Freitag, 1. April 2016

Reformation und Gegenreformation im Pfarrsprengel Sindlbach

Von Rudolf Gerstenhöfer

Um den Umfang der Veränderungen und sonstigen Folgen, welche die Reformation und der darauf folgende „Große Krieg“ zur Folge hatten, richtig zu verstehen, ist es notwendig, die vorher bestandenen Verhältnisse genauer zu betrachten. Die Altpfarrei Sindlbach hatte im 15. Jahrhundert, trotzdem in ihrem Einflußgebiet das Birgittenkloster Gnadenberg entstanden war (1420—1451), immer noch den alten Umfang, denn die Zugehörigkeit der Klosteruntertanen und Ehehalten hatte sich ja nicht geändert.

Der Pfarrsprengel umfaßte im 15. und 16. Jahrhundert:
Sindlbach, Pfarrd. (1129 Soündelbach, nach Bacherler zu sunth „Steilheit“, da der Bach zwischen zwei steilen Höhenzügen fließt), — Bischberg, D. (1356 Bischofsberg, d. i. zum Berg des Bischofs), — Hamburg, D. (1279 Heimberch, vielleicht zu Hain = abgegrenzter Buschwald), — Langenthal, D. (1433 in dem langen lal), Ölsbach, Kirchd., Filiale, und zwar Unter- und Oberölsbach (1159 Alspach zu Elsebeer), — Mühle bei Ölsbach (später Klostermühle genannt), — Kloster gut Gnadenberg (von Mons Gratiae für den früheren Eichelberg), — Eichelberg, Hof bei Gnadenberg (1426 erwähnt, zum Baumnamen Eiche), — Reichenholz (auch Reihenholz), Weiler zu Gnadenberg (1454 drei Höfe genannt, vielleicht zum Personennamen Richo), — Unterried, W., auch Hönighof genannt (früher Unterricht geheißen = die untere Rodung), — Burkartshof, E. (im 14. Jahrh. Purchartsriut, zum P.N. Burkhard), — Gebertshof, E. (zum P.N. Gebhard), — Irleshof, E., Gemeinde Ölsbach (zu Erle, ma. Irl genannt).

Wiederholt machte der damalige Pfarrer Wolfgang Raes von Sindlbach seine alten pfarrlichen Rechte auf den Gütern und Orten (Eichelberg, Reichenholz, wohl auch das abgegangene Aichleuten bei Oberölsbach, urk. gen. 1438) des Klosters geltend und erreichte 1473 durch einen gütlichen Vergleich neben bestimmten Abfindungen auch noch, daß künftig die Uaienbewohner des Klosters ihre Kinder zur Pfarrkirche Sindlbach zur Taufe bringen mußten. Es hatte sich ein enges Verhältnis zwischen Gnadenberg und Hagenhausen gebildet, wo das Kloster das Patronatsrecht erworben hatte, darum die Bemühungen des Sindlbacher Pfarrers um Zehent und alte Rechte.

Zur Betreuung des ausgedehnten Pfarrsprengels, vor allem aber für die dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle mit ihren 3 Altären auf dem Schlosse Haimburg, hatte der Sindlbacher Pfarrer einen sogenannten Zugesellen (Hilfspriester), so 1444 auch den Gesellpriester Heinrich Pöllinger. Für das Jahr 1508 berichtet uns das Salbuch des Amtes Haimburg (1504—1650), „der Pfarrer von Sindlbach solle alle Wochen 4 Messen in demselben (gemeint ist das Gotteshaus in Haimburg) lesen und alle Sonntag das Weihwasser allda geben; darum soll er einen Zugesellen haben, daß es also geschehe, wie vor Altersherkommen“. Die Dienstanweisung für den Kooperator lautet noch 13 Jahre später (1521) ähnlich: „Hat am Schloß Haimburg dreimal wöchentlich zu zelebrieren, am Sonntag Salz und Wasser zu weihen und Messe zu lesen, darf aber nicht singen und predigen; ist er am Sonntag in Sindlbach notwendig, soll er es am Sonntag tun. In Elsbach soll er während der Woche nach Gelegenheit, sonst an Patrozinium und Kirchweihe lesen.“ Sindlbach hatte somit zu dieser Zeit sogar zwei Geistliche und nach den überstandenen Kriegswirren des Landshuter Erbfolgekrieges (1503—1505) wurde der frühere Zustand wieder hergestellt, denn trotz des Kölner Spruches von 1505, durch den das Amt Haimburg samt den Gerichten von Berg und Sindlbach, dem Kloster Gnadenberg und dem Sitz Deinschwang auf Grund des Eroberungsrechtes als Pfand den Nürnbergern zugesprochen worden war, gaben diese es laut der Verträge von 1521 und 1522 den Pfalzgrafen zurück.

Das Pflegamt Haimburg, war somit wieder pfälzisch, ein Umstand, der für die späteren Ereignisse von besonderer Bedeutung werden sollte. Kurz vorher (am 31.10. 1517) hatte Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Wittenberger Schloßkirche angeschlagen und unter dem Pfalzgrafen Friedrich II. (1508—1544, als Kurfürst dann bis 1556) war schon um 1524 von Nürnberg aus die neue Lehre in die Oberpfalz eingedrungen. Friedrich II. war der neuen Lehre zugeneigt, übte aber anfangs mit Rücksicht auf seine Verwandten, von denen viele hohe geistliche Ämter bekleideten, Zurückhaltung. 1525 wurde der Pfarrer von Litzlohe mit dem Bann belegt, weil er mit der Neuerung sympathisierte. Lehmeier nennt zwar den Namen Hanns Zynsen, bemerkt aber nur, daß ihn die Unannehmlichkeiten, welche durch einen mehrjährigen Streit der Bauern der Probstei Litzlohe mit dem Kloster St. Emmeram (im Jahre 1521) wegen der Naturalleistungen und anderer Umstände entstanden waren, bewogen haben, die Pfarrei-zu verlassen. Viele Bauern hielten die evangelische Freiheit als Grund zur Verweigerung der Abgaben und zur offenen Auflehnung gegen die geistliche und weltliche Obrigkeit. Doch brachte der Bauernaufstand (1525) für unseren Pfarrsprengel weiter kein Unheil. Pfalzgraf Friedrich hatte ihn im Keime erstickt, die Entscheidung fiel schon am 2. 5. 1525 bei Freystadt und Greding. In der Nachbarpfarrei Stöckelsberg predigte der Pfarrer Andreas Flam nach Luthers Lehre, feindete das Kloster Gnadenberg an und schrieb gegen dasselbe. Als sich deswegen die übrigen Geistlichen des Kapitels Neumarkt wider ihn erhoben, suchte er beim Kurfürsten Schutz. Im Jahre 1527 wurde Flam erster luth. Prediger in Altdorf und kam von da 1529 nach Engelthal. Als man 10 Jahre später den Dietkirchnern ihren luth. Pfarrer nahm, wandten sich diese ebenfalls an den Pfalzgrafen, weil es kein Geheimnis mehr war, daß dieser ein Anhänger Luthers sei. Schon 1538 gestattete Friedrich allgemein die Anstellung von luth. Predigern und nach Büchner fand 1542 die neue Lehre in Sindlbach, Litzlohe, Stöckelsberg und Rohrenstadt Eingang, und zwar durch Herzog Ottheinrich, der nach dem Tode seines Onkels (Friedrich II.) die Regierung übernahm (1556) und dem Grundsätze huldigte: „Wem das Land gehört, der kann über den Glauben seiner Untertanen gebieten.“

In Gnadenberg leistete die letzte Äbtissin Ursula Breunin der Einführung der neuen Lehre äußersten Widerstand. Als alle Bemühungen des Prädikanten Peter Ketzmann erfolglos blieben, wurden die konsekrierten Hostien aus dem Sakramentshäuschen genommen und dem Sindlbacher Pfarrer zur Verwendung übergeben und dieser mußte alle Woche in der Klosterkirche eine Predigt halten. Ursula Breunin starb 1558; ihre beiden Nachfolgerinnen, die früh verstorbene Klara Zamesser und Elisabeth Stolz, durften sich nur noch Verwalterinnen nenflen. Da auch kein Nachwuchs mehr auf genommen werden durfte, war es nur noch eine Frage der Zeit, wann das Kloster aussterben würde. Drei Schwestern, die sich weigerten, die Lehre Luthers anzunehmen, wurden aus dem Kloster gewiesen, die andern fügten sich wenigstens äußerlich. Kirche und Kloster waren dem Verfall überlassen.

Nach dem Tode Friedrichs II. (1556) hatte seine Gemahlin, welche in Neumarkt residierte, als Witweneinkommen das sogenannte „Neumarkter Widumb“, das alles Gebiet von Neumarkt bis Traunfeld, nämlich das große Schultheißenamt Neumarkt und die Ämter Pfaffenhofen, Wolfstein und Haimburg, umfaßte, erhalten und behauptete ihr Herrscherrecht bis zu ihrem Tode (1583), so daß unsere Heimat wenigstens protestantisch blieb und ihr der unselige Wechsel erspart blieb. Erst als Johann Kasimir für seinen minderjährigen Neffen Friedrich IV. die Regierung übernahm (1582), löste auch hier der Kalvinismus das Luthertum ab. Aus den Kirchen, die unter der Kurfürstenwitwe Dorothea ihre Bilder und Altäre bewahrt hatten, wurden nun diese entfernt, so daß nur noch die vier nackten Wände übrig blieben. Sogar der Taufstein mußte weichen und die Wandgemälde mußten übertüncht werden. Ein einfacher Tisch trat an Stelle des Altars. Die luth. Kirchendiener, die den Kalvinismus nicht annehmen wollten, mußten auswandern. So blieb es auch unter dessen Nachfolger, seinem Neffen, den er gegen den Willen seines frühverstorbenen Vaters hatte kalvinisch erziehen lassen.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stand unsere Heimat unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, allgemein bekannt als „böhmischer Winterkönig“. Dieser war wie sein Vater Kalviner und wurde 1618 Oberhaupt der evangelischen Union. Das „böhmische Abenteuer“ endete mit der unglücklichen Schlacht am Weißen Berge bei Prag (8.11.1620) und dem Verluste von Krone und Land. Kaiser Ferdinand ernannte seinen Bundesgenossen, den bayer. Herzog Maximilian, zum Kommissär der kurpfälzischen Oberpfalz. Bayerisches Militär besetzte dieses Gebiet und am 11. Okt. 1621 zog Maximilian in Neumarkt ein. Im November wurden alle Oberpfälzer entwaffnet und für die durchziehenden Bayern und Kaiserlichen war unsere Heimat Feindesland. Schon 1621 wurde die Haimburg geplündert und besonders arg „hausten“ die feindlichen Truppen von Januar bis Mitte Juli 1622. Regelmäßig wurde geplündert, die Frauen wurden geschändet und die Männer mißhandelt, „daß es zum erbarmen“. Am ärgsten trieben es die Kaiserlichen und unter diesen wieder die Spanier und Neapolitaner. Mit Hunden spürte man das in den Wäldern versteckte Vieh auf und nach einer Äußerung des kaiserlichen Anführers Gallas war das Plündern auch nicht zu verhindern, denn „der Teufel steckt in diesen Leuten“.

Mit der Besetzung hatte auch die sogenannte Gegenreformation begonnen, besonders unterstützt durch die Missionstätigkeit der Jesuiten in Neumarkt (seit 1622). Im Februar 1626 schreibt das bischöfliche Ordinariat, daß der noch in Sindlbach anwesende Prädikant „amoviert“ werden wolle, da Johann Bulling vom Kapitel Essing, welches seit 1367 das Patronatsrecht besaß, auf die Pfarrei Sindlbach präsentiert worden sei und so nicht installiert werden könne. Während also einige kalv. Prediger von ihren 1 farreien (so 1625 auch von Litzlohe, Berg, Stöckelsberg und Rohrenstadt) abziehen mußten, blieben doch viele auf ihren Posten. Als aber dann am 28. 4.1628 die Oberpfalz dem nunmehrigen Kurfürsten Maximilian I. (Kurwürde seit 1623) endgültig zugesprochen wurde, ergriff dieser strengere Maßnahmen und bestimmte, daß alle Oberpfälzer bis 10. Okt. 1628 entweder Katholiken werden oder auswandern mußten. Den Bauern drohte man im Weigerungsfälle mit der so verhaßten Einquartierung (Soldaten mit Frauen und Kindern) und diese Last hielten sie meist nur kurze Zeit aus. Nach dieser ausschlaggebenden Verfügung schöpften auch die Birgitten neue Hoffnung, daß ihr Kloster in Gnadenberg wieder errichtet werden könnte, und versuchten im Jahre 1629 in Köln ihr Gnadenberg wieder zurückzuerwerben, aber die fortdauernden Kriegswirren zerschlugen alle Pläne. So „hat auch im großen Krieg der Tilly eine Salva Guarda (Schutzbrief) nach Gnadenberg gegeben; ist aber alles für nichts gewesen.“

Mit den Truppendurchzügen hatten sich aber auch noch andere ungebetene Gäste eingestellt. So hauste schon 1621 der Typhus (vor allem in Amberg) und 10 Jahre später, durch die Kaiserlichen eingeschleppt, auch die Pest. Die Oberpfalz war von 1621—1650 mit nur kurzen Unterbrechungen von Truppen besetzt und die Bewohner hatten alles Ungemach, Gewalttaten und Plünderungen zu erdulden; unvermeidliche Folgen, die Einquartierung und Kriegsführung der damaligen Zeit mit sich brachten. Besonders schlimm wurde es, als im Herbst des Jahres 1631 Nürnberg der Hauptstützpunkt Gustav Adolfs wurde, während die Kaiserlichen Neumarkt besetzt hielten. Das Jahr 1632 brachte ein dauerndes Hin- und Herziehen. In diesem Jahre wurde auch der Pfarrhof in Berg von den Schweden niedergebrannt und am 12. 8. d. J. die Haimburg von ihnen erobert, ausgeplündert und der Pfarrer gefangen nach Nürnberg gebracht.

Das Jahr 1633 war nicht viel besser. Die Pest raffte Tausende von Menschen hinweg. Ohne priesterlichen Trost und Beistand mußten sie aus dem Leben scheiden, weil die Schweden selbst die Seelsorger geraubt hatten. So wurden im Mai d. J. zwei Kooperatoren und 7 Pfarrer, darunter auch der Pfarrer von Sindlbach-Gnadenberg, namens Christoph Mittner, und die Pfarrer von Litzlohe und Berg, gefangen, als Geiseln nach Weißenburg verschleppt, wo sie 9 Monate schmachteten und endlich bei Seuvertsholz am Weißenburger Walde gegen luth. Prädikanten ausgetauscht. In diesem Jahre plünderte und brandschatzte der schwedische Oberst Haß wert die ganze Gegend von Neumarkt bis Kastl, die Haimburg wurde beim Durchzug verwüstet und die Schweden wollten sie sogar abbrennen, ließen sich aber durch die Fürbitte der Pflegerin Reitmohr abhalten.

Den ärgsten Verlust mußte Sindlbach im Jahre 1634 erleiden. Im Oktober wurde bei der Vertreibung der Schweden durch die Kaiserlichen die Kirche und das Pfarrhaus ein Raub der Flammen. Am 13. April 1635 brannten die Schweden die schöne Klosterkirche in Gnadenberg nieder. Der Chronist schreibt darüber: „Als Herr Burkhard Löffelholz Kreys-Commißarius nacher Altdorf reuten wollen, da geschähe, daß unterwegs seines Trompeters Pferd von einer feindlichen Attaque erschossen worden, derowegen er in der Furie alsobald die Garnison zu Altdorf genommen und in das Kloster Gnadenberg eingefallen, dasselbig ausgeplündert, und die schöne Kirche samt dem künstlichen Dachstuhl angesteckt und verbrannt. Ist ein Jammer um solchen Greuel“. 1635 zählte man im Amt Haimburg bloß 70 Haushaltungen, und 4 Jahre später (1639) waren im Stifte Gnadenberg in 13 Ortschaften nur noch 32 Haushaltungen.

Die folgenden Jahre brachten noch keine Besserung oder gar ein absehbares Ende dieser schrecklichen Zeit. Trotzdem bauten die Sindlbacher schon 1640 ihre Kirche wieder auf. Für den Turm, der allein 300 fl. erforderte, baten sie um Beisteuer aus der Pia tertia. Papst Urban III. überließ nämlich dem Kurfürsten Maximilian auch die Güter der zur Zeit der Reformation aufgehobenen Klöster, damit er mit zwei Dritteln derselben seine staatlichen Finanzen heben konnte und ein Drittel, eben deswegen „Pia tertia“ genannt, zur Herstellung der zerstörten Kirchen und zu anderen religiösen Zwecken verwende. Der Kurfürst kam auch diesem päpstlichen Wunsche gewissenhaft nach. Allerdings bekam unsere Kirche nur einen einfachen Turm, wie er uns heute noch von weitem grüßt. Nach einer Zeichnung von 1600 zierte unsere Kirche vor dem Brande ein sogenannter „Fünffingerturm“, wie wir ihn von der Kirche im benachbarten Berg her kennen.

Daß der Kirchenbau um diese Zeit tatsächlich ein gewagtes Unternehmen war, beweist die Tatsache, daß 1643 die Kirche in der Filiale Unterölsbach bis auf die Mauern abbrannte, ebenso das Pfarrhaus in Rohrenstadt, wahrscheinlich durch Kriegseinwirkung, doch fehlen nähere Angaben. Der Krieg war ja noch nicht zu Ende. Immer noch suchten die Schweden, nun öfters in Verein mit den Franzosen, die Oberpfalz heim und die Kaiserlichen und Bayern hausten noch schlimmer, so daß Kurfürst Maximilian in einem Erlaß sogar die Ordnung der Schweden als nachahmenswert hinstellte. Im November d. J. 1645 zogen 16 000 Kaiserliche unter Erzherzog Leopold Wilhelm durch unsere Heimat. Diese nahmen in Gnadenberg selbst das Stroh von den Dächern mit und ein Jahr später (27.11.1646) plünderten wieder die Schweden in Gnadenberg. Man darf sich also gar nicht wundern, wenn wir erfahren, daß im Februar 1647 Haimburg, damit dürfte allerdings nur der Ort um die Burg gemeint sein, ohne Einwohner war.

Noch 1648 (wahrscheinlich im März) mußte Berg eine Plünderung durch bayerische Truppen über sich ergehen lassen und auch die Haimburg entging ihrem Schicksale nicht. Am 4. April kam Wrangel nach Neumarkt, in dessen Umgebung viele Dörfer ein Opfer der Flammen wurden. Seitdem liegt auch die einst so stolze Burg in Schutt und Trümmern.

Selbst als der Friede am 24. Okt. 1648 geschlossen war,, hatte die unsichere Zeit noch kein Ende; in Neumarkt, Kastl und Lauterhofen befanden sich noch 1648/49 Winterquartiere der feindlichen Armee und erst am 5. Okt. 1649 räumten die Schweden Neumarkt.

Wie wurde nun die geistliche Betreuung in unserem Pfarrsprengel nach den Kriegswirren durchgeführt? Schon 1651 kam Generalvikar Mozel von Eichstätt ins Kloster Plankstetten zur Visitation und ließ dahin die oberpfälzischen Pfarrer rufen. Er sagt, daß fast alle gekommen seien, und zwar im ganzen 8, darunter auch der Pfarrer von Gnadenberg. Das Bild, das diese Pfarrer entwarfen, war ein überaus trauriges. Aus dem Visitationsprotokoll ist zu ersehen, daß Gnadenberg-Sindlbach nur von einem einzigen Geistlichen pastoriert wurde, dem Pfarrer Adam Ziegler, der „aus Eigenem“ ein Haus kaufen mußte, um eine Wohnung zu haben. Als die Pfarrei Hagenhausen 1626 wieder einen kath. Pfarrer bekam, wurde der Pfarrer von den akademischen Bürgern der Altdorfer Universität verspottet und bei der Abhaltung des Gottesdienstes sogar gestört. Deshalb zog er nach Gnadenberg ins Fürersche Haus, welches 1666 als Pfarrhaus erworben wurde. Am 18. 12. d. J. 1719 ging dieses Haus als Pfarrhof von der geistlichen Verwaltung in Neumarkt ans Kloster Gnadenberg um 150 fl. über. An einen Weiterbestand des Klosters war aber nicht zu denken. 1671 wurden die Einkünfte des Klosters vom bayer. Kurfürsten den Salesianerinnen bei St. Anna in München überwiesen.

Der Pfarrer von Gnadenberg versah neben Gnadenberg auch Sindlbach, ferner Stöckelsberg, Rohrenstadt und Hagenhausen — eine durch die Verhältnisse bedingte Zusammenlegung, wie man sie zur damaligen Zeit allerorten fand. Der ehemalige Speisesaal (Refektorium) des Klosters wurde im Jahre 1655 zur Kirche umgebaut und schon 1660 ging man auch an die Wiederherstellung der Kirche in Unterölsbach. Bald traten in kirchlicher Hinsicht wieder normale Zustände ein. 1674 wurde Sindlbach abgetrennt und der Pfarrer von Gnadenberg beauftragt, für Stöckelsberg und Rohrenstadt einen Kaplan zu halten. Gnadenberg wurde aus dem alten Pfarrverband Sindlbach genommen und bildete mit Hagenhausen einen eigenen Pfarrsprengel.

So waren erst 137 Jahre nach dem Friedensschlüsse in unserem Pfarrsprengel die Hauptschäden beseitigt, aber der Umfang der Altpfarrei Sindlbach war und blieb verkleinert. Die Reste der einst so bekannten Haimburg finden nur die, welche mit der heimischen Landschaft vertraut sind, und in dem alten Klosterdorf Gnadenberg, das jetzt noch durch seine beiden Torbogen sichtlich ein in sich abgeschlossenes Ganzes bildet, gibt die einzigartige Kirchenruine Zeugnis von der einstigen Schönheit und Größe des einzigen mittelalterlichen Birgittenklosters in Süddeutschland.

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Die Oberpfalz, 1955

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