendete und unter anderem bestimmte, daß die Passauer Truppen zu entlassen seien. Als sie aber abgedankt werden sollten, gab Kaiser Rudolf das zur Zahlung des seit Monaten rückständigen Soldes nötige und von ihm versprochene Geld nicht her. Die Truppen blieben weiter im Passauer Gebiet, bis der Mangel an Lebensmitteln sie zwang, unter Oberst Ramee am 21. Dezember in Oberösterreich einzufallen und unter den schwersten Plünderungen und Verwüstungen über Wels, Lambach, Kremsmünster, Kirchhof gegen den Paß Klausen zu ziehen, wo sie vor den heranziehenden Truppen des Königs Mathias umkehren mußten. Sie gingen bei Linz über die Donau, fielen in Böhmen ein und kamen über Budweis bis Prag dessen Kleinseite sie am 15. Februar einnahmen. Als König Mathias mit einem Heer über Mähren anmarschierte, zogen sie in der Nacht vom 7. auf den 8. März über Budweis in das Passauer Gebiet ab, wo dann endlich ihre Abdankung erfolgte. Zu ihrer Bezahlung gab Kaiser Rudolf 300.000 fl. aus seinen Mitteln her.

Kaiser Rudolf II.
Kaiser Rudolf II.

Auch die Union hatte Schwierigkeiten mit der Beschaffung des Geldes zur Bezahlung der Truppen in der Oberpfalz, die am 24. November seit 2 Monaten keinen Sold mehr erhalten hatten. Die im Münchener Vertrag bis spätestens 15. November bestimmte Abdankung konnte nicht vorgenommen werden. Am 3. Dezember bat Graf zu Nassau die Stadt Nürnberg um einen Vorschuß von 100000 fl.

Neuburg hatte schon am 17. Dezember Kenntnis von der Absicht der Passauer, abzuziehen, nahm jedoch an, daß dies nach Böhmen erfolgen werde. Die Abdankung wurde deshalb noch einmal verschoben und die Verlegung der in der Linie Waldmünchen-Nittenau-Sallern stehenden Truppen an die böhmische Grenze in die Linie Waldsassen-Waldmünchen vorbereitet. Auf die Nachricht, daß die Passauer gegen Oberösterreich abgezogen seien und auf eine von Heidelberg ergangene Weisung wurden dann vom 15. Januar ab die in der Oberpfalz stehenden Truppen abgedankt.

Am 24. Januar 1611 erhielt Neuburg wieder Mitteilung, daß die Passauer sich von Oberösterreich nach Böhmen wenden werden. (Der Verrat blühte damals genauso wie heute. Der Fähnrich von Perlinger im kaiserlichen Regiment Trautmannsdorf versprach am 16. Juni 1610 der pfälzischen Ritterschaft, jede Woche zweimal seiner Frau zu berichten was bei den Passauern vorgehe). Aus Bayern kam die Meldung, daß Herzog Maximilian den Durchmarsch von 6000 Mann, die der Bischof Madruzzi aus Trient angeworben hatte und bei Mailand abgedankt worden waren, gestattet habe. Der Vormund Herzog Johann bat Maximilian um Hilfe gegen einen eventuellen Einfall der Passauer in die Oberpfalz; Maximilian schlug diese Bitte mit der Begründung ab, daß er seine Truppen schon entlassen habe und schlug vor, weitere Verhandlungen nicht schriftlich sondern mündlich zu führen. Er wollte, wie auch Wallenstein, nichts schriftlich von sich geben, um später alles ableugnen zu können.

Die Amberger Regierung war daher wegen der Sicherheit des Landes in großer Unruhe. Sie rief den Ausschuß ein und legte Reiter und Fußvolk an die böhmische Grenze, die durch Blockhäuser, Schanzen und spanische Reiter verstärkt wurde. Vom 5. März ab wurden wieder geworbene ins Wartgeld genommen und 2 Reiterkompanien des Rittmeisters Michael von Obentraut, eines geborenen Pfälzers, der wegen seines biederen Wesens den Beinamen "der deutsche Michel" bekam, vom Elsaß in die Oberpfalz befohlen. Sie kamen am 29. März in Weiden an und blieben bis 1. Juni.

Ereignisse in der Oberpfalz vom 8. März 1610 bis 6. Januar 1611.

Die Amberger Regierung erhielt erst Anfang März Kenntnis von den Rüstungen des Erzherzogs Leopold bei Passau. Sie wies den Landrichter von Amberg, Graf Reinhard zu Solms an, mit dem Pfleger von Hohenfels, Oberstleutnant Moderspach, die Grenze von Cham bis Sallern zu bereiten und die nötigen Anordnungen für deren Sicherung zu treffen.

Diese wurden sofort in Angriff genommen. Am 31. März berichtete der bayerische Pfleger von Stadtamhof, daß in Sallern Stallungen für 30 Pferde bereit gestellt, im Walde bei Zeitlarn 4 Blockhäuser mit Schußscharten, je 23 Fuß (7,9 m) lang und breit errichtet wurden.

Später wurde bei Sallern über 3 Kräne eine Schiffbrücke geschlagen. Vom 13. April ab kamen mindestens 11 Munitionstransporte von Nürnberg nach Amberg. Manche Wagen waren mit 8 Pferden bespannt. Am 27. April wurden vom Ausschuß (die Bürger und Bauern waren zum Waffendienst verpflichtet) die Fähnlein Cham Amt 191 Mann, Cham Stadt 188 Mann Neunburg v.W, 305 Mann, Wetterfeld 100 Mann, nach Cham; Rötz 155 Mann, Bruck 230 Mann, Wetterfeld 102 Mann und 100 Reiter der Landsassen und Beamten nach Roding gelegt. Boten sollten in Vilshofen erkundigen, ob dort Reiter auf dem linken Donauufer stünden.

Eine Meldung, daß Oberst Ramee in Prag geprahlt habe, er werde mit seinen Reitern ein Kreuz durch die Oberpfalz brennen, das dem Kurfürsten glaubwürdig vorkommen werde, (Anspielung auf das kalvinische Glaubensbekenntnis Friedrich IV.) vermehrte die Besorgnis der Regierung. Sie war herzlich froh, als von Mai ab die geworbenen Truppen eintrafen.

Der Stab setzte sich wie folgt zusammen:

·    1. Johann der Mittlere Graf zu Nassau, Katzenellenbogen, Vianden und Dietz, Generalobrister Leutnant, Landesdefensiondirektor. Er bezog am 30. Mai ab für achteinhalb Monate einen Gehalt von 31228 fl.
·    2.  Reinhard Graf zu Solms, Herr zu Münzenberg, Waldenfels und Sonnenwald, Oberst, seit 26. Oktober 1606 Landrichter zu Amberg, trat am 21, Juni in den Dienst der Union und bezog monatlich 1000 fl.
·    3. Johann von Leublfing, des Grafen zu Solms bestellter Oberstleutnant, bezog monatlich 220 fl.
·    4. Generalquartiermeister Friedrich von Weitterheim, bezog monatlich 220 fl.
·    5. Generalwachtmeister Hans Friedrich Marschalk, bezog monatlich 200 fl.
·    6. Feldmedikus Sala bezog monatlich 100 fl.
·    Ferner gehörten zum Stabe: 1 Proviant-, 1 Oberwacht-, 1 Wachtmeister, 1 Feldzeugmeister, 1 Regimentsschultheiß, 1 Gerichtsschreiber, 1 Regimentsprofos, 1 Baumeister, 1 Zeugschreiber und 1 Wagenmeister mit dem nötigen Personal.


Oberst Valentin von Selbzig war in Einsiedel B. A. Kulmbach, zu Hause, war 1597 wiederholt bei Friedrich IV. in Amberg und Neumarkt zu Besuch. In seiner Kompanie finden wir folgende Namen vertreten: Hermann und Veit, Ulrich von Rotenthan, von Parfuß, von Scharpfenstein, von Wangenheim, von Könitz, von Itzenblitz, von Podwils, von Gleichen.

Oberstleutnant Hans Heinrich von Trotha stammte aus Braunschweig. Der Vizeadmiral von Trotha ist ein Nachkomme eines Bruders. In seiner Kompanie standen u.a. Leutnant von Weidenberg, Fähnrich von Veltheim, ein Dietrich von Trotha, ein Arnim, zwei Königsmark, Pfuel, von Kalitsch, von Weidenbach, von Crosik, von Mansfeld, von Wetzdorf, von Köniz, von Castell.

In der Kompanie des Rittmeisters Wolf Adam von Steinau finden wir die Namen von Grafenreuth, von Witzleben, von Reitzenstein, von Zweifel, von Kürmreuth, von Klosen, von Leuchtenberg, von Hartz, von Sparnberg, von Bernklau, Lemminger, Hans Dietrich Wild von Pressath.

Über die Kompanie Eyb ist Näheres leider nicht bekannt.

In der Kompanie Steinsheim finden sich nur zwei Adelige; von Etzdorff und de Stas, sonst Reiter aus allen deutschen Gauen.

Rittmeister Ludwig Ernst von Marschalk war Landrichter von Burglengenfeld. In seiner Kompanie standen ein von Lauenstein, von Brandenstein, von Wangenheim, von Griesheim, von Lindenau 3 von Würghausen, 2 von Totleben, 2 von den Pfordten.

Rittmeister Balthasar von Weseneck war Besitzer des Burgguts in Nabburg, hatte 2 Höfe zu Wölfenberg und andere Lehen. Rittmeister Hans Christof von Brandt war Pfleger zu Pleystein. Rittmeister Georg Friedrich von Unruhe war Landsasse zu Reuth.

·    Geworbenes Fußvolk.

Das kurpfälzische Fähnlein stand unter Oberstleutnant Konstantin von Moderspach Pfleger in Hohenfels, das Ansbacher unter Hauptmann Hans Friedrich von Marschalk, das Kulmbacher unter Hauptmann Hans Friedrich von Hirschberg, das Ulmer unter Hauptmann Türkheimer, das Neuburger unter Hauptmann Hans Leonhard Sauerzapf, Pfleger in Allersberg.

Je nach Ankunft der geworbenen Truppen wurden die Reiter der Beamten und Landsassen sowie die Fähnlein des Ausschusses entlassen.

Am 10. Juni beschloß die Amberger Regierung, mit König Mathias von Österreich und Ungarn in schriftliche Verbindung zu treten, in der Hoffnung, an ihm einen Rückhalt gegen den auf die Seite Leopolds neigenden Kaiser zu gewinnen.

Zwei Tage darauf forderte die Regierung die Landsassen und Beamten auf, sich zur Musterung bereit zu halten, die bezirksweise vom 30. Juni bis 27. Juli stattfand. Dann wurden die Landsassen und Beamten in Kompanien zusammengestellt und diese am 3. September auf der Haide zwischen Nittenau und Bruck gemustert.

Nach dem Tode Friedrichs IV. wurde das kurpfälzische Fähnlein Moderspach am 2.Oktober von Sallern nach Amberg und Neumarkt verlegt. Der Grund hierfür ist in der Spannung zu suchen, die wie schon erwähnt, wegen der Vormundschaftsfrage zwischen Pfalz und Neuburg entstanden war.

Der Graf zu Nassau warnte in einer Beratung zu Amberg am 29. Dezember 1610 vor Neuburg und schlug vor, bei der Berufung eines Unionstages Neuburg zu übergehen. Er sagte "möchten sie wieder desertieren und Ursach nehmen, das Werk weitläufig zu machen". Als am 25. Februar 1611 bekannt wurde, daß die beiden Neuburger Prinzen August und Friedrich (die späteren Herzöge von Sulzbach bzw. Hilpoltstein) die Ämter Floß und Vohenstrauß besuchen wollten, wies die Amberger Regierung die Ämter Nabburg und Hirschau an, sie nicht einzulassen.

Zur Behebung der Schwierigkeit bei der Bezahlung der Truppen mußten die Städte, Amtleute und Untertanen aushelfen. Sie schossen im ganzen 25881 fl. vor.

Die Reiter der Kompanie Marschalk führten sich in und bei Regenstauf schlecht auf; sie plünderten, schändeten die Frauen und drohten mit Niederbrennen. Auch die anderen Fähnlein verübten nach ihrer Abdankung beim Rückmarsch Ausschreitungen in Kastl und Neumarkt.

Am 6. Januar zogen abgedankte Bayern durch Waldmünchen nach Böhmen, vermutlich um bei den böhmischen Ständen in Dienst zu treten.

Graf Johann zu Nassau begab sich nach der Abdankung mit seiner Gemahlin von Amberg nach Heidelberg.

Der böhmische Landtag war wohl in einer Vorahnung von dem bevorstehenden Einfall der Passauer am 28. Januar 1611 in Prag zusammengetreten und warb sofort zwei Infanterieregimenter und 2000 Reiter an. Die Passauer überschritten, wie schon erwähnt, am 30. Januar 1611 die böhmische Grenze, führten ihren Raub auf 260 Wagen mit sich und waren von 200 Dirnen und Vagabunden begleitet. In Österreich hatten sie einen Schaden von mehr als zwei Millionen fl. angerichtet. Sie nahmen am 1. Februar durch List Budweis ein, besetzten am 4. Tabor und trafen am 11. mit Erzherzog Leopold in Beraun zusammen. Am 12. verlangte Ramee unter dem Vorwand, daß er den Kaiser schützen müsse, von den böhmischen Ständen freien Paß und Quartier, was ihm verweigert wurde; am 13. erschien er vor Prag, wo die obersten Kronbeamten, offenbar in der Absicht, das Eindringen der Passauer zu erleichtern, nichts für den Schutz der Stadt anordneten. Am 15. früh überfielen sie die auf dem linken Moldauufer gelegene Kleinseite, die auf Befehl des Kaisers unbesetzt blieb, was nur als Begünstigung der Passauer aufgefaßt werden kann, wenn Rudolf auch am 25. schwor, daß er vom Einfall der Passauer keine Kenntnis gehabt habe.

Am 27. Februar dagegen erklärte er, er habe die Passauer zum Schutz gegen seinen Bruder Mathias rufen lassen. In der auf dem rechten Ufer gelegenen Altstadt, die von den böhmischen Ständen gehalten wurde, geriet das Volk in solche Wut, daß es die Kirche St. Peter und 4 Klöster plünderte und 25 Mönche erschlug. Die Jesuiten hatten ihr Kolleg rechtzeitig geräumt und 200 Mann ständische Truppen hineingelegt, die eine Plünderung verhinderten.

Als der Kaiser am 18. auf der die Altstadt beherrschenden Kleinseite Geschütz auffahren ließ, um die Altstädter einzuschüchtern, erklärten diese, beim ersten Schuß die Gesandten des Papstes, des spanischen Königs und anderer katholischer Mächte zum Fenster hinaus zu henken, keinen Katholiken am Leben zu lassen und alle Klöster zu zerstören. Ein gefangener Franziskanerpater des Klosters "Mutter Gottes Schneefeuer" sagte folgendes aus: Der Papst, der König von Spanien, die Bischöfe von Salzburg, Bamberg und Würzburg waren im Einverständnis mit dem Kaiser, daß Ramee in Böhmen einfalle, dann sollte Leopold zum König gekrönt, der Majestätsbrief und alle Privilegien vernichtet werden. Sollte das Heer Ramees zu schwach sein, so wollten der Papst 30000, Maximilian von Bayern 12000, die Bischöfe von Salzburg, Bamberg und Würzburg je 10000 Mann stellen. Schlimmsten Falls wollte der Kaiser aus seinem Schatz 20 Millionen Gulden zur Werbung eines weiteren Heeres spenden, um alle Ketzer auszurotten. Der kinderlose Kaiser mißgönnte seinem Bruder Mathias, der zur Ehe nicht tauglich sei, die Nachfolge als König von Böhmen, da Mathias den Böhmen sehr geneigt sei und ihnen alles genehmigen würde. Wenn dann der kinderlose Mathias sterbe, so könnten die Böhmen einen Ketzer wählen, der den katholischen Glauben unterdrücken würde. Leopold dagegen sei noch jung und werde vom Papst die Erlaubnis heiraten zu dürfen, sicher erhalten. Im Falle des Mißlingens des Planes beabsichtigte der Kaiser, jene Bauern, die katholisch werden, zu freien Herren des Bodens zu machen und sie zu ermächtigen, ihre Herren zu Boden zu schlagen und zu ermorden. Ein aufgefangenes Schreiben des Abtes von St. Margaret an den Abt zu Braunau schloß mit den Worten: "Unterliegt Leopold, dann Wehe den Katholischen, siegt er, so werden die Rebellen um den Majestätsbrief und ihre Privilegien kommen."

Am 19. Februar hatten die Stände 30.000 Bewaffnete des Landesaufgebots in Prag zusammengezogen, so daß Leopold am 24. die Waffenstillstandsbedingungen der Stände annahm. Diese ernannten am 24. dreißig Direktoren und duldeten keine katholischen Ratsherren, da diese "gemeiniglich Verräter" seien. Der Kaiser aber hielt die Waffenstillstandsbedingungen nicht und Leopold zwang am 26. unter Androhung des Köpfens den Oberstkanzler, einen Befehl in das Land hinauszugeben, der Friede sei geschlossen, es solle kein Mann des Aufgebots mehr nach Prag kommen, weshalb das Schießen an beiden Ufern der Moldau wieder losging. Die Passauer plünderten die ganze Umgegend aus, schnitten Bewaffneten erst Nasen und Ohren ab, ehe sie ihnen vollends den Garaus machten. Die Frauen schändeten sie, "daß es Gott im Himmel erbarmen möcht." Leopold schwor, die Beraubung der Klöster zu rächen, das Kind im Mutterleib nicht zu schonen und sich solange nicht scheren zu lassen, als noch ein Ketzer im Land sei. Am 28. verkündeten die Stände, die kaiserliche Bekanntmachung, daß der Friede schon geschlossen sei, ist falsch. Alles den Passauern zuziehende Kriegsvolk solle zu Boden geschlagen werden, was die Böhmen dann auch getreulich befolgten.

Als die Lage der Passauer immer bedenklicher wurde, dachten sie an ihren Abmarsch.  Ramee benützte den Abzug des englischen Gesandten, um mit diesem 9 Wagen mit geraubten Wertsachen fahren zu lassen. Sie wurden jedoch von den Böhmen am 3. März bei Welbarn abgefangen. Der Raub stellte einen Wert von 1½ Millionen fl. dar. Der mitgefangene Rat Tennagel gestand am 5., daß der Einfall das Ergebnis eines vorbedachten Planes gewesen sei, nit dem Leopold seine Erhebung auf den böhmischen Thron beabsichtigt habe. Die Köpfe der Führer der böhmischen Stände wären in großer Gefahr geschwebt. Tennagels Aussagen werden durch den dipolmatischen Schriftwechsel erhärtet.  - Die Bürger der Kleinseite erlitten einen Schaden von 700000 fl., darunter ein gewisser Simyzki 60000 fl. einschließlich 16000 fl. Bargeld.

Auf den Hilferuf der Böhmen marschierte König Mathias mit seinem Heere über Mähren an. Sein Vortrab – 8000 Mann und 6 Geschütze – kam am 6. März hinter dem Hradschin an und beabsichtigte am 8. die Belagerung zu beginnen. Die Passauer warteten dies nicht ab. Sie brachen in der Nacht vom 7./8. März auf und zogen gegen Beraun ab. Auch der Erzbischof von Prag flüchtete und wurde am 8. in Kolowrat erwartet. Gleichzeitig kamen immer noch Soldaten durch die Oberpfalz; sie waren vom Bischof zu Bamberg geworben worden, hatten aber große Furcht, von den Bauern in Böhmen erschlagen zu werden.

Am 13. März wurden die Schätze Leopolds im Werte von 200.000 fl. beschlagnahmt. – Am 14. kamen die Passauer nach Budweis wo Ramee am 17. die Offiziere zu einem Abendessen einlud. 9 Offiziere, die in Verdacht standen, mit Mathias und den Böhmen in Verbindung zu stehen, ließ er nach dem Essen mit dem Schwert hinrichten, also ermorden.

Leopold und Ramee zogen am 18, über Krummau und den goldenen Steig nach Passau ab, wo sie am 26. ankamen. Der größere Teil des Heeres blieb in Tabor, Budweis und Krummau.

König Mathias zog am 24. März und Prag ein und wurde hier am 23. Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt. Kaiser Rudolf erklärte am 6. Mai 1611 die beiden Grafen zu Sulz, den Grafen Althan, Oberst Ramee und alle Offiziere wie Unteroffiziere der Passauer in die Acht. Ein wiederwärtiger Beweis von Charakterlosigkeit, da Rudolf doch selbst den Einfall begünstigt hatte. Am 31. Mai begnadigte er wieder alle, bis auf Ramee, Graf Sulz und Oberst Trautmannsdorf. (Graf Sulz und Ramee waren am 28. August 1611 im Karthäuserkloster Brühl (Prüll) bei Regensburg, wo sie Schutz fanden.) Leopold ging leer aus. Er ließ 1613 Ramee aus nicht bekannten Gründen hinrichten. Später heiratete er Claudia von Medici und erhielt die Grafschaft Tirol. Der aus Hermann Schmids Roman bekannte Kanzler von Tirol., Dr. Biener, stand in seinen Diensten. (Biener war 1625-1630 Kanzler in Amberg, wo 1630 sein Vater starb. Er selbst wurde bekanntlich 1651 in Rattenberg hingerichtet.)

Im Mai 1611 fanden unter Vorsitz des Herrn von Rosenberg in Wittingau Verhandlungen über die Abdankung des in Böhmen verbliebenen Teils der Passauer statt, die Leopold vergeblich zu hintertreiben versuchte. Nach einem am 25. Mai in Wittingau abgeschlossenen Vertrag waren sie längstens in 14 Tagen zu entlassen. Kaiser Rudolf gab hierzu 300000 fl. her.

Der spanische Gesandte äußerte zu König Mathias über den Einfall der Passauer: "Der Teufel hätte den Katholiken keinen schlimmeren Streich spielen können."

Kaiser Rudolf starb am 20. Januar 1612, als der Markgraf von Ansbach und Fürst zu Anhalt in Prag waren, um ihn zum Anschluß an die Union zu bewegen.

Ereignisse in der Oberpfalz nach dem 1. Februar 1611.

Als das Überschreiten der Donau durch die Passauer und deren Einfall in Böhmen bekannt wurde, ordnete die Amberger Regierung am 11. Februar die Bereithaltung der Landsassen und Beamten für den Kriegsfall an. Der Pfleger Danhauser in Pfaffenhofen (ein Nachkomme von ihm ist in der Reichswehr, ein anderer Verwaltungssekretär in Landshut), der im Jahre 1596 den Türkenkrieg mitgemacht hatte, wurde noch in der Nacht zum 11. nach Amberg befohlen und erhielt den Auftrag, sofort nach Wittingau in Böhmen abzureiten und mit dem Herrn von Rosenberg, der wie erwähnt später die Verhandlungen mit den Passauern leitete, über die gegen die Passauer zu treffenden Maßnahmen zu Verhandeln. Er ritt noch in der Nacht zum 12. mit Sebastian Koberger aus Kastl ab und nahm den Weg über Schmidmühlen.  Straßkirchen, Linz, wo beide wegen Hochwasser fünf Tage warten mußten. Am 1. März kamen beide wieder zurück. Die Reise kostete 133 fl. – Der Hammermeister Andreas Zennefels von Wolfsbach (eine 1608 geborene Tochter heiratete Friedrich von Erckenbrechtshausen auf Ursensollen) wurde ebenfalls auf Kundschaft zum Herrn von Rosenberg gesandt, mußte aber einen anderen Weg machen. Er ritt mit einem Diener am 12. Februar von Amberg über Bruck, Arschwang, Klattau ab. Als er am 19. eine halbe Meile von Budweis entfernt war, kam die Nachricht von der Kleinseite Prags durch die Passauer mit der Weisung der böhmischen Stände, keinen Zuzug für die Passauer zu dulden, alle Deutschen gefangen zu nehmen oder zu erschlagen. Zennefels kehrte um, kam bis Strakonitz, wo er festgenommen, beschimpft und am 21. nach Horazdiowitz abgeliefert wurde. Als er am 27. verhört wurde, kamen 33 für die Passauer bestimmte Soldaten, die alle erschlagen wurden. Die 9 begleitenden Frauen warf man ins Wasser. Am 3. März wurde er durch den Waldmünchner Pfleger Georg Peter von Sazenhofen, der von seiner Verhaftung verständigt worden war, befreit. Am 7. März berichtete er in Amberg an die Regierung über seine Erlebnisse. – (Sazenhofen war schon vom 15. bis 18. in Böhmen, um über die Passauer Nachrichten einzuziehen).

Auch der Landsasse Michael Lidl von Deining, der am 28. Februar zur Erkundung nach Böhmen abgesandt worden war und über Waidhaus bis Pilsen kam, mußte hier wieder umkehren, da die Bauern ihm den Weg versperrten.

Am 15. Februar bestimmte die Regierung vom Ausschuß 200 Mann nach Waidhaus, 100 Mann nach Eslarn; die anderen Orte, die selbst Fähnlein aufstellten, wurden durch diese besetzt. Die Bereitstellung von Stallungen, der Bau von Hütten und Blockhäusern wurde überall, wo notwendig, angeordnet. Oberstleutnant Moderspach besichtigte die Grenze gegen Böhmen und ordnete das Nötige an. An der Schanze bei Waidhaus wurde vom 18. Februar bis 26. März gearbeitet, an jener bei Eslarn vom 30. März bis 11. Juni; die Kosten betrugen 133 bzw. 522 fl. (Von der Schanze bei Waidhaus waren vermutlich Reste aus früherer Zeit vorhanden. Sie wurde wahrscheinlich nur ausgebessert.)

Fürst zu Anhalt befand sich am 19. Februar schon in Berlin wo er Verhandlungen zwischen Brandenburg, Neuburg und Sachsen leitete; Mitte Juni kehrte er nach Amberg zurück.
Am 18. Februar waren folgende Orte von Mannschaften des Ausschusses oder von Soldaten belegt.: Bärnau, Mähring, Schönwald, Waidhaus, Eslarn, Schönsee, Waldmünchen, Parkstein, Pleystein, Floß, Flossenbürg, Witschau, Lauterhofen, Nabburg, Hirschau. Am 26. Februar waren 800-1000 Mann ins Wartgeld genommen, dazu sollten nach Weisung des Pfalzgrafen Johann noch 500 Reiter kommen, die Oberst von Selbiz bereitstellen sollte.

Am 20. März waren außer den bereits genannten Orten Amberg, Neumarkt, Kastl, Auerbach, Schnaittenbach, Schlicht mit Soldaten belegt. – Oberst von Selbiz war am 7. März in Amberg und machte seine Vorschläge wegen der Annahme von Reitern. Diese verlangten monatlich 8 fl. Wartgeld und wollten sich nicht unter drei Monaten annehmen lassen. Selbiz schlug vor, den Reitern 12 fl. Antrittsgeld, den Rittmeistern 170 fl. Wartgeld zu geben.

Pfleger Danhauser ritt am 2. März mit Hans Schmetzer wieder von Amberg ab, um ein Schreiben an den Herrn von Rosenberg zu überbringen und Nachrichten einzuziehen. Er nahm den Weg über Regensburg, Vilshofen, Linz nach Wittingau, wo er vom 10. bis 28. März Gast des Herrn von Rosenberg war. Auf dem Rückweg mußte er sein krumm gerittenes Pferd in Straubing gegen ein Aufgeld von 27 fl. umtauschen. Am 5. April kam er nach Amberg zurück; die Reise kostete 182 fl. 46 Kreuzer.

Am 6. März klagte der Pfleger von Nabburg, daß die Bauern für jeden einquartierten Mann täglich 12 bis 15 Kreuzer aufwenden müssen. Die Soldaten zogen in Trupps von 20–60 Mann im Land umher und schlugen den Bauern die Köpfe blutig.

Am 16. März meldete der Pfleger von Treswitz, daß Ramee gegen die Oberpfalz anmarschiere; Graf Solms beantragte den Böhmerwald zu verhauen. – Am 21, März kamen abgedankte Passauer durch Kallmünz.

Am 24. März kam von Heidelberg die Mitteilung, daß die 2 Reiterkompanien Obentraut in  die Oberpfalz und zwar in das Gemeinschaftsamt Parkstein gelegt werden sollen. Neuburg verwaltete mit der Kurpfalz das Gemeinschaftsamt und legte gegen diese Belegung Protest ein, der aber nicht beachtet wurde. Die Reiter trafen am 24. März in Neumarkt ein, blieben bis zum 28., begingen hier schwere Ausschreitungen und kamen am 29. nach Weiden. Hier wurden sie am 1. Juni abgedankt, wobei sie Schwierigkeiten machten und Drohungen ausstießen.

Am 12. April wurde die Abdankung der Landsassen und des Ausschusses angeordnet.

Pfleger Danhauser ritt mit einem Begleiter am 19. April erneut von Amberg ab über Waidhaus, Pfraumberg, Klatterau, Rokitzan, Beraun, kam am 25. nach Prag, wo er bis zum 27. blieb, dann über Tabor zu Herrn von Rosenberg nach Wittingau. Nach sechstägigem Aufenthalt ritt er am 5. Mai ab, kam am 7. nach Prag, von da über Mauth, Klatterau, Waidhaus am 12. Mai nach Amberg. Der berittene Begleiter erhielt täglich 20 Kreuzer, der mitgelaufene Bote neben der Kost täglich 10 Kreuzer. Die Gesamtkosten betrugen 114 fl 56 Kreuzer.

Am 3. Mai sandte die Stadt Nürnberg für die Reiter Obentrauts 2000 fl. mit der Erklärung, mehr nicht aufwenden zu können. Vom 12. Mai ab wurde das in Wartgeld genommene Kriegsvolk abgedankt. Der Markgraf von Ansbach schlug am 16. vor, seine Kompanien an die böhmische Grenze zu legen, was die Amberger Regierung ablehnte. Offenbar hatte sie durch Danhauser erfahren, daß die Verhandlungen in Wittingau einem günstigen Abschluß nahe standen.

Am 9. Juni verfügte Pfalzgraf Johann die Entlassung des Pflegers von Hohenfels, Oberstleutnant von Moderspach. Vermutlich wird seine Verwicklung in einen Kuppeleiprozeß in Amberg die Ursache gewesen sein.

Über die Verwaltung der Jülicher Lande fanden unter dem Vorsitz des Fürsten Christian zu Anhalt im März und April 1611 in Berlin und Jüterborg Verhandlungen zwischen Brandenburg, Neuburg und Sachsen statt, die am 10. April mit einem vorläufigen Vertrag endeten. Fürst zu Anhalt kehrte Mitte Juni 1611 nach Amberg zurück. In dem Vergleich zu Xanten vom 12, November 1614 wurde Jülich zwischen Brandenburg und Neuburg geteilt und diese Teilung 1666 durch den Vertrag von Cleve endgültig bestätigt.

Nun kam der unangenehme Teil der Abrechnung. Die Union berief hierzu auf 31. Juli 1611 eine Tagung nach Rothenburg ob der Tauber, auf der die Städte gegen den Einfall in das Straßburger Gebiet protestierten, da ihre Zustimmung hierzu nicht eingeholt worden war. Auch die Kosten für den Feldzug gegen Jülich wollten sie nicht tragen. Nach dem Rechnungsabschied vom 2. September 1611 hatte die Union 624664 fl. Schulden, davon 256084 fl. an die Kurpfalz. Von dieser Schuld hatte die Pfalz im Jahre 1621 noch 45796 fl. zu fordern. Die Stände schuldeten der Union 137393 fl. Beanstandet wurde u.a. die mangelhafte Belegung der Artillerierechnung durch die Kurpfalz, die auf einem Partikularkonvent zu Amberg nachgeprüft werden sollte. Hierzu erschienen von der Pfalz Kanzler Dr. Petsch, Rentmeister Richius, Vertreter von Ansbach, Kulmbach und Nürnberg. Die Artillerierechnung wurde in der Höhe von 15534 fl vom 19. bis 24. Dezember, die Proviantrechnung vom 26. bis 29. geprüft und glatt genehmigt. (Die Protestanten rechneten nach dem alten Kalender, dessen Angaben 10 Tage hinter dem neuen liegen; sie feierten Weihnachten am 4. und 5. Januar des neuen Kalenders.) Die Rechnung des Rentmeisters über die im Schweinfurter Tag bewilligte 8 Monate wurde am 2. und 3. Januar genehmigt. An diesem Tage schloß der Fürst zu Anhalt den Partikularkonvent. Am 1. Februar wurde der Rat Saugenfinger als Einnehmer der Union in der Legstadt Amberg bestimmt.

Verschiedenes.

Kurfürst Friedrich IV. war schwer gichtleidend. Oberst Ramee prahlte, er werde "dem hinkenden und lahmen, wenn er zu ihm käme, den Kopf zwischen die Füße legen".

Das Strafrecht für die Reiter der Kompanie Selbiz war in 60 Kriegsartikeln niedergelegt, die großenteils in die heutigen Heere übernommen wurden. Sie geboten u.a. den Besuch der Predigt, die Schonung der Frauen und Kinder, der alten Leute und Priester, sofern sie keine Gegenwehr leisten, der Kirchen, Klöster und Spitäler. Fahnenflucht machte vogelfrei und wurde am Leben gestraft. Ähnliche Bestimmungen hatten auch für die Landsassen und den Ausschuß Geltung.

Feldwebel Oswald Lyhe des Kulmbacher Fähnleins hatte in Roding mit der Magd seines Quartierherren, des Wirts Ulrich Seiz, Babara Riedl ein Verhältnis. Wegen der Weigerung, sich zu ihm ins Bett zu legen, hat er sie so mißhandelt, daß sie an den Folgen starb. Er wurde zum Tode verurteilt und durch den Scharfrichter von Burglengenfeld mit dem Schwerte hingerichtet. Die erwachsenen Kosten betrugen 51 fl 35 Kreuzer.

Am 2. August 1610 waren mehrere Junker der Kompanie von Trotha von Bruck nach Neunburg geritten und hatten dort gezecht. Den Ritt nach Bruck zurück machten sie nicht zusammen, sondern in zwei Parteien; im Wirtshaus von Windmais trafen sie wieder zusammen. Als der Junker David von Watzdorff der dreimaligen Aufforderung des Fähnrichs Georg Hartwig von Veltheim, nach Hause zu reiten, keine Folge leistete, kam es zu Tätlichkeiten, in deren Verlauf Veltheim den Watzdorff niederstach und erschoß. Veltheim wurde nach einem von der Universität Altdorf eingeholten Gutachten zum Tode verurteilt, jedoch auf höhere Verwendung unter der Bedingung begnadigt, daß er sich nach Livland in die Dienste von Schweden begebe und sich 15 Jahre lang gegen die Moskowiter gebrauchen lasse. 15 Jahre lang dürfe er den Reichsboden nicht betreten. Die Prozeßkosten in Höhe von 300 fl. wurden ihm aufgebürdet. (Veltheim ist später in dänischen Diensten im Kriege gegen die Kaiserlichen (1626–) gefallen. Sein Bruder ist der Ahne des Herrn von Veltheim in Destedt bei Braunschweig, eines Schwagers des Vizeadmirals von Trotha.)

Die Plattner Hans Brecher und Martin Schneider in Nürnberg erboten sich am 28. Juni 1610 folgende Ausrüstungsstücke zu liefern: 150 Trabharnische zu 7½ fl, 15 Kürasse zu 15 fl, 100 schußsichere Brüste mit Kreuzriemen und ungarischen Hauben zu 5 fl.15 Kr. Sebald Henz in Nürnberg lieferte 20 Zentner Pulver zu je 27 fl. Für die in den Gräben vor den Schanzen angebrachten spanischen Reiter wurde 7250 Stangen mit eisernen Spitzen geliefert.  Im Amt Burglengenfeld kostete im Jahr 1605 ein Schlachtschwert 3 fl. eine schwarze Rüstung 4 fl 40 Kr., eine gestreifte Rüstung 5½ fl, ein langer Spieß 36 Kr., eine Hellebarde 1 fl 12 Kr., eine Muskete 3 fl 15 Kr., eine Hacke 2½ fl, eine Pulverflasche, Gabel, Kugelzieher, Wischer und Werg zusammen 3 fl 15 Kr. Die Bekleidung und Ausrüstung eines Mannes des Ausschusses Weißenohe bestand in Hut und Schnur zu 28 Kr., Leibgürtel mit Behäng 20 Kr., Bandelier 52 Kr., Pulverflasche 1 fl, Muskete mit Gabel 3½ fl, Sack zur Muskete 1 fl, Umschlag 12 Kr., 1 Paar Handschuhe 20 Kr., 1 Paar weiße Strümpfe 16 Kr., 1 Paar Schuhe 32 Kr., 1 Seitengewehr 36 Kr., im Ganzen 6 fl 6 Kreuzer. Aus dem Amberger Zeughaus wurden nach Jülich Mörser und Munition geliefert, die einschließlich der Fracht 1831 fl kosteten. Eine Kartusche wog 9,34 Pfund und enthielt 50 Prozent Eisenstücke, 43 Prozent Musketenkugeln und 7 Prozent Pech.

Zahlreiche Boten wurden versandt, insbesondere im Frühjahr 1611. Für den Gang von Amberg nach Berlin erhielt ein Bote 5 fl. Gänge in das gefährdete Böhmen wurden höher bezahlt. Die Auslagen für Botengebühren betrugen im Ganzen 1663 fl. 50 Kr. –Der Krämer Michael Preuschel in Amberg lieferte für den Grafen zu Nassau Waren im Betrage von 1409 fl 10 Kr., darunter für die Trauerkleider beim Tode Friedrichs IV. 90 Ellen schwarzes Tuch zu je 3 fl 45 Kr., 106 Ellen schwarzen Lindisch Tuch zu je 2 fl 15 Kr. Lehenspropst Rupprecht Schlör nahm im Oktober 1610 als Mitglied der Gesandtschaft nach München folgende Apothekerwaren mit: Zeltlein für böse Luft 15 Kr., Zitronat 15 Kr., Laxierkonfekt 25 Kr., Rosen- und Lavendelwasser 4 Kr., Schwarzkirschenwasser 1½ Kr., Elixier vitä 10½ Kr., im ganzen für 1 fl 11 Kr.  Die bay. Regierung gewann die in Bernhardswald lebenden Katholiken Martin Mayer und Sohn als Kundschafter, die alles getreu zu berichten versprachen.

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