Zur Geschichte des Hammerwerkes im Landsassengut Theuern
Von Rudolf Gerstenhöfer
Von Rudolf Gerstenhöfer
Die Oberpfalz — ehedem ein bedeutendes Wirtschaftsgebiet
Die Oberpfalz, die gewiß mit Recht als das Ruhrgebiet des Mittelalters bezeichnet wird, war vor einem halben Jahrtausend in wirtschaftlicher Hinsicht ein Schwerpunkt erster Ordnung. Während sie heute nur ein Randgebiet des großen europäischen Wirtschaftsraumes mit allen Nachteilen eines solchen bildet, lag dieses bedeutende Wirtschaftsgebiet damals im Herzen des Reiches und lieferte in einer Art Monopolstellung Roheisen für große Teile Europas, da die heutigen führenden Eisengebiete (Siegerland, Steiermark und Lothringen) zu dieser Zeit noch bedeutungslos waren.
Nach den historischen Feststellungen des oberpfälzischen Berg- und Hüttenwesens führen die ersten Nachweise der Gewinnung und Verhüttung von Eisenerz sogar bis in die vorchristliche Zeit (La Téne A-Zeit; 550–400 v. Chr.) zurück. Aufgedeckte Schürffelder, Ofenstellen und Schlackenhalden im Südwesten der Oberpfalz (um Parsberg, Riedenburg und Kelheim) weisen auf eine großzügige Ausbeutung der dort auftretenden Erze durch die damals in diesem Gebiet ansässigen Kelten hin.
Erst im 14. Jahrhundert bildet die Gegend um Amberg-Sulzbach den Mittelpunkt der Erzförderung und Eisenverarbeitung, und der größte Teil der Eisenerzeugnisse wurde ja ab Mittelalter auf der schiffbaren Vils, die damals noch einen günstigeren Wasserstand hatte, nach den Donauländern verfrachtet. Daher entstanden gerade von Amberg vilsabwärts eine Reihe von Hammerwerken, zu denen neben den zwei ältesten (Schmidmühlen und Leidersdorf) u. a. auch der Eisenhammer Theuern zählt. Die Eisenhämmer waren ja die ersten Industriebetriebe des Mittelalters, und unter einem sogenannten Hammer (lat. malleum) verstand man eigentlich in der Oberpfalz grundsätzlich die Vereinigung einer Schmelzhütte und einer Weiterverarbeitungsstätte, die das gewonnene Roheisen zu Halbfertigwaren (Schienen und Stäbe) ausschmiedete. Dies gilt sogar schon für das 13. Jahrhundert.
Um diese Zeit bestand allerdings in Theuern (heute Pfarrdorf mit rd. 520 Einwohnern, 9 km südlich von Amberg) noch kein Hammerwerk, obzwar gerade mit der Einführung der durch Wasserkraft betriebenen schweren Schmiedehämmer und Blasbälge an allen Flüssen und Bächen neue Hammerwerke gegründet wurden. Vorher hatte man nämlich das Erz in Werken, die nur durch Muskelkraft bewegt wurden, in sogenannten Trethütten („fabricae pedales“) verarbeitet. Diese Hütten aber standen, nicht an Flußläufen, sondern in der Nähe der Eisenerzlager, und zwar meist an den Abhängen der Berge. Auch in der Hammer-Vereinigung zwischen den Städten Amberg und Sulzbach vom 7.1.1387 suchen wir Theuern vergebens, wenn es auch in heimatkundlichen Abhandlungen heißt, der Hammer wäre „frühzeitig“ errichtet worden. Unter den 83 Schienhämmern finden wir aus der näheren Umgebung bloß Hairam Alhardt mit dem Hammer zu Häslmühl (heute Haselmühl, 1280 Heasenmul) und dem zu Freudenberg, ferner Ulrich Walzenhofer mit dem Hammer zu Schmidmühlen, das als smidmuln schon um 1000 erwähnt wird. (1010 – 1020 Smidimulni = „einem Schmied gehörende Mühle“). Trotzdem bestand aber damals auch noch der Schienhammer zu Leidersdorf, der zu denen gehörte, die sich außer der Einigung hielten. Leidersdorf, das schon 975 – 990 urkundlich als Lagedeosdorf genannt wird, besaß nach August Sieghardt schon 1178 einen Eisenhammer.
Die ersten Anfänge des Theuerner Eisenhammers
Theuern müssen wir nämlich wie Wolfsbach zu den Hämmern rechnen, die erst im 15. Jahrhundert urkundlich genannt werden. Wenn wir auch die genaue Zeit der Entstehung nicht wissen, was ja bei den meisten der Fall sein wird, so läßt sich doch aus verschiedenen anderen Einzelheiten dieser Zeitpunkt doch ziemlich genau erschließen. Im Jahre 1478 schreibt sich Paul Sauerzapf „von Theuern“. Die Sauerzapf, eine reiche, aus Sulzbach gebürtige Familie, besaßen u. a. im 15. Jhd. die Schienhämmer Haunritz und Hirschbach, beide schon im 14. Jhd. genannt. Der genannte Paul Sauerzapf war ein Sohn des Jakob Sauerzapf, der wegen seines Reichtums in großem Ansehen stand. Er besaß die Schlösser Rosenberg, Hirschbach, Hauseck, die Eisenhämmer zu Fronberg und Lauf und viele Höfe und Güter um Sulzbach und Amberg. Er starb 1478. Da nun Paul Sauerzapf, der 4. Sohn Jakobs, in diesem Jahr zu Theuern saß, ist anzunehmen, daß auch sein Vater schon vor 1478 Besitz davon hatte und Paul Theuern als Erbgut erhielt. Außer Theuern besaß Paul noch die Eisenhämmer zu Deuerling und Leidersdorf, und er bekleidete eine Ratsstelle zu Nürnberg. Er starb um das Jahr 1520. Theuern hatte er aber schon früher Peter dem Nortweiner verkauft, der 1482 als Gutsherr von Theuern urkundlich genannt wird. Im nächsten Jahrhundert war das Kirchdorf Rohrbach im Vilstal, dessen Hammerschloß mit einem übereck gestellten dreigeschossigen Erker heute noch steht, der Sitz des Geschlechtes der Sauerzapf bis 1762, als der letzte Sauerzapf zu Rohrbach starb.
So muß also wenigstens im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts auch der Eisenhammer in Theuern entstanden sein. Bei den Sauerzapfs war ja das nötige Kapital vorhanden und bestimmt auch die Erfahrung auf diesem Wirtschaftsgebiet. Der Bergbau in der Oberpfalz hatte den Rückschlag durch die Hussitenkriege bereits überwunden. In allen Gegenden wurden eingegangene Bergwerke und Eisenhämmer wieder in Gang gebracht und sogar neue ins Leben gerufen. Bestimmt war man auch bestrebt, das notwendige Erz, wenn möglich, in der Nähe zu graben. Daß dies wenigstens am Anfang auch beim Theuerner Eisenhammer der Fall war, verraten uns etliche Flurnamen wie: das Gruber, in den Gruben, Grubenschlag, Grubenbrut, Erz(t)weg (und Schauloch?). Freilich handelt es sich nur um kleine Schächte, von denen aus nur immer im engen Umkreis das Erz abgebaut wurde. Diese alten Baue sind sämtlich zu Bruch gegangen, weil ja der Abbau ohne Versatz, also von oben nach unten, betrieben wurde und die Überlagerung der Erze nur aus tertiären und kreidezeitlichen Tonen und Sanden besteht. Dafür sprechen die zahlreichen alten kleinen Pingen, die sich in den Wäldern südlich von Amberg im Vilstal befinden (im Klosterwald bei Ebermannsdorf, bei Theuern, Leidersdorf und Hirschwald).
Ausbau des Portnerschen Hammergutes
Einen besonderen Aufschwung nahm der Theuerner Eisenhammer, als Ruger Nortweiner seinen vom Vater ererbten Sitz Theuern an Peter Portner verkaufte (1518), der Mitbesitzer des Leidersdorfer Hammers war (seit 1498) und 1515 auch die Mühle in Wolfsbach erworben hatte, die er zu einem Blechhammer ausbaute. Die Portner stammten von Regensburg und widmeten sich im 16. Jahrhundert dem Hammerwesen. Trotzdem das kurfürstliche Ritterlehen Theuern durch seinen Waldreichtum (zu Beginn des 17. Jhd. mehr als 6000 Tagwerk) bekannt war, gab es innerhalb der Portnerschen Familie und ebenso mit den Nachbarn öfters Unstimmigkeiten wegen der Holzentnahme zum Kohlebrennen. Schon 1532 kam es zu einem Vergleich wegen der strittigen Klosterwaldungen zwischen dem genannten Portner und seinem Sohn Hans, der Leidersdorf übernommen hatte. Von 1560 an lagen dann die anderen Söhne Wolf und Heinrich Portner und ihre Nachfolger wieder im Streit mit der Regierung, weil sie auf ein vermeintliches Recht pochend, aus dem Waldrevier „Schüttler“ (ehedem Klosterbesitz) Holz entnahmen. 1586 erhoben Anna Portnerin, Hans Portners Witwe, und ihre drei Söhne Klage gegen den Wolfsbacher Hammermeister Wolf Jakob Oberstetter ebenfalls wegen Abgabe von Holz in den Ensdorfer Waldungen. In dem Streit (um 1588) der genannten Witwe gegen Wolf und Hans Joachim Portner auf Haselmühl wegen der Altmannschen Hölzer bei Vilshofen berechnen diese ihren Schaden auf 1237 fl. Noch 1590 wurde wegen der Ast- und Meilerkohlen ein Vertrag zwischen Friedrich, dem Sohne Wolfs, und dessen Vettern Endres, Hans und Quirin Portner abgeschlossen, da damals das Landsassengut Theuern ja noch geteilt war (bis 1594). Die Ursache all dieser Streitigkeiten verstehen wir erst dann recht, wenn wir bedenken, daß damals nur der Holzreichtum die Grundlage der Eisenhämmer bildete. Das alleinige Brennmaterial der Schmelzherde war ja die Holzkohle, und der enorme Holzverbrauch der Hammerwerke machte sogar eine „oberpfälzische Waldordnung“ notwendig, um eine geregelte Waldwirtschaft zu gewährleisten.
Aus einer Urkunde des Jahres 1557 erfahren wir, daß die Theuerner Hammer das Erz von Amberg und Sulzbach mit Fuhrwerken bezog und Eisen nach Regensburg lieferte. 1569/70 mußte das Hammerwerk Theuern für seine Erzschulden an die Eisenhandelsgesellschaft in Amberg Eisen und auch Eisenerzeugnisse abgeben. Auch ein Teil des in den Jahren 1550 bis 1580 in Ulm gehandelten Eisens stammte von Theuern, was aufgrund eines Hammerwerkszeichens (Flammen in der Pann) festgestellt werden konnte. Jeder Hammer mußte nämlich sein Zeichen (Hammer- oder Warenmarke) auf die geschmiedeten Erzeugnisse schlagen, was schon in den Statuten der Hammervereinigung von 1387 festgelegt worden war.
Obzwar aus der damaligen Zeit zahlreiche Urkunden erhalten sind, ist nirgends gesagt, zu welcher Hälfte des Gutes Theuern eigentlich der Hammer gehörte. Dieser scheint sogar zeitweilig in anderen Händen gewesen zu sein, denn 1571 wird Jakob Gleich als Hammermeister von Theuern genannt, dessen Sohn Hans, ebenfalls „zu Theuern“ zehn Jahre später einen „Kauf an Portner“ (Eisenhammer?) abschließt. Der Amberger Bürger Leonhard Gleich besaß schon 1539 den Sitz und den Hammer Haselmühl, der durch Einheirat (um 1585) an einen Heringnoher Portner kam.
Über das Aussehen einer Hammerhütte der damaligen Zeit (1596) geben uns Zeichnungen von Hammerwerken auf Karten Aufschluß. Charakteristisch sind die beiden „Schornsteine“ zum Abzug der Funken und des Rauches für Zerrenherd (zur Gewinnung des Roheisens) und Löschfeuer (auch „Schmidofen“ genannt, zum Ausschmieden unterm wasserbetriebenen Hammer), und auch zwei Wasserräder zum Antrieb der Blasbälge – um 1622 hatte der Theuerner Hammer 3 Paar solche Bälge – und Schmiedehämmer fehlen nicht. Das innere der Hammerstatt besteht aus den beiden schon genannten Herden, 2 hölzernen Blasbälgen, 2 wasserbetriebenen Eisenhämmern mit je einem Hammerstock, kleineren und größeren Ambossen und einer Vielzahl Handwerks- und Schmiedezeugs.
Niedergang und Wiederaufbau im 17. Jahrhundert
Seit 1620 besaß der schon genannte Quirin Portner das Hammergut Theuern, das damals auf 23180 fl. geschätzt wurde. Dieser machte mit Unterstützung seiner Frau Katharina den Besitz schuldenfrei, bestimmte aber in seinem Testament (1612), „der Hammer soll eingehen, da die Waldungen nicht das nötige Holz mehr liefern können“. Von seinen 4 Söhnen sollte Wolf Heinrich auf dem Hammer wohnen, doch die Verwaltung der Güter überließ er seiner „lieben Hausfrau“. Diese konnte aber den Rückgang der Hammer-, Wald- und Feldwirtschaft nicht verhindern, weil sie durch die ältesten Söhne keine Unterstützung fand, und der Betrieb des Hammers ging so zurück, daß die Abrechnung vom Mai 1615 bis Mai 1616 sogar Mehrausgaben in der Höhe von 2297 fl. ergab.
Erst als die Regierung für den Vormund Hans Andre Portner, der nicht zum Besten der Güter waltete, den Amberger Bürger Heinrich Müller, der im Hammerbetrieb Erfahrung hatte, bestellte (Juli 1622), wurde „das Hammerwerk, so vorhin sehr eingegangen, wieder zurecht und vermög der Rechnung ein starkes darin verbaut“ und „in 3 Jahren uff 3750 fl. … eingenommen“ (bis 1625).
Durch die Ungunst der Verhältnisse – die Theuerner Portner waren, weil sie nicht katholisch werden wollten, 1629 emigriert und konnten nur selten in Theuern nach dem Rechten sehen – arbeitete der Hammer im Jahre 1630 wieder mit einem Verlust von 1500 fl., weshalb Hans Georg Portner am 25.1.1631 die Bewilligung erhielt, auf einige Tage nach Theuern zu kommen, wo an Lichtmeß als neuer Hüttenkapfer (Obergeselle, Aufseher) Hans Christoph von Sit die Leitung übernahm. Im Jahre 1632 wurden der Hammer und die Mühle von den wiederholt durchziehenden Truppen zerstört und die Waldungen größtenteils abgetrieben und das Holz zum Ausbau der Schanzen außerhalb des Stadtgrabens von Amberg verwendet.
Bei der im Jahre 1636 erfolgen Schätzung des Gutes Theuern (Gesamtwert rd. 41.000 fl.) wurde der Hammer (z. Z. „nicht ganghaft“) mit dem 3 ¼ Tgw. Großen ringsummauerten Garten samt Obstbäumen und Hopfengestänge nur mit 3.000 fl. und der Wald (4.000 Tgw.) mit 20.000 fl. bewertet. Nach dem gerichtlichen Vergleich vom 21.8.1637 mußten die Riedner Portner als Hauptgläubiger davon an Georg Portner, den jüngsten Sohn Quirins, u. a. den Hammer und 1.000 Tgw. Wald herausgeben.
Über den Zustand der Theuerner Hammerhütte nach den Kriegswirren unterrichtet uns der Bericht des Amberger Bergwerksbeamten Johann German Barbing vom 16.1.1666, in dem es bei Theuern heiß: Ist ein Schien- und Eisenhammer daselbst, so Georg Portners nachgelassenen Erben gehört, wovon die Hammerhütte, die Hammerschmiedehäuser und Wohnungen neben dem Hammerhaus alles zu Grunde gegangen und eingefallen. Daher solches Hammerwerk ganz und gar öd liegt, und keine Hoffnung ist, daß solches von den Inhabern mehr aufgerichtet wird. Anstatt des Hammerwerks ist jetzt eine Mühle samt einer Säge vorhanden, so die Portnerschen Erben noch besitzen.
1668 erwarb dann Johann Georg, der Sohn des genannten Georg Portner, zu dem väterlichen Erbteil noch den 2/5-Anteil von seinem Vetter Johann Jakob. Er versuchte auch, nach und nach die Kriegsschäden zu beseitigen, und schon 1681 und 1684 wird Andre Ruland als Hammermeister in Theuern genannt, der 1687 den 3/5-Anteil und 1694 auch den Rest des Theuerner Gutes von den Portnern kaufte. Die obigen Angaben berechtigen die Annahme, daß schon 1681 mit dem Wiederaufbau des Hammers begonnen wurde, trotzdem die Bergbautätigkeit in Amberg erst 1693 wieder aufgenommen wurde. Allgemeine Angaben besagen auch, daß „der alte Ruland“ ihn (gemeint ist der Hammer) von Grund aus neugebaut habe, und im Anschlag über die Hofmark Theuern vom 20.1.1724 wird darüber folgendes festgestellt: Hammer gangbar gemacht, sobald in Rulands Hände gekommen, jährlich 500 Ztr. Eisen; Wert 10.000 fl. Diese Wertangabe beträgt sogar nach der Gesamtschätzung rd. Ein Viertel der gesamten Hofmark.
Die Freiherrn von Lochner als Hammerwerksherren
Nach dem Kauf des Gutes (1727) durch Christian Heinrich Lochner von Hüttenbach ließ dieser schon 1728/29 oberhalb der Hohen Straße (heute noch Flurnamen „Im Gruber“) und auf dem „großen Schlag“ (heute Flurnamen „Gruppenbrut“ der Waldabteilung Schloßberg) nach Eisenerz schürfen. Der „grueber“ wird aber auch schon 1669 beim Burgstuhl erwähnt. Diese Tatsachen machen eine Reihe von Flurnamen verständlich, die irrtümlicherweise umgedeutet wurden: wie Gruppenbrut = eigentlich Grubenbrut (1841 als Kruppenschlag mit alten aufgelassenen Erzschächten), ferner Scheuerlohwiese und Scheuerlohacker; um 1800 jedoch mit der Bezeichnung „im Gruber beim Schauloch“ und Arztweg (zu Erz). Bei Regenwetter bilden sich dort heute noch Einbrüche auf dem Wiesengelände, die eingefüllt werden müssen (Gewährsmann Josef Friedrich, Theuern Nr. 37, 81 Jahre alt).
Diese Brauneisensteinlager der sogenannten Amberger Verwerfungsspalte von wechselnder Mächtigkeit und Beschaffenheit (mit etwa 45% Eisengehalt) ziehen sich ja von Etzmannsberg bei Sulzbach über Amberg (Erzberg) bis nach Ebermannsdorf, der Nachbargemeinde von Theuern. 1912 begann hier bei Ebermannsdorf, Penkhof und Haidweiher die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten A. G. (Deutsch-Lux) mit der Errichtung von Bohrtürmen erwarb 1913 zehn Tgw. Grund beim Haidweiher und errichtete einen Schacht mit 60 m Tiefe unmittelbar an der Straße Amberg-Schwandorf, dessen Erzförderung mit einer Drahtseilbahn zur Bahnstation Hiltersdorf geschafft wurde. Die Grube hatte jedoch bald unter Wasserandrang zu leiden und wurde 1915/16 zunächst eingestellt, kurze Zeit darauf wieder betrieben und 1926 erneut stillgelegt. Die ebenfalls von der Deutsch-Lux angelegte kleine Erzgrube bei Ebermannsdorf mit guten Aufschlüssen an Spat- und Brauneisenstein setzte ihre Förderung bis 1920/21 an die Luitpoldhütte ab und kam mit der wirtschaftlichen Krisis im Spätherbst 1923 außer Betrieb. Immerhin wurden hier und beim Haidweiher von den „Luxemburgern“ bis 1927 noch 82042 t Eisenerz gefördert. (Penkhof förderte 1927 noch 3000 t im Monat).
Daß die Lochner als Hofmarksherren ein besonderes Interesse an dem Bestand des Eisenhammers hatten, bestätigte der Umstand, daß diese das Hüttenwerk, trotzdem es zweimal kurz hintereinander (1747 und 1755) durch Brandeinwirkung zerstört wurde, wieder aufrichteten. Das notwendige Erz wurde damals (1756/57 und 1767/68) von Amberg und Krumbach bezogen. In einer Beschreibung der oberen Pfalz aus dem Jahre 1783 wird unter den 48 Eisenhämmern auch der von Theuern genannt. In einem Zusatz heißt es, dort weiter: Es befinden sich in der oberen Pfalz noch, über die vorbeschriebenen, sehr viele Eisenhämmer, welche aber dermalen wegen Mangel des Holzes nicht getrieben werden können. Immerhin betrug die jährliche Eisenerzeugung in Theuern noch 500 Ztr. Und der jährliche Reingewinn durchschnittlich 1975 fl. Aus etlichen Beschwerden und Anzeigen geht klar hervor, daß der Patrimonalherr von Theuern, der sich noch als Obereigentümer des Kirchenholzes (rd. 150 Tgw.) fühlte, diese Waldungen eben als Zuschußgebiete betrachtete. So hat sich in den Jahren 1788 bis 1794 der damalige Pfarrer Linhardt von Theuern, der mit der Theuerner Hofmarksherrschaft verfeindet war (wahrscheinlich aus den folgenden Gründen), an die Regierung in Amberg mit einer Beschwerde über den Hofmarksherrn von Theuern gewandt, weil dieser nicht nur das Überholz von den 6 Kl. Scheitholz, die dem Lehrer (Mesner) zustehen, sondern auch das Überholz von seinen 22 Kl. Scheitholz und noch weiteres Holz unberechtigt zu Grubkohlen gebrannt und im Eisenhammer verwendet habe. Auch sein Nachfolger, Johann Baptist Märkl, erwähnt in einer geheimen Anzeige des Jahres 1812 den „holzfressenden Eisenhammer“. 1801 wurde sogar ein Reinertrag von 2259 fl erzielt, obzwar zeitweilig in Theuern geschmiedetes Eisen im Werte von mehr als 2000 fl lagerte , das leider nicht an den Mann zu bringen war. Um 1810 lag die Leitung des Eisenhammers in den Händen des herrschaftlichen Gutsverwalters, dessen einflußreiche Stellung auf der Hofmark Theuern wiederholt hervortritt.
Unter den herrschaftlichen Tagwerkern sind 1809 auch drei Meilerbrenner angegeben, von denen zwei jahraus jahrein mit der Zusammensetzung und dem Brennen der Meiler beschäftigt waren und wöchentlich 16 bis 20 fl verdienten, während der Wochenlohn eines Tagwerkers in der Waldarbeit nur 6 – 7 fl betrug. Auch 2 – 3 Zimmerleute fanden für die Baulichkeiten beim Hammer stets Beschäftigung. 1816 kaufte der kgl. Staatsrat Carl Christian von Mann, der eine Freyin von Lochner zur Frau hatte, das Gut Theuern, und 1820 beschweren sich Josef von Pauer zu Wolfsbach und Wilhelm zu Vilswörth, daß Herr von Mann auf Theuern, ohne eine Konzession zu einem Hochofenbau erlangt zu haben, ungescheut fortfahre, Roheisen an jedermann zu verkaufen. Zwei Jahre später beantragte von Mann den Bau eines Hoch- oder Blauofens auf seinem gute Langenbruck . diese Anträge wurden 1824 für Theuern und Langenbruck genehmigt, und zwar unter der Voraussetzung, daß das erzeugte Roheisen nur für die eigenen Frischfeuer (Schmelzöfen) verwendet wurde. Dieser Vorbehalt wird erst angesichts der Tatsache verständlich, daß in der Oberpfalz die kgl. Hütten das Monopol besaßen, „allein und ausschließlich Gußwaren zu verfertigen und Roheisen zum Verschmieden zu verkaufen“.
Nach einer Aufstellung des Jahres 1820 betrug der Jahresdurchschnitt nach mehrjähriger Beobachtung in Theuern noch 850 Ztr. (Wolfsbach 500, Leidersdorf 1400 Ztr.) 1835 befanden sich von dem im rechtsrheinischen Bayern nachzuweisenden 72 Hoch- und Blauöfen noch allein 44 in der Oberpfalz; Ende der 1840-er Jahre waren mehr als 50, sowie über 120 Frischfeuer in Tätigkeit. Alle Betriebe klagten jedoch über Holzkohlenmangel und steigende Preise.
Kurze Blütezeit im 19. Jahrhundert
Als das Hammergut Theuern am 28. 8. 1855 in Besitz Florian Dorfners von Hirschau überging, nahmen die Gebäude und Grundstücke eine Fläche von 1707,45 Tgw. Ein. Dreizehn Jahre vorher war das Gut ungefähr gleich groß- ohne das Mühlenanwesen, den Siegerthof, das Fischergütl und sie Schachthütte bei Krumbach belief sich die Zahl der Tagwerke auf 1651,93 Tgw.; 6,76 Tgw. hiervon nahmen Gebäude und Gärten ein, 40.46 bestanden in Äckern, 38,76 in Wiesen und 4,22 in Ödungen. Die Wälder aber bedeckten 1561,63 Tgw. Zum Gute gehörten i. J. 1855 ein Schloß mit Scheunen und Stallungen, ein Eisenhammer „mit dem Wappenrechte der 3 Flammen“,, der aus einem Hochofen, einem Blendofen, zwei Frischfeuern, einem Zainhammer (der Zainer machte das Stabeisen für die Nagelschmiede) und einem Waffenhammer bestand. Ferner waren noch dabei: ein Brauhaus, ein Keller für das Sommerbier, Häuser für den Jäger, den Verwalter, den Hüttenmann oder Kohlenmesser, den Zainer und den Frischmeister, zum Teil mit Nebengebäuden, dann noch ein Anwesen mit Mahlmühle und Schneidsäge, ein Bauernhof, genannt der Siegerthof, und ein Fischgütl. Bei Krumbach lag eine Schachthütte mit Bergwerk. Mit dem Kaufe erhielt Florian Dorfner außer den mit dem Eisenhammer, dem Brauhaus, der Mahlmühle und Schneidsäge und dem Bergwerk verbundenen Rechten auch das Recht der Präsentation auf die Pfarrei und die Schule in Theuern, das Recht auf die Fischerei in der Vils, auf die Jagd in seinem Besitz, auf das Weiden von Schafen in der Flur Theuern und das Recht, Branntwein zu brennen.
Dieser Theuerner Hochofen lieferte Roheisen und wurde mit Holzkohlen geheizt, die Dorfner zum Teil aus eigenem, zum Teil aus gekauftem Holz brennen ließ. So werden im Jahre 1856 auch Meilerstätten im Mühltal genannt. Der Flurname „am Meileracker“ scheint jedoch der Lage nach auf die Meilerstätte des Dorfschmiedes (Nr.1) zurückzugehen, denn ein Schmied, nämlich Hannß Zehrer, der ebenso wie der größte Bauer versteuerte, wird schon 1610 genannt. Bis 1856 lieferte Dorfner sein Roheisen größtenteils an die Maschinenfabrik Klett und Co. in Nürnberg, deren Vorstand der Freiherr Cramer-Klett war. In den Jahren 1857 bis 1863 stand Dorfner mit der Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte in Geschäftsverbindung. Um 1860 lieferte er an die genannte Firma rd. 20 000 Ztr. Roheisen im Jahr. Das Eisenerz, das in Theuern verarbeitet wurde, bezog er teils aus eigenen Gruben – diese waren um 1859 die Zeche Christina bei Engelsdorf und die Zeche Ludwig bei Krumbach – teils aus dem Bergbau bei Amberg, Rosenberg und Sulzbach.
1851 war nämlich im Sauforst bei Burglengenfeld eine Eisenschienenfabrik gegründet worden. Aus diesem Unternehmen entstand die Eisenwerksgesellschaft Maximilianshütte. Sie blühte rasch empor und bezog zur Deckung des großen Bedarfs Roheisen auch von den kleine Hochöfen mit Holzkohlefeuerung an der Vils, der Naab und der Laber. Diese kamen auf solche Weise unerwartet wieder zu gutem Verdienst. Auch Dorfner fand in der Maxhütte den besten Abnehmer, an den er um 1860 seine ganze Erzeugung an Roheisen lieferte. Geschäftsbriefe und sonstige Aufzeichnungen sind aus den Jahren 1857 bis 1866 erhalten. Am 30.3.1857 z. B. ließ die Maxhütte an Dorfner das Geld für 1266,42 Ztr. Überweisen (4 fl je Ztr.). vom Oktober 1858 bis März 1859 wurden nicht weniger als 11 048,42 Ztr. Zu 3 fl 50 kr an die Maxhütte verfrachtet. Im November und Dezember 1859 und Januar 1860 nahm die Eisenwerksgesellschaft von Theuern 10 020 Ztr. Zu 3 fl 33 kr ab. Von Mai bis Juli 1860 ließ Dorfner von Theuern zum Sauforst 10 009,88 Ztr. Zu 3 fl 10 kr bringen. Vom November 1860 bis August 1861 gingen von Theuern nach dem Eisenwerk rd. 10 400 Ztr. ab, und in der Zeit vom 28.9.1861 bis 14.1.1863 lieferte Theuern laut Abrechnung vom 22.4.1863 noch 14 038,89 Ztr. zu 3 fl 21 kr an die Maximilianshütte
Ursachen für die Stillegung
Nach der Eröffnung der bayerischen Ostbahn (Nürnberg-Amberg-Schwandorf) konnte jedoch billigeres west- und südwestdeutsches Walzeisen in die Oberpfalz eingeführt werden (1859), so daß die alten Werke, für die auch die Umstellung der Hochöfen auf Koksroheisen unmöglich war, den ungleichen Kampf aufgeben mußten. Nach dem „Copirbuch der Eisensteinzechen St. Anna und Etzmannsberg vom 8.2.1845 bis 21.3.1866“ standen diese Gruben mit dem Theuerner Eisenhammer wegen des Erzbezugs von 1856 ununterbrochen bis 1861 in Verbindung.
Am 30.10.1863 goß Florian Dorfners Sohn Georg in Holzhammer die letzten Roheisenplatten. Am 20.5.864 beklagten sich u. a. die Hochofenbesitzer von Wolfsbach und Theuern in einer Eingabe an den König Ludwig, daß nun die Staatsbahnen nicht mehr darauf bestünden, daß die Eisenbahnschienen nur aus Roheisen der Holzkohlenhochöfen hergestellt werden dürfen. Im Juni d. J. war der Theuerner Hammer noch in Betrieb, aber nach dem Anblasen der Rosenberger Hochöfen (1864) war die gute Zeit für die veralteten Holzkohle-Hochöfen, die noch dazu seit Jahren über Holzkohlenmangel klagten, vorbei. Damals sind auch in Theuern die Feuer des fast 400 Jahre alten Eisenhammers für immer verloschen. 1866 waren im Bergamtsbezirk Amberg von den 11 vorhandenen Hochöfen nur noch 3 in Betrieb. Der Niedergang der alten bayerischen Eisenhütten war also durch die geänderten Verhältnisse (leichtere Einfuhr von Roheisen und Koks, Unmöglichkeit der Umstellung der Hochöfen) besiegelt, und die Stillegung der Eisenhämmer bedauerten neben den Hammerherren und Hüttenarbeitern, gewiß auch die Fuhrleute, meistens Bauern, der Umgebung, für die die einschneidenden Veränderungen ebenfalls einen spürbaren Verdienstentgang bedeuteten.
Es war bestimmt keine kleine Umstellung, die auch manche Veränderung der wirtschaftlichen Verhältnisse Theuerns bewirkte. Heute finden wir im Ortsteil „Hammer“ am rechten Vilsufer an Stelle des verschwundenen Hammerwerkes zwei Wohngebäude (H. Nr. 44 und 45) und ein stattliches Sägewerk mit der in den letzten Jahren umgebauten Stau- und Triebwerksanlage, den Betriebsgebäuden und einem reichhaltigen Holzlager, das alles im Besitz des Herrn Leonhard Winkler von Leidersdorf ist.
(Aus „Die Oberpfalz“, 1971)
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