Das ehemalige Adelsgeschlecht der Fuchssteiner
Von Anton Dollacker
Fünf Kilometer westlich von Amberg liegt das malerische
Dorf Fuchsstein mit seiner uralten Linde.
Der Schullerhof am Südwestlichen Ende dieser Ortschaft
fällt schon durch die ungewöhnliche Bauart des Wohnhauses auf und es sollen
mehrere auf dessen Vorderseite gemalte Wappen übertüncht sein. Aber auch noch
andere Umstände sprechen dafür, daß er der ehemalige "Hof zum Fuchsstein"
d.i. der hier zu suchende Stammsitz der Fuchssteiner ist, die um das Jahr 1500
in der Oberpfalz eine große Rolle spielten.
Über die frühere Geschichte dieses Geschlechtes weiß man
nur wenig. Anscheinend kam es schon bald zu Wohlstand, weil im Jahr 1343
Heinrich der Fuchssteiner als Patrizier von Amberg erscheint.
Vermutlich war Eberhard von Fuchsstein, der 1384 als
Richter der Landgrafen zu Leuchtenberg auftritt, sein Sohn.
1454 wird ein Hans Fuchssteiner zu Glaubendorf als
Schiedsrichter genannt, der 1461 auf seinem leuchtenbergischen Lehensgut
Glaubendorf das Hofmarksrecht erhielt. Offenbar ist er derselbe, der 1485 auch
das bayerische Lehensgut Prebrunn besaß, 1487 Stadtschultheiß von Regensburg
und 1493 Landrichter zu Burglengenfeld wurde und gleichzeitig vom bayerischen
Herzog Albrecht zur Belohnung seiner Dienste das Burglehen Kalmberg (jetzt
Kollenburg bei Viechtach) erhielt. Er scheint 1584 gestorben zu sein.
Sein Sohn Dr. Sebastian von Fuchsstein zu Kalmberg folgte
ihm damals im Lehensbesitz von Kalmberg nach. Dieser war Rechtsanwalt in
Kaufbeuren und tat sich dort als Anhänger und Verbreiter der neuen
evangelischen Lehre hervor. Während des Bauernkrieges von 1525 gewann er als
Wanderredner großen Einfluß auf das oberschwäbische Landvolk, weshalb er als
"der Bauern Advokat" verschrieen war. Er heiratete eine reiche
Patrizierwitwe von Kaufbeuren, starb aber kinderlos 1528 oder kurz vorher, weil
in diesem Jahr das Lehen Kalmberg an seine Brüder Hans und Sigmund überging.
Der andere Sohn des Regensburger Schultheißen Wolfgang
von Fuchsstein zu Ebermannsdorf, war Landrichter in Amberg und schon 1499
Besitzer des kurpfälzischen Lehens Ebermannsdorf (Bez. A. Amberg), er besaß als
weitere Lehen je einen Hof in Utting und in Speckmannshof und zwei Drittel des
Zehents daselbst und zu Fuchsstein sowie als freies Eigentum den
Familienstammsitz in Fuchsstein, der damals natürlich schon längst in Erbpacht
gegeben war. Er hatte drei Söhne, wurde aber, als er anscheinend um 1524 starb,
nur von einem derselben überlebt.
Dieser, Dr. Johann von Fuchsstein zu Ebermannsdorf, war äußerst
begabt und geschickt und hochgelehrt, aber auch ränkevoll und bestechlich.
Er gewann die Gunst des Pfalzgrafen Friedrich, der für
seinen Bruder den Kurfürsten Ludwig in der Oberen Pfalz regierte, und wurde
sein Kanzler. Als dann Pfalzgraf Friedrich als kaiserlicher Statthalter beim
damaligen Reichsregiment zu Nürnberg verschwenderisch lebte und deshalb in arge
Geldverlegenheit kam, vermittelte er den Abschluß eines Vertrages mit den
Nürnbergern, wonach diese die von ihnen schon seit dem bayerischen
Erbfolgekriege besetzten Ämter Lauf und Hersbruck der Kurpfalz um ein
Schandgeld erkauften. Dieses für die Kurpfalz sehr unvorteilhafte Geschäft
brachte zwar unserem Fuchssteiner seitens der Nürnberger ein stattliches
Geldgeschenk ein, er machte sich aber dadurch im Lande sehr unbeliebt.
Hinzu kam, daß er als eifriger Lutheraner die
Verschwörung der Reichsritterschaft unter Franz von Sickingen gegen die Fürsten
begünstigte, indem er seinen Herrn Friedrich über ihren wahren Zweck
hinwegzutäuschen suchte und ihn deswegen sogar mit seinen Mündeln, den
Neuburgischen Pfalzgrafen Phillip und Ottheinrich, in Händel verwickeln wollte.
Als nun seine Untreue
zufällig an den Tag kam, wurde er an Fastnacht 1523 als politischer Gefangener
in den vorderen Turm des Amberger Schlosses, der seitdem im Volksmund "der
Fuchssteiner" heißt, gesperrt. Darin mußte er mehrere Monate schmachten
bis Pfalzgraf Friedrich auf Fürbitte von 30 Adeligen sich seiner erbarmte und
ihn gegen das Versprechen, künftig das Land zu meiden, freigab.
Vier Tage darauf traf in Amberg ein Befehl des Kurfürsten
Ludwig ein, den Fuchssteiner nur ja in Haft zu behalten, da man in der soeben
eroberten Ebernburg einen ihn bloßstellenden Brief von ihm an Franz von
Sickingen gefunden habe, jedoch der Vogel war schon ausgeflogen.
Sein plötzlicher Sturz trug dem ehemaligen Kanzler
natürlich überall Spott und Verachtung ein. Er trieb sich zunächst unstet herum
und besaß sogar die Frechheit, dem ihm feindlichen Domkapitel zu Regensburg mit
Verwüstung der fürstbischöflichen Landgüter zu drohen.
1524 lächelte ihm noch einmal das Glück, indem ihn der
durch den schwäbischen Bund und seinem Land vertriebene Herzog Ulrich von
Württemberg zu seinem Kanzler ernannte. Er hielt aber bei Ulrich nicht lange
aus, sondern trat, als dessen Sohn mehr Aussichten zu haben schien, zu diesem
über, um nun gegen Ulrich zu arbeiten.
Als dann 1533 Ulrich in sein Land zurückkehren konnte,
wurde der Fuchssteiner brotlos und suchte nun wieder bei ihm unterzukommen.
Allein Ulrich warf ihn in den Kerker und lieferte ihn – anscheinend wegen
früher begangener Missetaten – an das Hochstift Regensburg aus, wo er im
Bischofshof als gänzlich mittelloser Gefangener starb. Noch an Ostern 1535 hatte
er laut eines von ihm ohne Ortsangabe ausgestellten Kaufbriefes seine schon
1524 verpfändeten Güter in Fuchsstein und Speckmannshof verkauft, im Sommer
1536 aber war er, wie aus einer Akte des Amberger Staatsarchivs (Oberpf. Adm.
Nr. 3672) hervorgeht, bereits tot.
In der betreffenden Urkunde spricht Pfalzgraf Friedrich
von seinem "lieben, getreuen Johann von Fuchssteiner Ritter und
Doktor", so daß er diesem nach seinem Tode nicht mehr gezürnt haben kann.
Auffallenderweise waren auch die nach dem Ableben des Vaters Wolfgang
erledigten kurpfälzischen Lehen mit Ausnahme von Ebermannsdorf, das schon 1530
in andere Hände kam, nicht eingezogen worden, obwohl sie der landesflüchtige
Erzkanzler nicht antreten konnte.
Dr. Johann von Fuchsstein
war mit einer Edlen von Zant verheiratet, hinterließ aber keine Nachkommen.
Seine Brüder, von denen nichts näheres bekannt ist, hatten schon vor dem Vater
das Zeitliche gesegnet und seine Schwester war in ein Kloster gegangen.
Um 1517 besaß ein Konrad von Fuchsstein die Burg
Ebenhofen bei Kaufbeuren, 1524 erscheint in einer Urkunde Sigmund Fuchssteiner zu Ebermannsdorf der 1555
zu Vohenstrauß starb und 1553 heiratete ein Salomon Fuchssteiner die Witwe des
Landsaßen Tetzel aus Lauterhofen. Letzterer war ein Sohn des Vorherbesagten
Sigmund von Fuchsstein und stritt sich mit seinen minderjährigen Brüdern Hans
und Jörg um die bayerischen Lehen (Kalmberg?) des Geschlechtes.
Bald darauf muß das Geschlecht der Fuchssteiner
ausgestorben sein, da man weitere Nachrichten über es nicht ermitteln konnte.
Sein Wappen waren nach Hefners "Stammbuch des
deutschen Adels" zwei eckig gezogene goldene Balken (Sparren?) im
schwarzen Feld
© "Die Oberpfalz", 1925
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