Von Hans Nikol
Das
Hammerwerk Lauf, am Hohenfelser Forellenbach bei Rohrbach gelegen,
bestehend aus einem Schien- und einem Blechhammer (Ober- und Unterlauf
genannt), ist im 15. Jahrhundert entstanden.
Wolfgang Sauerzapf war Eisengroßhändler mit einem bedeutenden Umsatz und stammte aus einem vermögenden Haus, sein Vater Paul Sauerzapf war Bürgermeister von Amberg gewesen. Aber auch ihm machten die vorhandenen Verbindlichkeiten in der Folge schwer zu schaffen. Er hatte zwei Jahre zuvor unter ähnlichen Umständen den Hammer Theuern übernehmen müssen und sich dabei kurzfristige Zahlungsverpflichtungen aufgebürdet, dazu kam ein mehrere Jahre anhaltender schlechter Geschäftsgang, so daß er selbst um 1520 mit Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. 1525 mußte er Jorgen Holzschuher und Albrecht Portner als den Anwälten der Erben des verstorbenen Wilhelm Frank, Hammermeister von Ettmannsdorf und Heringnohe, an seinem Hammer 700 fl als Sicherheit verschreiben. 1529 schloß er mit Hans Turrigl, dem Sohn des Heinrich Turrigl, wegen Bezahlung der noch schuldigen Restkaufsumme von 1 000 fl einen Vertrag, doch waren um diese Zeit seine finanziellen Schwierigkeiten bereits überwunden.
Der Hammerzins für den Schienhammer Lauf betrug 1 Pfd. und 15 Regensburger Pfennige, je zur Hälfte an Walburgis und Michaelis zahlbar. Für die Mooswiesen unterhalb des Hammers zinste er je 1 Pfd. 5 ß Pfg. und für Wiesental, außer dem Hof, zu Walburgis 5 ß Pfg. Vom Hof Wiesental mußte er eine Fastnachtshenne geben, desgleichen vom Nußerberg und vom Blechhammer, der vorher eine Mühle war. Wolfgang Sauerzapf ließ auf dem Hammer die laut der Hammereinigung höchste zulässige Menge von 70 Pfd. Schienen schmieden und sorgte für seine ständige Leistungsfähigkeit. Als Hammerzeichen führte Lauf ein Renngaißl (Rehgeiß). Lauf war übrigens kein Landsassengut und wurde es auch trotz verschiedener Eingaben und Bittgesuche seiner jeweiligen Besitzer nicht, die Regierung lehnte ab.
Wolfgang S. übergab um 1540 dieses Hammerwerk mit den dazu gehörigen Höfen, landwirtschaftlichen Grundstücken und Wäldern seinem Zweitältesten Sohn Hans dem Älteren. Dieser wurde um 1516 geboren und heiratete 1541 Benigna von Saulberg. Ihr Vater war Hanns von Saulberg und ihre Mutter eine geborene von Westendorfer. Der Ehe entsproß nur eine Tochter, Anna, die um 1560 sich mit Johann Joachim von Pertolzhofen verheiratete. Dieser entstammte einem alten oberpfälzischen Adelsgeschlecht und war fürstlich Neuburgischer Rat und Landmarschall, auch besaß er den Hammer Traidendorf bei Kallmünz. Seine Eltern waren Joh. Joachim von Pertolzhofen († 8. 4. 1563) und Elisabeth geb. Eschenbeck von Ammerthal († 19. 11. 1547).
Die Ehe war glücklich, zudem brachte Anna ihrem Gatten eine große Mitgift zu.
Frhr. v. Egkher, Bischof von Freising schreibt in seiner alphabetischen Sammlung zur Genealogie des bay. Adels (5 Bde. 1697) u. a. darüber folgendes: „Die Sauerzapf brachte ihm stattliche Stücke zu. Sein Schwiegervater hat ihn der Schuldenlast auf Traidendorf frei gemacht, die sich auf etliche 1 000 fl erstreckte. Ihm und seinem Sohn Sebastian Wolf, als seinem einzigen Enkel, Bösenkirchen, Kirchenödenhart und Bergheim wie auch andere Güter und hoff mit seinem eigenen Geld erkauft. Er, Hans Sauerzapf, habe noch Ao. 1590 alle brieflichen Documente und Urkunden über solche Güter bei sich gehabt. Die Nutzung dieser Güter war bei seinem Enkel, der nachher noch über 50 000 fl von seinem Ahnherrn erbte, der Ao. 1599 den 9. August starb.“
Hans Sauerzapf der Ältere war zu seiner Zeit einer der reichsten Hammerherrn in der Oberpfalz, der sich großzügige Erwerbungen leisten konnte. Die beiden vorgenannten Güter Kirchenödenhart und Bergheim kaufte er 1589 von Hans Heinrich Nothafft von Wernberg. Wegen dieses Kaufes schickte der Landrichter von Burglengenfeld Johann Bernhard Rehlinger an den Pfalzgrafen Philipp Ludwig einen Bericht mit dem Hinweis, daß Sauerzapf die Güter nur wegen des Holzes (zur Aufbereitung von Holzkohlen für seinen Hammer) kaufe und durch große Fällungen den Wildbestand bzw. die Jagd schädige. Der Kauf kam jedoch zustande.
Hans Sauerzapfs Gattin Benigna starb nach über 50jähriger Ehe am 15. Juni 1592 und wurde in der Kirche zu Rohrbach beigesetzt. Der Grabstein aus rotem Marmor (Höhe 2,05 m, Breite 1,05 m) ist noch vorhanden, jetzt angebracht an der Außenseite des dortigen Leichenhauses neben der Kirche. Die Inschrift lautet:
„Unser
khainer lebt Im selber Und khainer sterbet Im selber Leben wier so
leben wier dem Herrn Darumb wier leben oder sterben So sind wier des
herrn. Röm. 14. Allhir ligt begraben der Edl und
Vöst Hans Sauerzapf der ölter zu ober und nieder Lauf. So in dem Herrn
Christo Seeligelich Entschlaffen den . . . Amen. Gott pfleg seiner
Selen! Das ist aber der wille des Vaters, der mich
gesandt hat, das ich nichts verlire von allem, das er mier geben hat,
Sondern das ichs auferwöckhe am Jüngsten tage. Joh. 6. Allhir ligt begraben die Edl und Tugendhafft Fraw Benigna Sauerzapfin gebohrne ... Sein Ehlich Hausfraw So in dem Herrn Christo Seeligelich Entschlaffen den 15.Juny 1592. Gott Pfleg Ihrer Selen!“
Schon vor seiner Gattin war am 19. August 1591 seine Tochter gestorben, und er überlebte auch seinen Schwiegersohn († 11. Juli 1596). Dieser hatte nochmals geheiratet, seine zweite Frau Justine Lochner von Hüttenbach nahm nach seinem Tod den Johann Casimir Wurmrauscher zu Hirschau und Pfalzgrueb zum Manne. Der Grabstein von Johann Joachim von Pertolzhofen und seiner ersten Gattin Anna Sauerzapf befand sich früher in der kath. Pfarrkirche St. Michael in Kallmünz, doch ist er leider nicht mehr vorhanden. Dagegen ist von ihnen ein anderes sehr schönes Denkmal auf unsere Zeit gekommen. Hans Joachim von Pertolzhofen hatte, nachdem er 1589 durch seinen Schwiegervater in den Besitz des Gutes Kirchenödenhart gekommen war, die dortige Kirche (1543 abgebrannt und seitdem außer Gebrauch) 1590/91 neu erbauen lassen. An der Empore ist zur Erinnerung das Wappen der Pertolzhofer und Sauerzapf angebracht worden. Bemerkenswert ist jedoch ein Choraltärchen aus weißem Kalkstein von einem guten Künstler angefertigt. Im Mittelfeld in Relief die Verklärung Christi, rechts und links Schriftworte. In der Predella der knieende Stifter Hans Joachim von Pertolzhofen und seine Gattin Anna geb. Sauerzapf von Lauf, dazu beider Wappen. Dieses Altärchen befindet sich aber nicht mehr in Kirchenödenhart, das seit 1953 zum Truppenübungsplatz Hohenfels gehört, sondern jetzt in der kleinen Kirche St. Jakob zu Emhof.
Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor: Wolf Dietrich, Johann Joachim (er starb an der sog. Franzosenkrankheit), Johann Wolf und Sebastian Wolf. Nur der letztere erreichte ein höheres Alter und ehelichte 1589 Anna Martha Dölzky. Die Töchter Anna, Catharina und Martha starben ledig in jugendlichem Alter.
Sebastian Wolf übernahm von seinem Vater Traidendorf, Lauf und die anderen Güter. Er war geboren 1567 und starb am 30. November 1626, nachdem er 1624 Lauf seinem Sohn Johann Wolfgang um 7000 fl übergeben hatte. Sein Grabstein (der vorher schon einmal benützt worden war), befindet sich in der Friedhofskirche St. Elisabeth zu Kallmünz und trägt mit den Familienwappen die Inschrift:
„Hie ligt begraben der Wol Edl und Gestreng Sebastian Wolf von Pertolzhofen zu Traidendorf, Kirchenetenhart, Perkheim und Lauff, seines Alters in 60. Jahr ist verschieden den 30. Novembris am tag S. Andree zwischen 3 und 4 abendts N. S. dem gott der allmächtig eine fröhliche Ufferstehung Verleihen wolle. A. 1626.“
Johann Wolfgang von Pertolzhofen besaß Lauf nicht lange, unter dem Druck der Gegenreformation verkaufte er seinen Besitz zu Lauf am 27. 8. 1628 an Adam Sauerzapf von Schönhofen, der katholisch war, um 8 000 fl. und zog nach Kallmünz.
Adam
Sauerzapf, der neue Besitzer, war 1597 zu Schönhofen geboren, in jungen
Jahren Soldat geworden, hat er sich unter Tillys Fahnen in vielen
Schlachten und Gefechten u. a. auch in der Schlacht am Weißen Berg bei
Prag 1620 rühmlich ausgezeichnet. Bei der Erbauseinandersetzung mit
seinen Geschwistern war ihm 1624 das Landsassengut Schönhofen samt dem
dortigen Hammerwerk zugefallen, doch schon drei Jahre später verkaufte
er beide an seinen Bruder Veit Philipp, weil ihm inzwischen das
günstigere Hammerwerk Lauf angeboten worden war. Um 1623 hatte er sich
mit Maria Susanna Neumayer von Lengenfeld verheiratet. Ihr Vater Caspar
Neumayer war ein Bruder Wilhelm Neumayers von Ettmannsdorf, ihre Mutter
eine geborene von Haller. Dieser Caspar Neumayer muß ein wohlhabender
Mann gewesen sein, er hatte 1606 von Hans von Erlbeck das Landsassengut
Lengenfeld gekauft, dabei aber von 1600 bis 1613 die große Summe von 11
200 Gulden in bar an die Landschaft als sogen. Commissariatsgelder gegen
jährlich 600 fl Zins geliehen.
Maria Susanna war evangelisch und
wehrte sich zunächst gegen die wiederholten Aufforderungen überzutreten,
doch dem immer stärker werdenden Druck der Regierung vermochte sie auf
die Dauer nicht standzuhalten. 1629 zu Ostern erklärte sie sich zur
Conversion bereit. Der Ehe entsprossen die Söhne Johann Wolfgang, Georg
Dietrich und Hans Leonhard, einige Kinder sind kurz nach der Geburt
gestorben.Lange sollte sich Adam Sauerzapf des Besitzes von Lauf nicht erfreuen können, 1632 fiel dieses, wie soviele andere Besitzungen, der Kriegsfurie zum Opfer. Die beiden Hammerwerke samt allen anderen Gebäuden wurden niedergebrannt, das Vieh weggetrieben und alle bewegliche Habe geraubt. Lauf blieb von da an über 45 Jahre öd liegen. Adam Sauerzapf, von dem man wohl wußte, daß er Offizier im bayerischen Heer gewesen war, wurde von den Schweden gefangen und erst nach neun Monaten wieder frei. Was sollte er nun beginnen? Als alter Soldat griff er wieder zur Waffe und wurde zunächst als Wachtmeister im bayrischen Heer eingestellt. Von der Mitgift seiner Frau lagen bei der Regierung unter den sog. Commissariatsgeldern 2 000 fl. mit einigen 100 Gulden Zinsrückständen. In einem Schreiben an die Regierung vom 1. 12. 1632 schilderte er seine Notlage und ersuchte den Rentmeister um Verabfolgung von 100 fl. aus seinem Guthaben.
Einige Jahre später starb seine Frau, und seine Söhne wurden zu Hans Christoph und Hieronymus Dembl (ihren späteren Vormündern) in Kelheim in Erziehung und Pflege gegeben. Aus den Commissariatsrechnungen ersehen wir, daß z. B. am 10. 12. 1638 an Felicitas Dembl, Bürgerin zu Kelheim, als Abschlagszahlung für Kostgeld 100 fl. bezahlt wurden. Solche Zahlungen erfolgten auch später in unregelmäßigen Abständen.
Adam heiratete nach dem Tod seiner Frau nochmals. Maria Margarethe, eine geborene von Wölwarth aus einem württembergischen Adelsgeschlecht, schenkte ihm die Tochter Catharina Dorothea. Adam aber zog mit seiner Kompagnie, inzwischen Hauptmann geworden, wie der Krieg es mit sich brachte, weiterhin quer durch Deutschland, bis er bei den schweren Kämpfen um die Festung Wolfenbüttel, an denen auch sein Bruder Veit Philipp als Rittmeister beteiligt war, 1640 fiel.
Als seine Söhne Hans Leonhard und Hans Wolf erwachsen waren (der andere Sohn Georg Dietrich war vorher gestorben), ließen sie sich von dem Obristen von Closen für sein Regiment anwerben, das im Dienste der Republik Venedig auf der Insel Kandia (Kreta) gegen die Türken kämpfte. Nach mehrjährigem blutigen Ringen eroberten diese aber die ganze Insel, und Obrist von Closen und sein ganzes Regiment wurden dabei, wie es in einem Bericht heißt „total ruinieret“. Von den beiden Sauerzapfsöhnen hörte man nie wieder etwas, sie ruhen vermutlich in Kretas Erde.
Die von ihrer verstorbenen Mutter bei der Amberger Regierung angelegten 2 000 fl., von denen viele Jahre lang keine Zinsen mehr bezahlt worden waren, wurden nun von der Stiefmutter, nachdem keine Aussicht mehr für die Rückkehr der Stiefsöhne bestand, mit einem Schreiben vom 8.11.1672 (von ihrem damaligen Wohnsitz Ansbach aus) für ihre leibliche Tochter Dorothea Catharina beansprucht. Ob diese das Geld erhalten hat, bleibt zwar unbezeugt, doch darf man „endliche Befriedigung“, wenn auch nach längerer Zeit, vermuten.
Dorothea Catharina war als einziges Kind Adams am Leben geblieben, und so fiel ihr auch das öde Hammergut Lauf mit allen Zugehörungen zu. Sie heiratete 1674 den Witwer Jobst von Wölwarth, der demselben Geschlecht wie ihre Mutter, allerdings einer anderen Linie, entstammte. Seine erste Frau war Elisabeth Gienger, von der er, ebenso wie von Dorothea Catharina Sauerzapf, mehrere Kinder hatte. Seine Eltern waren: Alexander von Wölwarth († 1660) und Sabine geb. von Buttlar(† 1666).
Im Jahr 1675 verkauften Dorothea Catharina und ihr Gatte das öde Hammerwerk Lauf um 1 950 fl. an Ulrich Geyer, Bürgermeister zu Hemau und seine Ehefrau Catharina. Dieser war ein wohlhabender Mann und ließ das zerstörte Anwesen wieder instandsetzen; an Stelle des ehemaligen Blechhammers erbaute er eine Mühle.
Sofort nach dem Kauf hatte der neue Besitzer an die Regierung ein Gesuch mit der Bitte gerichtet, ihm die Landsassenfreiheit und damit die Ungeldbefreiung zu gewähren, doch er wurde abgewiesen. 1708 versuchte es nochmals sein Sohn Ulrich, der im Jahre vorher, zusammen mit seinem Bruder Balthasar, in den Reichsadelsstand erhoben worden war. Er hoffte wohl deshalb auf einen günstigen Bescheid, doch auch sein Ansuchen wurde abschlägig beschieden. Der Pfleger Johann Meiller (Pflegamt Holenstein) schrieb dazu: Seit 1501 hätten die Hanns Turrigl, Georg Alkhofer, Wolf Sauerzapf und Wolf von Pertolzhofen, die jeweiligen Vorbesitzer das gleiche beantragt, jedoch ohne Erfolg. Da Amt und Herrschaft Hohenfels mit Zugehörungen böhmische Lehen seien, könne die erbetene Landsassenfreiheit aus Rechtsgründen nicht gewährt werden. Geyer und sein Bruder seien zudem durch „allerhöchste Gnade“ in den Adelsstand erhoben worden und hätten bei Rieden ein adeliges Burggut im Besitz. Damit war diese Frage endgültig erledigt.
Die Gebrüder Geyer nannten sich nach ihrer Erhebung in den Adelsstand nach ihren inzwischen erworbenen Gütern und Besitzungen und bildeten in der Folge zwei Linien: Der ältere, Ulrich von Geyer, „auf Lauf und Etzenberg“ (1656—1726), der jüngere, Balthasar von Geyer, „auf Laufenthal und Beilnstein“ (1664—1742). Beide Linien blühten noch in neuester Zeit, allerdings außerhalb Bayerns.
An Stelle des ehemaligen Hammerwerks Lauf befindet sich heute in der Nähe wieder ein eisenverarbeitender Betrieb: Die Carolinenhütte, Eisengießerei und Maschinenwerkstätte.
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Quellenangabe: St.A. Amberg Bestand: Staatseig. Urkunden. — Dto. Hofkammer (12.10. 1628). — Dto. Oberpf. Rechnungen Nr. 709. — Dto. Ansbach Nr. 203. — Dto. Landsassen Nr. 209. — Dto. Obpf. Administr. Nr. 4077. — H.St.A. München O.Pfalz Lit. Nr. 64 S. 69, Nr. 160 S. 19, Nr. 166, Nr. 184 S. 69, 73 und 307. — Kunstdenkmäler Bayerns/Oberpfalz Bd. 5, S. 71/72, 90 und 112. — Stdt.A. Augsburg Sauerzapf
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