Samstag, 2. April 2016

Alte Flurnamen erzählen

Alte Flurnamen erzählen
Auf den Spuren der vorchristlichen Bewohner unserer Heimat

Von R. Gerstenhöfer

Nach der von Bonifatius im Auftrage des Papstes Gregor II. im Jahre 739 vorgenommenen kirchlichen Einteilung Bayerns (vier neue Sprengel, nämlich Passau, Salzburg, Regensburg und Freising, denn Augsburg hatte schon seit 590 einen Bischof) gehörte das heimatliche Gebiet zum Bistum Regensburg, das als erster Bischof der Abt Gawibald des Klosters Emmeram leitete. Der von der Diözese Regensburg abgetrennte Nordgau, den E. Gagel als Ur Nordgau bezeichnet, wurde zwei Jahre später mit dem neu missionierten Gebiet dem neuen Bistum Eichstätt angegliedert, das Bonifatius seinem Vetter und Mitarbeiter Willibald übertrug. Ein enges Band der Zugehörigkeit schließt sich um das Bild dieser beiden Männer. Beide entstammten dem Land der Angelsachsen, das gerade zu Beginn des 8. Jahrhunderts von einer machtvollen Woge apostolischer Begeisterung und missionarischen Strebens ergriffen wurde. Die besten des Volkes, besonders aus den adeligen Schichten, stellten ihr Leben in den Dienst der Verkündigung des christlichen Glaubens, unter ihnen ein heiliger Willibrord, Sola, Wunibald und die hl. Walburga.

Die in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts entstandene Vita s. Wynnebaldi berichtet von dem jüngeren Bruder Wunibald des 1. Eichstätter Bischofs, daß jener unter Herzog Odilo (737 – 748), der ihn mit Gütern beschenkte, einen eigenen Wohnsitz gehabt habe in einer Nordfilusa genannten Gegend. Nun geht es um die Frage, wo diese "Nordvils" zu suchen sei. Dr. H. Dachs schreibt dazu folgendes: Bei der Nachbarschaft der Eichstätter Diözese, die ganz nah an die oberpfälzische Vils heranreicht, kann nur diese und keine andere baierische Vils gemeint sein, zumal die Missionierungspläne des hl. Wunibald, der vorher in Thüringen gewirkt hatte, hier im jüngeren Siedlungsland ein fruchtbareres Betätigungsfeld fanden als im Altland südlich der Donau (an der niederbayerischen Vils).

Auch schließt sich die dreijährige Tätigkeit Wunibalds in Baiern, die H. Zeiß mit guten Gründen in die Jahre 744 – 747 setzt, zeitlich nahe an die Errichtung des Eichstätter Bistums an (741). Als Schauplatz dieses wohl hauptsächlich kirchenorganisatorischen Wirkens darf das Gebiet von Schmidmühlen die Vils aufwärts bis über Amberg hinaus, besonders aber das Amberger Becken selbst angenommen werden. Der Zweck der Tätigkeit des hl. Wunibald kann nicht gewesen sein, diese Gegend erst der Kultur und deutschen Siedlung zu erschließen, sondern ein bereits besiedeltes Land seelsorgerisch zu erfassen.

Im Jahre 777 dotierte Herzog Tassilo in der Stiftsurkunde von Kremsmünster dieses auch mit einer Kirche ad Nordfilusa, bestätigt 791 durch Karl den Großen, was sich nach E. Schwarz auf Vilshofen in der Oberpfalz beziehen wird. Auch H. Zitzelsberger spricht vom hohen Alter dieser Siedlung, die er als Königsgut und Sitz der Urpfarrei bezeichnet. Verglichen mit der Nachricht über den Aufenthalt des hl. Wunibald im Nordvilsgebiet unter Herzog Odilo, führt die Tatsache der Schenkung einer Kirche und ihrer Einkünfte in der gleichen Gegend zur Folgerung, daß in der Zwischenzeit von 30 Jahren der Ausbau des Kirchenwesens dort gute Fortschritte gemacht hatte. So müßte man sich eigentlich die kirchliche Organisation in der 2. Hälfte des 8. Jhd. in unserer Heimat so fortgeschritten denken, daß eine Bestattung der Toten bei ihren Siedlungen, u. zw. in Gräbern, die eine Reihe bilden (Reihengräberfriedhöfe), mit reichlichen Beigaben doch wohl der Zeit vorher angehören sollte, in welcher der strenge kirchliche Brauch, der Grabbeigaben verbot und die Beisetzung der Leichen bei den Kirchen verlangte, sich noch nicht allgemein durchgesetzt hatte.

Die Übung etwas beizugeben, hört nach Armin Stroh mit der Christianisierung keineswegs auf, so daß, und das ist wesentlich, das Vorkommen von Gräbern mit Beigaben, oder gar nur bloßen Trachtbestandteilen christliches Bekenntnis nicht ausschließt. Er ist auch geneigt bei Reihengräbern, vor allem den späten, oberpfälzischen Gräbern der karolingischen Zeit, Christentum anzunehmen, selbst bei verhältnismäßig reichlicher Ausstattung [6]. Erst zur Zeit Karls des Großen, dessen Einfluß nach der Absetzung Tassilos 788 auf dem Tag zu Ingelheim in Baiern Bedeutung gewann, ist die obige Forderung strenger durchgeführt worden. So läßt sich selbst bei den Franken bis in das 8. Jhd. Brandbestattung nachweisen, und deshalb muß man annehmen, daß trotz der Taufe Chlodwigs (zw. 493 und 500) das Christentum noch lange mit dem Heidentum zu kämpfen hatte.

Daher verstehen wir auch, daß die für unsere Heimat in Betracht kommenden Reihengräberfriedhöfe von Unterammerthal und Theuern, die für die Reichweite bairischer Siedlung in der Agilolfingerzeit besondere Bedeutung haben, nach den neuesten Forschungsergebnissen frei von merowingischem Formengut sind erst der karolingisch–ottonischen Epoche (9. und 10. Jhd.) angehören [9]. P. Reinecke hatte nämlich die zweiten Funde von Theuern, die im Jahre 1932 gemacht wurden, anfangs als jungmerowingisch bezeichnet und sie dann bald danach (1936) der nachmerowingischen Zeit zugesprochen. Immerhin sind die Funde von Theuern – Genaueres darüber kann in der Abhandlung "Die Reihengräberfunde von Theuern" nachgelesen werden [11] – Ein Beweis dafür, daß schon vor der Christianisierung hier eine Siedlung bestand, was ja auch der Name dieses Ortes bestätigt. Theuern kann nämlich als – ing – Name des ersten Landesausbaues der Baiern dem 7. und 8. Jahrhundert zugesprochen werden [12].

Außerdem gibt es südlich von Theuern eine Gruppe von Flurnamen, die übereinstimmend auch manches über die Zeit vor der Christianisierung verraten. Dies ist um so beachtenswerter, als hier nicht nur ein oder zwei alte Namen, von denen einige im Volksmund gar nicht mehr bekannt sind, auftreten, sondern sich gleich mehrere um ein bestimmtes Gebiet gruppieren und im Zusammenhang mit den vorchristlichen Verhältnissen stehen. Abgesehen von der Tatsache, daß unsere Heimat auch im vorgeschichtlichen Zeitalter besiedelt war, sprechen diese Namen mit Bestimmtheit für eine Besiedlung in vorkarolingischer Zeit.

Da wäre zunächst ein verschollener Name zu erwähnen, der jedoch nicht ungewöhnlich ist und sehr oft als Orts bzw. Flurname auftritt. Es ist der Flurname Hainberg, der heute nicht mehr gebräuchlich ist, wohl deshalb, weil er, wenn man nicht den Zusammenhängen nachgeht, eigentlich ziemlich nichtssagend ist. Im Grundkataster des Gemeindebesitzes Theuern ist die Plannummer 584 ¼ (Pl.Nr. 584 = das Waldgebiet "Häng") als Verbindungsweg auf den Hainberg bezeichnet, der als Fortsetzung des Burgstühlweges entlang der Vils in dieses interessante Gebiet führt (Flurnamen Burgstall und altes Schloß). An anderer Stelle (etwa um 1800) werden 39 Tgw. Hofmarkswaldung unter dem Namen "Heimberg oder Grubenschlag" genannt, was beweist, daß an Stelle des älteren Namens bereits ein anderer verwendet wurde, weil nämlich dort Erzgruben waren, die noch 1841 als "alte Erzstätten" bezeichnet werden. Um 1500 heißt eine Holzmark bei Wolfsbach, die an den Spitalschlag angrenzt, sogar Heimburg (einmal auch Haymberg), eigentlich in der Oberpfalz kein so seltener Name. Diese Flur umfasste also auch noch Wolfsbacher Gemeindegebiet, ebenso wie der "Burgstall" (siehe später!). Gerade das Grundwort burg in der Form Heimburg zeigt klar den Zusammenhang mit den anderen alten Namen dieses Gebietes, die anschließend besprochen werden.

Fürs erste wäre man geneigt, in dem bekannten Bestimmungswort den Stamm Hain (als Bezeichnung für einen abgegrenzten Buschwald, verwandt mit Hag, Hecke) zu finden. Doch ist dieser Ausdruck selbst in der Schriftsprache weniger gebräuchlich und unter den echten Flurnamen noch seltener. Wenn man dagegen bedenkt, daß für Burg auch oft Berg erscheint, und noch berücksichtigt, daß in der heimischen Mundart bei vielen ähnlichen Wörtern das "d" kaum noch hörbar ist oder auch ganz verschwindet (z.B. bei Wei/de/n, Hei/de/n, leiden, Fon für Faden), so kann man für unser Hainberg (oder –burg) ohne Bedenken ebenso Heidenberg(–burg) setzen, ein Ausdruck, der den Sinn und die
Entstehung der hier ebenfalls gebräuchlichen Flurnamen Burgstall und "beim alten Schloß" auch bestätigt.

Zschiesche (Heidnische Kulturstätten in Thüringen) nimmt an, daß mit Hain oder Loh benannte Orte, wenn sie in der Nähe von Wallburgen liegen, immer auf heilige Haine zurückgehen; und J. Schnetz ist auch der Ansicht, daß mit dem Namen Haiwald benannte Orte heilige Haine und Opferstätten waren [15]. In vorgeschichtlichen Zeiten bedeutete nach H. Muchau [16] der Waldplatz (lucus, der Hain) zugleich den Ort der Lohe (lux = Licht), wo die Feuer von Priesterhand geschürt wurden. Nun war aber, ebenso wie im Hause selbst die lodernde Herdflamme den Mittelpunkt des ganzen häuslichen Lebens bildete, auch die von den Priestern gehütete Lohe des heiligen Donnerberges der Mittelpunkt des Lebens der Völkerschaft. Zu ihr zogen sie sich in der höchsten Kriegsnot zurück. Darum bedeutete auch lucus eine in der Tiefe des heiligen Haines durch loderndes Feuer kenntliche Waldfestung, zu der man in der Verzweiflung seine Zuflucht nahm.

Man vergaß aber auch dort, wo man an die von Priestern gehütete Lohe, also an den Feuergott Loki dachte, die Hela nicht, deren Namen eigentlich "die Bergende" bedeutet (zu althochdeutsch helan = bedecken, verbergen, wie verhehlen). Eine häufige Bezeichnung für Orte in Wald und Flur ist daher "Hölle", bei uns gewöhnlich in der älteren Form "Hell" erscheinend. Das Wort bedeutete ursprünglich die altgermanische Todesgöttin Hela, aber auch dunkles, unterirdisches Reich und ist also aus dem Heidentum in die Sprache der christlichen Kirche übergegangen. Vom Volk wurde dann der Name auf enge, schluchtenartige Gegenden mit wildem Waldesdickicht übertragen. Es ist daher gar nicht verwunderlich, wenn wir im erwähnten Gebiet auch diesen Namen finden. So führt der südliche Teil des Dorfes Theuern die Bezeichnung "die Hölle" (mundartlich d'höl). Angrenzend daran liegt der Höllacker und ein Teil der Waldabteilung Schloßberg heißt Höllseuge (mundartlich helseing, zu Senke).

In diesem Winkel mögen auch einst die Bewohner in Notzeiten wiederholt Schutz gesucht haben, denn durch das "Höll" gebiet kommt man auf den schon erwähnten Burgstühlweg in die Flur "Burgstuhl" (im Volksmund aber Burgstel genannt), die sich nach dem Katasterblatt vom südlichen Ortsende bis zur Abbiegung der Vils gegen Südosten zieht und sich dann auf Wolfsbacher Katastergebiet als Burgstall (mhd. burcstal, zu mhd. stal = Stehort, Stelle, auch Stall) mit 800 m weit fortsetzt. Der Name Burgstuhl ist offensichtlich eine sprachverderbte Form, denn die Topographen bei der Landvermessung waren ja zum Teil französische Ingenieurgeographen. Die Ausdehnung dieser Flur bis in das Gebiet der Nachbargemeinde spricht für das hohe Alter des Namens. Außerdem gehört die Abteilung Burgstall zum Umfangreichen Waldabschnitt II "Schloßberg", und im Volksmund spricht man meist nur vom alten Schloß" (1841 das Holz beim alten Schloß mit schlechtem Waldbestand) und erzählt sich, daß dort ein Raubritterschloss stand, was jedoch jeder Grundlage entbehrt. Doch deuten diese und auch andere Namen, die anschließend berücksichtigt werden, immerhin auf eine Zufluchtsstätte, also auf eine Art Fliehburg (einen Ringwall, wenn auch nur in kleinem Ausmaße), denn mit Burg (mhd. burc, zur indogermanischen Wurzel bhrg = bergen, schützen) bezeichnete man ursprünglich jede Anlage zum Bergen und mit Burgstall eben die Stelle wo sich eine solche "Burg" befand. Für diese Stelle kommt m. E. die Talterrasse in Betracht, deren Steilabfall bis an die Vils reicht und 1841 als Waldflur den Namen "Vilshänge" führte. Nach den damaligen Angaben war sie so steil, daß man kaum mit Wagen fahren konnte, so dass von dieser Seite eine Überrumplung schwer möglich war. Im Volksmund aber heißt die Stelle allgemein nur "Judenhäng" und "Judenbrut" (für den Jungwald).

Auch diese beiden Namen sind bezeichnend für die historische Bedeutung des Gebietes und bekräftigen das oben Gesagte, denn Schnetz [17] sagt dazu folgendes: "Örtlichkeiten, die das Volk mit den unbekannten vorgeschichtlichen Bewohnern des Landes irgendwie in Verbindung brachte, wurden schon im Mittelalter mit Heiden , Hunnen , Hünen (Heunen) bezeichnet. Manchesmal scheinen an die Stelle der Heiden die Juden und Zigeuner getreten zu sein, denn man meinte mit diesen Namen eben Menschen, die dem eigenen Wesen der Bevölkerung fremd waren. Und das schon in prähistorischer Zeit unser heimatliches Gebiet besiedelt war, ist durch die Ausführungen von Dr. August Pils über die Entdeckung einer altsteinzeitlichen Kultur im Juragebiet [18] und durch W. Torbrügge (Die Bronzezeit in der Oberpfalz) [19] erwiesen.

Auch die spätere Form Heimburg ist verständlich und nicht etwa eine willkürliche Entstellung. Sie ist durch eine nicht seltenen Angleichung benachbarter Laute entstanden. Nach vorhergehenden Konsonantenausfall (des d) veränderte sich das n zu m und es entstand einganz neues leicht irreführendes Bestimmungswort, wie etwa aus Sandbach ein Sambach oder aus Hohenburg das Homburg. Auch für das mir gut bekannte Haimburg (Burgruine bei Neumarkt) sind ähnliche Formen wie 1240 Heimburc, 1438 Hainburg und 1444 Heinberg belegt.

Auf Grund all der besonderen Namen fühlte ich mich versucht, den Namen Hainberg auf Hei(de)nberg zurückzuführen. Sehr bezeichnend hierfür ist auch folgende Tatsache, die A. Sieghardt [20] erwähnt: Zwischen dem Juradorf Poppberg (auf der Wasserscheide zwischen Donau und Rhein) und Schwand liegt der Weiler Hainfeld in einer Gegend, die von den Kelten bewohnt wurde. Beweise für diese vorgeschichtliche Besiedlung gaben die prähistorischen Funde in der Umgebung, besonders aber bei dem genannten Weiler, der auch als Bestimmungswort unser Hain führt. Auch die Hainsburg bei Illschwang im Sulzbacher Landkreis kann als vorgeschichtlicher Ringwall im weiteren Sinne angesprochen werden. All dies zeigt bestimmt eigenartige Beziehungen, die nicht von der Hand zu weisen sind.

Eine große Rolle spielten im heidnischen Volksglauben aber auch Quellen; sie erscheinen nämlich als Eingang zu den Mysterien (Geheimnissen) der Unterwelt, galten als heilkräftig und waren Sitze göttlicher Wesen, und daher auch Kultstätten. Eine solche Quelle finden wir auch, so überraschend das klingt, in dem fraglichen Gebiet, und zwar unterhalb des genannten alten Schlosses. Sie mündet in der erwähnten Flur Vilshänge in die Vils und ist heute nur als "starker Fluß" bekannt, weil das Wasser bei der Einmündung heller (reiner) und im Winter auch wärmer ist, so daß sich dort meist mehr Fische aufhalten. Will man die Stelle genauer bezeichnen, so sagt der Volksmund meist nur "auf der Quelln drunten". Man erzählte sich auch, daß durch diesen Wasserlauf, der hier zutage tritt, eine unterirdische Verbindung mit Stockau (Gemeinde Zant) bestünde oder früher bestanden habe, was man angeblich durch Einwerfen von Häcksel bestätigt fand (Gewährsmann H. Gg. Schindler, Nr. 35, geb. 1884). In Anbetracht der großen Entfernung (etwa 10 km Luftlinie) ist eine solche Verbindung natürlich nicht möglich, aber diese Mutmaßung beweist immerhin, daß man der Quelle früher mehr Beachtung und Bedeutung schenkte und sie mit dem alten Schloß in Verbindung zu bringen suchte.
Ein besonderer Name, wie etwa Judenbrunnen, der wohl auch auf die heidnische Brunnenverehrung zurückgehen dürfte, die später ja verpönt wurde, ist heute nicht mehr gebräuchlich. Doch fand ich im 3. Jahrgang der Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg auf Seite 342 einen Brunnen erwähnt, genannt der Klaffenbrunn, der unterhalb Theuern als Grenzpunkt der Landgerichte (Burg) Lengenfeld und Amberg lokalisiert wurde. Das kann aber nur unsere Quelle sein, da ja an der Gemeindegrenze Theuern Wolfsbach liegt, die wiederum der alten Grenze des Landgerichtes Amberg und der benachbarten Gerichte und Ämter entspricht. Der bestimmt sehr alte und seltene Name Klaffenbrunn geht auf althochdeutsches claph zurück, das Schlag, aber auch gerissener Fels bedeutet, was den Steilabfall (Vilshäng) an dieser Stelle charakterisiert. Somit darf man auch diese Bezeichnung in die Reihe der interessanten und beweiskräftigen Namen einfügen.
Bemerkenswert wäre noch der auf dem Katasterblatt Teil NO 60 9 (für die Nachbargemeinden Köfering und Garsdorf westlich von Theuern) angegebene Utzenbrunnen beim Distrikt Laubenhart (mit Gruppenschlag, eigentlich Grubenschlag!). F. Menz erwähnt einen Utzberg, der urkundlich als Wodenschberch erscheint, weshalb der obige Zusammenhang mit Wutz, Wutzl = Kinderschreck, aus Wodan, Kurzform hierzu Utz, die aber auch als Ableitung von Ulrich möglich wäre). Doch sind mir die dortigen örtlichen Verhältnisse nicht genauer bekannt.

Wenn wir nun Zusammenfassend die gewiß sehr auffallende Gruppe von alten Flurbezeichnungen noch einmal überblicken, läßt sich feststellen, daß alle im Umkreis eines Gebietes zu finden sind, von dem wir daher sagen können, daß es für die heidnischen Bewohner (Naristen, Südhermunduren, Thüringer oder Baiern) unserer engeren Heimat als alte Kultstätte von besonderer Bedeutung war, was zwar urkundlich nicht belegt werden kann, aber auf Grund der Aussagen dieser Flurnamen sowie des Ortsnamens und der an zwei Stellen entdeckten Reihengräberfriedhöfe, wenn schon nicht als erwiesen, so doch als sehr wahrscheinlich angenommen werden darf.

Zur Unterstützung meiner Vermutungen möchte ich mit Berücksichtigung der einschlägigen Quellen (Anmerkungen 18 und 19) noch einige Flurnamen und Örtlichkeiten des Nachbargebietes als besonders wichtige Fundstellen vorgeschichtlichen Bodendenkmäler angeben: 1. Kellerberg mit Ringwallspuren (Gemeinde Ensdorf, Ortsflur Leidersdorf); 2. Steinbergwand und Fundmaterial an Steinwerkzeugen der älteren und mittleren Steinzeit (zwischen Ensdorf und Leidersdorf am rechten Vilsufer); 3. Kottenholz (keltisch coti = Wald); Gemeinde Wolfsbach, Ortsflur Götzenöd!); 4. Lehenbühl (zu mhd. le "Hügel, Erdaufwurf", Staatsforst Hirschwald, westlich von Garsdorf); 5. Ortsflur Lohe (Mendorferbuch); 6. Ringwall westlich von Rieden oberhalb der ehemaligen Burg; 7. Ringwall auf dem Johannisberg (südlich von Freudenberg); 8. an der Vils zwischen Kallmünz, der keltischen Hochburg, und Amberg allein sieben kleinere Ringwälle.
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[6] Dr. Armin Stroh, Die Reihengräber von Lauterhofen, Opf. Heimat, 3. Band (1958), S.38 und von demselben Autor, Schirndorf 1964, Die Oberpfalz 53. Jahrgang (1965), S. 102
[9] Armin Stroh, Die Reihengräber der karolingisch ottonischen Zeit i. d. Oberpfalz Kallmünz, 1954
[11] R. Gerstendörfer, Die Reihengräberfunde bei Theuern (1900/01 und 1932), Heimatbeilage Oberpfpälzer Jura Jg. 1958, Nr.7
[12] R. Gerstendörfer, Was der Ortsname Theuern verrät, Amberger Zeitung v. 20.10.1965
[15] J. Schmetz, Flurnamenkunde, München 1952, S.88,70.
[16] H. Muchau, das 4000 jährige Alter des Volkes der Hermunduringer (Thüringer, Weimar 1910, S.170
[17] wie Anm. 15, S.92
[18] Dr. Aug. Pils, Entdeckung einer altsteinzeitlichen Kultur im Juragebiet, Mskr. eines Vortrages v. 1932, Prov. Bibl. Amberg und K. Gumbert, Eine paläolithische und neolithische Abri Siedlung an der Steinbergwand bei Ensdorf, Bayer. Vorgesch. Blätter 11 (1933), S. 57.
[19] Walter Torbrügge, Die Bronzezeit i. d. Oberpfalz, Kallmünz 1959, S.104
[20] August Sieghardt, Oberpfälzer Jura, Nürnberg 1958, S.120.

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