Mittwoch, 16. September 2015

Besitzverhältnisse der Haimburg

Besitzverhältnisse der Haimburg
Von Rudolf Gerstenhöfer
(Die Oberpfalz, 1956)

Wer als Fremder die Autobuslinie Neumarkt-Altdorf benutzt, sucht, wenn er sich
für die Landschaft und deren Sehenswürdigkeiten interessiert, vergeblich nach den Überresten der Haimburg, von der er einmal gelesen hat, daß sie hier als eine der bekanntesten und mächtigsten Burgen des Mittelalters nicht nur das Schwarzach- sondern auch das Sindlbachtal beherrschte und auch noch lange nach der Zerstörung (1648) dem Pflegamt Haimburg den Namen gegeben hat.

Von weitem grüßt ihn zwar der Bergfried der Ruine Wolfstein, von den Mauerresten der Haimburg aber ist nichts mehr zu sehen. Wenn man sich dann nach ihr erkundigt, so zeigt einem der Einheimische bloß die Häuschen des Dorfes Haimburg, ehedem eine eigene Gemeinde, heute jedoch zur Gemeinde Sindlbach gehörend, die eingebettet zwischen dem Wald von der Höhe grüßen. Die Ruine selbst muß man erst in ihrer Nähe auf der heute bewaldeten und nach Westen vorstehenden Landspitze der ausgedehnten Jurahochfläche suchen, von der man noch vor 30 Jahren einen herrlichen Rundblick vom Schmausenbuck bei Nürnberg bis zum Wolfstein bei Neumarkt genoß, ein Zeichen dafür, daß die Burg einen einzigartig günstigen Standort hatte und zu den stattlichsten und schonstgelegenen Ruinen der Oberpfalz zählte.

Erst in der stürmischen Silvesternacht d. J. 1922 ist als letzter Zeuge verschwundener Macht der Rest des gewaltigen Bergfrieds eingestürzt, der an der Nordwestecke stand, mit seiner Bauart an den Wolfsteiner Bergfried erinnerte, und von dem es schon in einer Abhandlung aus dem Jahre 1899 in Anlehnung an Uhland heißt: "Doch auch diese letzte Säule, schon geborsten, kann stürzen über Nacht!" Ein eindruckvolles Bild dieser „Säule" vermittelt uns die beigegebene Ansicht der Ruine vom Anfang des 19. Jahrhunderts.

Seit dieser Zeit hat die Ruine, vor allem durch die starke Vegetation des Waldes, schwer gelitten. Solange noch die kurpfälzischen Pfleger in dem Pfleghaus, dem heutigen Bauernhaus Nr. 2 (Hausname Schirmbauer, zu Schürge, Scherge = Gerichtsdiener) wohnten, wurde die Ruine samt den dazugehörigen Gärten nach Möglichkeit gepflegt und erhalten.· Als aber i. J. 1803 das bayerische Landgericht Pfaffenhofen Haimburg gebildet wurde, das 1809 seinen Sitz in der aufgelassenen Abtei Kastl angewiesen erhielt, und somit die Pfleger wegzogen, kam das Gebiet in den Schutz der Forstverwaltung. Im Schloßhof, wie in den Gärten, auf den Mauern und Türmen wuchsen nun bald alle möglichen Waldbäume und Sträucher und sprengten mit ihren Wurzeln das Gemäuer, an dem auf allen Seiten der Efeu emporrankte. Heute,nach 150 Jahren, sieht es auf der noch ziemlich ausgedehnten Ruine fast urwaldmäßig aus und man kann sich dort nur mit großer Gefahr bewegen, wenn man sich nach den noch vorhandenen alten Grundrissen wenigstens einigermaßen zu orientieren sucht.


Die Geschichte der alten Burg, auch oft Schloß genannt, ist natürlich sehr wechselvoll
und gerade für das umliegende Gebiet besonders aufschlußreich und interessant. Die Haimburg, das Stammhaus derer von Haimburg, wird schon 1050 genannt, eine Seitenlinie der Herren von Stein (der Breitensteiner und Hilpoltsteiner) leiten ihre Abkunft von Babo von Abensberg her, weil sie wie jener den geteilten Schild und Adler in ihrem Wappen führten. Für die verwandtschaftlichen Beziehungen spricht auch folgende Tatsache: Noch im Jahre 1367 überweisen Graf Ulrich v. Abensberg und seine 5 Söhne dem Kollegialstift Essing bei Riedenburg und dem dortigen Spital u.a. als Fundation das jus patronatus der Pfarreien Sindlbach und Krappenhofen.

Die Haimburg liegt aber im Pfarrbezirk der Altpfarrei Sindlbach, deren 1. Pfarrer schon 1128 genannt wird. Uber die spätere Zeit sind wir schon genauer unterrichtet. 1266 saß der Ritter, Heinrich von Haimburg auf der Burg. Von seinen Söhnen erhielt Heinrich I., der Ältere, das väterliche Erbe, und zwar 1293. Diesem wurde auch 1305 die Vogtei über die Probstei Litzlohe, welche vorher 209 Jahre lang die Wolfsteiner besessen hatten, übertragen und diese Schutzherrschaft übte er bis zu seinem Tode im Jahre 1333 aus. Er hinterließ 8 Kinder; die seinem Vater nur Ehre machten und hohe Ämter (auch geistliche) bekleideten. Auf ihn folgte sein Sohn Heinrich genannt Ramunch als Burgherr und letzter Alleinbesitzer bis 1362. Nach seinem Tode wurde der große Besitz in 2 Hälften aufgeteilt. Auf Haimburg saß nun v. 1362-1371 dessen Neffe Heinrich III. v. Stein. Die andere Hälfte fiel an den Bruder Ramunchs, an Konrad v. Haimburg, Domprobst zu Regensburg (seit 1368 Bischof  dortselbst), dem letzten Sprossen des Haimburger Geschlechtes.

Damals war die „Veste Haimburg" ein Lehen Karls IV. v. Böhmen und Heinrich v. Stein erhielt 1370 für das Dorf Sindlbach (Sunelbach) unter Haimburg das Sulzbacher Stadtrecht mit Gericht und Wochenmarkt. Im Jahre 1373 kam die Hälfte Konrads an die Herzöge von Bayern und 1388 mit der anderen, die inzwischen durch verschiedene Hände gegangen war, an den Kurfürsten, bzw. 1410 an die Pfalzgrafen. Mit Einbeziehung des alten Amtes Troßberg wurde das Bayerische Pflegamt Haimburg gebildet. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts hat unsere Heimat arg gelitten und die Haimburg wurde von den Nürnbergern zerstört. Sie bauten sie aber schon bald danach mit nicht geringen Mitteln wieder auf und gaben sie 1521 an den Pfalzgrafen Friedrich zurück. Am Ende des 30jährigen Krieges wurde das Schicksal der Burg nach einer leider nur kurzen Zeit der Blüte besiegelt; 1648 zerstörten die Schweden die Haimburg und damit endet auch ihre Geschichte. Das Charakteristische des wechselvollen Schicksales von Burg und Schloß ist zusammenfassend folgendes:

In der Zeit von nur 26 Jahren (1362-1388) hat die eine Hälfte des Besitzes dreimal und die andere sogar viermal ihren Besitzer gewechselt. Zweimal war die Burg böhmisches Lehengut: unter Bischof Konrad von Regensburg und unter Pfalzgraf Otto, dem Nachfolger des Pfalzgrafen Johann von Neumarkt. Zweimal wurde die Burg innerhalb von 13 Jahren verpfändet. So 1401 von König Rupprecht und dessen Sohn Herzog Ludwig an den Burggrafen Friedrich .v. Nürnberg und die eine Gutshälfte durch Herzog Stephan III. i. J. 1388. Das war - wie R. Rösermüller schreibt - ein Zeichen beständiger Finanznot der Fürsten und Gutsbesitzer in der sogenannten „guten alten Zeit".

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