Freitag, 26. August 2016

Eine schwarze Liste über die Anhänger des Kurfürsten Friedrichs V. von der Pfalz vom 26. Dezember 1623

Von Generalmajor a. D. Dollacker

Friedrich V., der „Winterkönig“, hatte nach der Schlacht am Weißen Berge Böhmen verloren und war über Breslau, Küstrin, Wolfenbüttel zu seinem Onkel Moritz von Oranien, dem Generalstatthalter der Niederlande geflüchtet. Am 22 Januar 1621 sprach der Kaiser über ihn, den Fürsten Christian zu Anhalt, den Markgrafen von Jägerndorf und Mansfeld die Acht aus, am 25. September 1621 nahm Maximilian von Bayern Cam ein, am 8. Oktober besetzte er Amberg und nahm die Oberpfalz im Namen des Kaisers in Verwaltung. Am 22. September 1622 fiel Heidelberg in die Hände Tillys. Friedrich V. gab die Hoffnung auf den Wiedererwerb nicht auf und fand außer dem in seinem Solde stehenden Grafen von Mansfeld noch viele treu ergebene Anhänger, die für seine Sache kämpften, so vor allem den Prinzen Christian von Braunschweig, der „Halberstädter“ genannt, den Markgrafen von Jägerndorf, den Markgrafen von Baden-Durlach, den Siebenbürgenfürsten Bethlen Gabor, ferner eine große Zahl von Beamten und zur politischen Verwendung geeigneten Personen, die sich ihm zur Verfügung stellten.

Aufschluß über sie gibt eine „Lista und Verzeichnus deren correspondenten und heimblichen Kundschafter, welche mit dem Pf. noch auf die heutige Stundt auß den Reichsstädten, item auß Böhmen, Mähren, Österreich, Ober– und Unterpfalz, Brandenburg, Niedersächsischen Kreuß etc. zu höchstem präfudicio ihrer Kaiserl. Majestät und zu erweckhung neuer Unruhen im Reich nicht nur vor sich selbst correspondiren sondern auch des Mansfelds, Halberstädters, Gabors, Jägerndorfers und anderer öffentlichen Ächter, türkische und ander unchristliche praktickhen, so vil an ihnen. Äußerigsten Vermögens befördern helfen.“

Die Liste ist als Nr. 871 der Dreißigjährigen Kriegsakten im Staatsarchiv Amberg niedergelegt, vom 29. Dezember 1623 datiert, trägt aber keine Unterschrift. Sie ist offenbar ein Auszug aus dem „Extrakt deß schwarzen registers am Kaiserlichen Hoff“, der ebenfalls ohne Unterschrift und ohne Datum in Londorp, II. Teil S. 725 ff. enthalten ist. Sie bringt verschiedenes, was in dem Extrakt nicht steht.

1.) Johann Joachim von Ruesdorf war 1589 geboren. Sein Vater Hans Georg war als Protestant aus Niederbayern in die Oberpfalz gezogen und wurde Pfleger zu Murach. Hans Georgs Frau war eine geborene Pelkofer und hatte von ihrer Schwester Cordula Teufel das Gut Eigelsberg bei Oberviechtach gekauft. Johann Joachim studierte mit 2 Brüdern am Pädagogium in Amberg, kam 1607 auf die Universität in Heidelberg, begleitete Friedrich V. bei seiner Brautwerbung nach England, machte 1613 – 15 Reisen nach England und in andere Europäische Staaten, wurde 1616 Rat am obersten Gerichtshof in Heidelberg und bald darauf Mitglied des Staatsrates. Als Friedrich V. Anfang November 1619 die Regierung in Prag antrat, blieb er in Heidelberg, wo sich Gustav Adolf einfand. Ruesdorf suchte ihn für das böhmische Unternehmen und für eine Heirat mit einer Tochter Friedrich IV. zu gewinnen, ohne jedoch einen Erfolg zu erzielen. Im Januar 1620 reiste er mit dem Stiftshauptmann von Waldsassen, dem Grafen Achatius zu Dohna, zu Jakob I. nach England, dann nach Paris und Holland. Nach der Achterklärung Friedrich V. wies er in einer Schrift deren Rechtsungültigkeit nach. Dann wirkte er als Gesandter in London 5 Jahre durch Wort und Schrift auf die öffentliche Meinung ein, fand jedoch einen Gegner im Staatsmann Buckingham, der seine Abberufung durchsetzte. Während dieser Zeit hat sich Ruesdorf vom Juli 1621 – 10. Juli 1622 beim englischen Gesandten in Wien unter dem Vorgeben, daß er im Dienste des englischen Königs stehe aufgehalten. Er hat über die Vorgänge in Wien wöchentlich nach Heidelberg, Stuttgart, an die Witwe Friedrichs IV., an Friedrich V., an den Statthalter Johann in Heidelberg, an den ehemaligen Statthalter der Oberpfalz, Fürst Christian zu Anhalt, und an die Räte in Heidelberg berichtet, stand mit den aufrührerischen Ungarn, mit dem Siebenbürgenfürsten Bethlen Gabor, dem Markgrafen von Jägerndorf, mit dem Grafen Thurn, besonders aber mit dem Magnaten Budiani, bei dem er während der Friedensverhandlungen 1622 einige mal in Ungarn war, in Verbindung. Die Liste beschuldigt ihn, in Ungarn, Böhmen und Österreich Unruhen anzustiften und bezeichnet ihn als einen äußerst gefährlichen Feind des Kaisers und Maximilians von Bayern.

Die letzten 13 Jahre seines Lebens verbrachte er im Haag, von wo er zu verschiedenen politischen Aufträgen verwendet wurde. Dort starb er am 20. August 1640 und wurde in der Hauptkirche begraben.

Ein Bruder, Georg Philipp, stand 1625 in dänischen Diensten, ein zweiter Bruder, Georg Balthasar, war 1625 in Hamburg. Eine Schwester war Hofdame bei der Kurfürstin von Brandenburg, die eine Schwester Friedrichs V. war. Sie heiratete 1525 einen Oberst von Gürnitz.

2.) Johann Bosch Dr. Jur., ehemaliger Hofrat und Oberschultheiß zu Heidelberg, hat sich einige Zeit in Nürnberg aufgehalten und den Briefwechsel Friedrichs V. mit Mansfeld, Bethlen Gabor, dem Markgrafen von Jägerndorf , dem Thurn und anderen besorgt. Er hat den pfälzischen Gesandten, die heimlich nach Nürnberg kamen, Geld verschafft, wechselte Briefe mit dem Amberger Kanzler Dr. Petsch und dem dortigen Regimentsrat Dr. Heber und ist oft nach Heilbronn, Speyer, Straßburg, Stuttgart, Frankfurt gereist. Er half die goldenen Schlüssel, die Friedrich V. auf der Flucht nach Breslau versetzt hatte, in Nürnberg zu „vertuschen.“ Eine Bewerbung am Reichskammergericht in Speyer, wo er für Friedrich V. wirken wollte, gelang ihm nicht. 1623 gab er sich für einen englischen Residenten aus und erreichte, daß man ihm in Heidelberg und in der ganzen Pfalz duldete. *1) Er hat am 6. April 1623 einig Schreiben, die zwischen Kursachsen und Kurmainz gewechselt wurde, „expraktiziert“ und die durch den Backofen und Frankfurter Postmeister Johann von der Bürgden an Friedrich V. gelangen lassen. Die im Solde Friedrichs stehenden Oberst Merven und General de Beer wollten in kurzer Zeit Heidelberg und Mannheim angreifen und hatten in beiden Städten Kundschafter, die unter Anleitung des Dr. Bosch alle für dieses Unternehmen in Frage kommenden Verhältnisse erkundeten. „Man solle Bosch verhaften und ihn über die Verhandlungen mit den Türken, mit Bethlen Gabor, dem Grafen Thurn, Moritz von Oranien, dem Auerbacher Landrichter von Schlammersdorf, Kanzler Dr. Petsch, den Herren Ölhafen, Remb, Tuchelin in Nürnberg, mit Camerarius, Ruesdorf, Plessen, mit England, Holland, Dänemark, Schweden, Konstantinopel, Venedig, Savoyen, Graubünden du Siebenbürgen „auf ernstlich zusprechen“ (Tortur?).

3.) In Berlin hielten sich auf; der ehemalige böhmische Oberkanzler Ruppa. Die Böhmen Berka und Müller (Vizekanzler), Graf Achatius zu Dohna , der bis 1619 Verbindungsmann zwischen den böhmischen Ständen und Friedrich V. war. Sie suchten eine Heirat zwischen Friedrichs Bruder Ludwig Philipp und einer sächsischen Prinzessin zu vermitteln, was auch Brandenburg in der Hoffnung begünstigte, Sachsen von Österreich zu trennen. Jülich wieder für Brandenburg zu gewinnen und den Neuburger Teil von Jülich dem Sachsen Kurfürsten von Sachsen einzuräumen. Diesem wurde auch der Besitz der Lausitz zugesichert.

4.) Dr. Ludwig Camerarius war ein Sohn des berühmten Nürnberger Arztes Dr. Joachim Camerarius, der 1596 den in Amberg erkrankten Vater Friedrichs behandelte. Er war am 22. Januar 1573 in Nürnberg geboren, trat nach dem Besuch mehrerer Universitäten in Deutschland und Italien 1598 in die Dienste Friedrichs IV., wurde 1603 Mitglied des Oberrats und bald der tätigste Diplomat in Heidelberg. Er erhielt 1613 die Prälatur Des Klosters Reichenbach in der Oberpfalz, wurde 1626 schwedischer Rat, 1629 schwedischer Gesandter bei den Generalstaaten. 1645 zog er sich von den Geschäften nach Gröningen zurück. Als die Pfalz wieder den Erben Friedrichs V. zurückgegeben wurde, siedelte er im Juni 1651 nach Heidelberg über, wo er im Oktober 1651 starb.
Camerarius war lange Zeit in Dänemark, dann in Bremen, bemühte sich 1623, den König von Dänemark in den Krieg zu ziehen. Er hatte bei den Regierungsgeschäften fast aller Höfe die Finger im Spiel, erhielt von dort Berichte, „concipirte, revidirte, accomodirte die meisten memoralia, Gutachten und Vorschläge.“ Er wollte den Kaiser nicht nur aus seinen Erblanden und Königreichen, sondern sogar aus Deutschland verjagen, Friedrich V. die böhmische und auch die deutsche Krone wieder verschaffen, sollte es auch mit Hilfe der Türken und Tataren geschehen. Er wollt das Reich in neue „Turbas“ und so zu seiner schlesischen „Vicecancellaria“ gelangen.

5: Backofen war früher Kellermeister in Weinheim, hatte Güter in der unteren Pfalz, hielt sich 1623 in Frankfurt auf, wo er mit Dr. Bosch beim Postmeister von der Bürgden, mit Dr. Haßmann in Heidelberg und mit Lingelsheim, der in Straßburg lebte, gegen den Kaiser arbeitete.*2) Gabriel Lingelsheim war seit 1594 Pfleger in Heimburg in der Oberpfalz, sein Vater war Lehrer Friedrichs IV.) Backofen hatte schon vor der Ächtung Friedrichs mit kalvinischen „Meutmachern“ (Aufrührern) in Böhmen, Österreich, Jülich, Aachen, Mühlheim, Worms und Heidenheim zusammengearbeitet. Backofen schrieb in einem Bericht, daß de Beer wegen der Übergabe von Mannheim um 10 000 Taler gestraft wurde, die der Garnison in Frankenthal überwiesen worden seien. Sekretär Erckenbrecht, der während der Belagerung in Mannheim gewesen sei, habe sie in Delft (Holland) empfangen. Backofen schrieb ferner, daß er einen Bruder in Heidelberg habe, der Dr. der Rechte sei und mit einem Haßmann dauernd an ihn berichte. Der Heidelberger Hofrichter Andreas Paul habe von London an Backofen geschrieben, England sei bis auf den letzten Blutstropfen entschlossen, sich an Bayern zu rächen, der König habe geschworen, nicht zu ruhen, bis er den Bayern von Land und Leuten getrieben habe. Backofen hat dies von Frankfurt nach Württemberg und Baden weiter berichtet. Da Backofen die meisten englischen Berichte übermittelte, solle man ihn und den Frankfurter Postmeister überwachen. Die Berichte könnte man in die Hand bekommen, wenn sie sein Diener zum Postmeister trage.

6.) Dr. Haßmann sei nicht der geringste der in Deutschland verbliebenen Rädelsführer, hetze in „Traktätlein“ anonym gegen den Kaiser, was aus seiner Handschrift und den Heidelberger Akten erwiesen sei. Er sei an dem pfälzischen Unwesen stark beteiligt gewesen, habe nach der Anhaltischen Geheimen Kanzlei und den Heidelberger Akten zur Zeit des Interregnums 1612 und 1619, dann in Sachen der Achterklärung intrigiert, gegen den Kaiser und seine Rechtsprechung schimpfliche Berichte verfaßt. Nach der Auflösung der Union hetze er gegen den Kaiser und suche eine neue Union zu gründen. Vom Markgrafen von Kulmbach lasse er sich als Kundschafter gegen Kursachsen gebrauchen. Er halte zu Camerarius, der seine Schwester zur Frau habe.

7.) Hofrichter Andreas Paul wurde wiederholt zu politischen Sendungen verwendet, so im Januar 1619 und im Sommer 1621 nach Wien, von wo aus er im Oktober 1621 mit dem englischen Gesandten Lord Digby zu Mansfeld nach Neumarkt reiste. Mansfeld stand damals durch Maximilian mit dem Kaiser wegen seines Übertritts in kaiserliche Dienste in Unterhandlung. Sein Bruder Karl Paul war Hof– und Bundespfennigmeister. Beide haben in Heidelberg viele Briefe hinterlassen, deren Aufzählung nach der Versicherung des Verfassers der „schwarzen Liste“ viel zu weit führen würde. In dem bösen Willen gäben beide dem Camerarius und dem Ruesdorf nichts nach, doch seien diese ihnen an List und Betrug überlegen. Aus den in Heidelberg an diese vier „Catilinis“ gefundenen Schreiben gehe folgendes hervor: Andreas Paul habe 1621 die Aussöhnung zwischen dem Kaiser und Friedrich V. hintertrieben, als Lord Digby sie in Wien schon nahezu bewirkt habe. Die gleiche Rolle habe er 1622 in Brüssel gespielt, wo er als Vertreter Friedrichs V. den Verhandlungen beigewohnt habe. Durch die Vorspiegelung, daß der Friede nur durch die kaiserlichen und spanischen Gesandten hintertrieben würde, glaubte er den englischen König zum Eintritt in den Krieg zu können. Wie gut es Paul mit dem englischen König meine, gehe daraus hervor, daß er ihn als Atheisten, Gotteslästerer, Ehebrecher und Wortbrüchigen bezeichnete, was aus der Handschrift des Tschernembl hervorgeht. *3) ein Konrad Paul wurde nach dem Prager Fenstersturz von Anhalt zur Berichterstattung nach Prag gesandt.

8.) Lingelsheim in Straßburg und der ehemalige Hofgerichtsrat Spina in Heidelberg schrieben gegen den Kaiser und die Achterklärung Friedrichs. Sekretär Moritz stand im persönlichen Dienste Friedrichs. Er begleitete Friedrich nach der Schlacht am Weißen Berge auf seiner Flucht nach Holland 1622 kam er mit einem Auftrag Friedrichs, kehrte aber bald ohne besondere Nachrichten nach Holland zurück. 1623 war er in Heilbronn wechselte Briefe mit Württemberg und anderen deutschen Fürsten und Ständen; alle Umtriebe der Vertrauensleute Friedrichs V. berichtete er durch eigene Boten an Lingelsheim nach Straßburg, an den Agenten Brederode der Niederlande, an den Prinzen Moritz von Oranien , an den Halberstädter, an Mansfeld und an Friedrich selbst. *4)

9.) Oberst Balthasar von Schlammersdorf auf Hopfenohe, Wolf von Wildenstein, Landmarschall Fuchs von Winklarn und der Landrichter von der Grün in Waldeck, ein Bruder des Heidelberger Kanzlers, arbeiteten zusammen. Wenn der Halberstädter und Mansfeld sich vereinigt hätten und durch Böhmen auf Amberg marschieren würden, dann solle das von Schlammersdorf im Geheimen geworbenen Kriegsvolk an der Grenze der Oberpfalz zu ihnen stoßen und mit Munition versehen werden. Schlammersdorf sollte dann die Huldigung der Ritter und Stände auf Friedrich V. vornehmen und die Gelder der Regierung der Landschaft und Stadt Amberg beschlagnahmen. Die Böhmen sollten zu Pferd und zu Fuß, aus dem Sazener, Ellbogener und Pilsener Kreis in die Oberpfalz einfallen, deren Landbewohner dann angeblich in die mit bayerischen Garnisonen belegten Orte flüchten, dort nachts die Bayern überfallen und sie in Forma einer Sizilianischen Vesper niederhauen“ sollten. *5)

10.) An diesen Machenschaften haben sich auch Kanzler Dr. Petsch und Rat Dr. Heber der Amberger Regierung beteiligt. Petsch war 1565 geboren, kam 1600 als Rat von Heidelberg an die Amberger Regierung und war mit einer Tochter des Amberger Theologen Dr. Wigand Spanheim verheiratet. *6) nach einem in Heidelberg gefundenen Schreiben des Pflegers von Waldeck beabsichtigte Petsch 1622 aus dem Amt zu scheiden, blieb jedoch, als aufmerksam gemacht wurde, daß er Friedrich viel mehr nützen könne, wenn er im Amt bliebe. E r wurde ständig überwacht, so als er im März 1623 in Nürnberg mit dem englischen Rittmeister Horri verhandelte. Im Jahre 1625 wurde er entlassen und im Schloß in Arrest gesetzt 1628 war er noch in Amberg, 1643 ist von seiner Witwe die Rede. Dr. Heber wurde 1617 Regimentsrat, heiratete eine Schwester des Heimburger Pflegers Lingelsheim, wurde 1626 entlassen und zog nach Nürnberg. Sein Vater war Bürgermeister von Neumarkt. Petsch und Heber haben dauernd mit Schlammersdorf brieflich verkehrt.

11.) Oberst Peblis war Schotte von Geburt, kämpfte 1610 im Jülicher Erbfolgekriegs als Oberstleutnant unter Oberst Graf Otto zu Solms im Elsaß gegen Erzherzog Leopold, von 1618 ab unter Mansfeld, bis dieser 1626 starb. Im Jahre 1633 stand er noch in pfälzischen Diensten. Er sollte beidem nächtlichen Überfall auf die bayerischen Garnisonen in der Oberpfalz den Oberbefehl führen und beim Anmarsch Mansfelds und der Ermordung der bayerischen Garnisonen aus den aufrührerischen Untertanen Abteilungen bilden und einen Teil nach Waidhaus führen, wo sie Wolf von Wildenstein übernehmen würde. Ein zweiter Teil sollte wegen des angrenzenden Bistums Eichstätt nach Neumarkt kommen, ein dritter in Sallern dem dortigen Richter Haller unterstellt werden. Wegen der Nachbarschaft von Bayern sollte ein vierter Teil mit der dem Rittmeister Hundt unterstellten Ritterschaft nach Cham gelegt werden. Der Rest des Mansfeldischen Volks war nach Auerbach bestimmt. *7)

12.) Landmarschall Fuchs sorgte in München im Einverständnis mit dem dortigen Rat für Waffen und Munition, deren Kosten die oberpfälzische Landschaft trug. Mansfelds Faktor, der neben dem Kaufmann Andrä Lempa unter der „Goldenen Gans“ wohnte, schloß den Vertrag ab. Kanzler Dr. Petsch, die Räte Dr. Heber und Dr. Ulrich standen deswegen durch den Faktor Mansfelds seit langer Zeit mit den Herren Ölhafen, Remb und Tuchelin in Nürnberg in Schriftwechsel.

13.) Nach diesem Schreiben stellten Imhof, Ölhafen und Asymus Schlauerbach, der stark Handel nach Österreich trieb, zur Verbergung der Waffen und Munition ihre Lustgärten und Lusthäuser zur Verfügung. Nachts sollten sie zu den Geuders nach Heroldsberg und von dort „unvermerkt“ in die Oberpfalz verbracht werden.

14.) Sobald der Siebenbürgenfürst Bethlen Gabor mit den Türken und Tataren nach Böhmen, Mansfeld in die Oberpfalz komme sollte der Aufstand in Böhmen und in der Oberpfalz ausbrechen. Hierüber wurden Vereinbarungen zwischen Prag und den in Berlin weilenden ehemaligen böhmischen Direktoren Ruppa, Berka und Müller getroffen. Die Leitung im Ellbogener, Saazer und Pilsener Kreis hatten die Schirndinger übernommen, deren „Examinierung“ empfohlen wird. Von der Oberpfalz wollte Mansfeld sich mit dem ganzen Heer nach Bayern wenden. Die Niederlage des Halberstädters bei Stadtlohn am 22. August 1623 habe die verhindert.

15.) Marquis Spinola hatte mit den Protestanten im Namen des Kaisers zu Mainz vereinbart, daß sie der Union entsagen und keine neue eingehen. Dem entgegen strebten der Markgraf von Durlach und andere protestantische Fürsten eine neue Union an. Oberst Fuchs versuchte hierzu den Markgrafen von Ansbach, den ehemaligen Landrichter von Amberg Graf Reinhard zu Solms und Reichsstädte zu gewinnen, die das ganze finanzieren sollten. Zum General dieser neuen Union war der Markgraf von Durlach ausersehen. Graf zu Solms, der die Geroldseckischen Güter an sich bringen wollte, und dies mit den Ansprüchen seiner Frau begründete, habe sich zum Generalleutnant, Oberst Fuchs zum Feldmarschall „aufgeworfen.“

16.) Wenn Mansfeld nach dem Aufstand in Böhmen und in der Oberpfalz in Bayern einfalle, Bethlen Gabor mit den Türken und Tataren auf Prag marschiere, sollte der Markgraf von Durlach mit seinem Heer in die Stifte Würzburg und Bamberg einrücken. Aus dem Schreiben Ruppas, Berkas, Müllers und des Freiherrn von Tschernembl an Friedrich V. sei zu ersehen, daß die Stieber, Rotenhan und Marschalken sich zu diesem Überfall erboten hätten. Man solle sie festnehmen, um durch sie noch andere“ dergleichen Gesellen“ zu erfahren.

17.) Außer den Schirndingern, die den Aufstand im Elbogener, Saazer und Pilsener Kreis übernommen hatten, haben Ruppa, Berka und Müller von Berlin aus mit dem in Prag in der Altstadt wohnenden Kapitän Schliff dahin verhandelt, daß er den Aufstand in Prag und in den Kreisen Leitmeritz und Außig übernimmt in der gleichen Weise, wie dies die ehemaligen Prager Appellationsräte Heckelshofen und David Rohr durch ihre Schreiben in Schlesien versucht hätten als Ruppa, Berka und Müller aus Böhmen vertrieben wurden.

18.) Frhr. von Tschernembl hat unter den Kaisern Rudolf II. und Mathias von Oberösterreich aus mit dem Amberger Statthalter Fürst Christian zu Anhalt korrespondiert, war im Sommer 1620 Kriegsrat in Prag, flüchtete nach der Schlacht am Weißen Berge nach Amberg und, als er sich hier nicht mehr sicher fühlte, nach Vaihingen in Württemberg. Als Friedrich V. 1622 aus Holland nach Mannheim kam, hielt er sich in Heidelberg auf, wo man viele Schreiben an ihn fand, der Anschrift an „den von Windeck“ lautete. 1623 wurden solche Schreiben aus Holland und Bremen durch den jungen Geigenkofer und den Hofmeister Tschernembls, der ein Eilenbeck war, und sich in Linz aufhielt, übermittelt. Er wäre wohl leicht „zu ertappen.“

19.) Zur Überwachen seien die Schreiben Bethlen Gabors an den Paladin Thurzo und an Tschernembl, (etliche Schreiben an diesen wurden in Heidelberg gefunden), an den von Hofkirchen, den Jägerndorfer und an Thurn. Ruesdorf habe mitten in Wien diesen Briefwechsel lange Zeit geleitet und über Nürnberg unter den Geschäftsbriefen der Kaufleute Calandrin, Schlaurbach, Gering, Forstenhäuser und Dr. Bosch befördert. Die orientalische Hilfe sollte durch die Übertragung der Kronen von Polen, Ungarn und Böhmen an Bethlen Gabor belohnt werden. Zu diesem Zweck hätte sich Thurn mit Generalvollmacht Friedrich V. nach Konstantinopel begeben, um die Türken zur Hilfeleistung für Gabor zu bewegen. Camerarius hätte schon im Oktober 1619 von Prag nach Heidelberg berichtet, daß Gabor zur Krone Ungarns auch Österreich legen wolle. Camerarius meinte aber, daß man Österreich viel mehr an Friedrich V. als den Inhaber der Krone Böhmens überlassen solle. Gioul Battista Foscarini wäre von dem verstorbenen Fra Pauolo Servita abhängig, sei viel im Friaulischen Kriege gebraucht worden, und habe von ihm Rat und Hilfe erhalten. Er habe erst neulich empfohlen, man solle Gabor, so lange er gegen Österreich kämpfe, mit monatlich 20.000 Kronen unterstützen *8).

20.) Savoyen sei bestrebt, in der Veltinischen Frage Frankreich ins Spiel zu bringen und damit Österreich in Italien zu binden *9). Es wurde darin von Moritz von Oranien, Venedig und Mansfeld unterstützt. Dieser versuche von Frankreich Geld zur Unterhaltung seines Heeres herauszupressen und habe den Oberst Peck, einem Schweizer, der unter Mansfeld in Pilsen eine Kompanie, dann in Frankenthal ein Regiment hatte, zum Herzog von Savoyen gesandt, um ihn über Mansfelds Werbungen und seine Bündnisse mit den nördlichen Staaten u berichten. Peck müsse bei seinen Reisen nach und von Savoyen das österreichische Gebiet bei Basel berühren. Man solle ihn dort erwarten und verhaften, man werde dann die Verhandlungen in Erfahrung bringen, die Mansfeld mit den auswärtigen Fürsten führe. Peck sei leicht zu erkennen, da er die Schweizer Mundart spreche, und von mittlerer Gestalt sei., ein pockennarbiges Gesicht und einen weißen, dünnen Bart habe.

21.) Samuel Weiß, ein geborener Berner, wurde 1622 von Mansfeld zum Direktor des Kriegsrates ernannt. Er soll die unkatholischen Schweizer veranlassen, bei Frankreich eine Unternehmung gegen Spanien zu beantragen. Er hat eine Verteidigungsschrift für Mansfeld verfaßt und wurde von diesem nach der Übergabe von Pilsen nach Frankreich gesandt um den vornehmsten Räten die Gefahren vor Augen zu führen, in die Frankreich bei Unterlassung einer Unternehmung gegen Spanien gerate. Mit dem gleichen Auftrag sandte Friedrich V. den Grafen zu Dohna zum französischen König. In einer Denkschrift für Dohna hatte Camerarius diese Gefahren ausgeführt und betont, welche Verbindungen Heinrich IV. mit der Kurpfalz unterhalten habe, ehe er katholisch wurde. Durch diese sei er zur ruhigen Nachfolge der Krone gelangt.

22.) der ehemalige Mansfelder Gouverneur von Hagenau, Graf von Löwenstein, bemühte sich, Venedig, Frankreich und Savoyen zum Einfall in spanisches Gebiet in Italien zu bewegen. Die solle anläßlich der Veltinischen Diversion in dem Zeitpunkt erfolgen, wenn der Aufstand in Böhmen, der Oberpfalz, Österreich, Schlesien, Mähren und Ungarn ausbreche, wenn Mansfeld sich mit dem Halberstädter vereinige, die Tataren nach Polen, die Türken unter Gabor in das Reichsgebiet kommen würde. Prinz Moritz von Oranien solle die spanischen und neuburger Garnisonen aus dem Lande Jülich vertreiben, die Venezianer sollten in Friaul angreifen, und was sie vorher gegen Gradiska versucht, bei dieser günstigen Gelegenheit nicht „verschlafen“. Sie sollten die Türken, wenn diese im Golf erscheinen und Neapel on Apulien her angreifen, unterstützen. Das Endziel sei: das Haus Österreich ganz aus Deutschland zu verjagen, die katholischen Stifte den Protestantischen Fürsten ganz auszuliefern und das Spiel, das Friedrich V. aufgegeben, von neuem anzufangen.

23.) Friedrich V. habe durch Bethlen Gabor, Thurn und Moritz von Oranien in Konstantinopel erreicht, was man kürzlich in Mähren zum äußersten Verderben verspürt habe. *10) Gabor und Berndorfer geständen, daß der Friede zu Ödenburg 1622 nur in der Absicht geschlossen worden sei, den Kaiser und die Liga in Sicherheit zu wiegen und an Kriegsvolk und Geld zu schwächen. Ein weiterer Grund sei gewesen, daß damals in Konstantinopel „alles über und über gegangen“, daß die ungarischen Stände mit Bethlen Gabor unzufrieden gewesen seien und sich von ihm trennen wollten. Gabor wolle, wie den Kaiser so auch die Ungarn sicher machen, verblenden und die gut kaiserlich Gesinnten ausrotten. Tschernembl habe dies gebilligt. Man müsse die Neutralen und die Unionstände „wiederum bei den Haren in das Spiel ziehen, oder wie Camerarius sage, durch entgegengesetzte Wirkungen zum Ziel du zur Wiederaufnahme des Kampfes bringen. Sie würden dann von selbst mit dem Kopf hinansetzen, wie zur Zeit Caroli V. geschehen“.

24.) Bethlen Gabor hatte für den Sommer 1623 für seinen Bruder, für den Jägerndorfer, Thurn und Hofkirchen folgendes angeordnet: sie sollten zu der Zeit, in der die Tataren und Moskowiter in Polen einfallen, der Halberstädter mit Mansfeld ins Reich eindringen, die neue Union und Neutralen sich öffentlich für Friedrich V. erklären würden, mit dem ungarischen Heer in das Herzogtum Oppeln und Ratibor marschieren, die Grenzen gegen Polen besetzen und auf Prag vorgehen solle. Gabor wolle Ungarn, Österreich und die windischen Lande besetzen. Venedig solle für seine Auslagen mit einigen angrenzenden Gebieten entschädigt werden.

25.) Damit die Türken nicht den Eindruck gewinnen, daß Gabor, die Sache allein betriebe, wurde Graf Thurn nach Konstantinopel gesandt. Er hatte von Friedrich V. und den ausgewanderten böhmischen, mährischen und oberschlesischen Rebellen Generalvollmacht zu erklären, daß alle Abmachungen Gabors mit der Türkei und Friedrich V. und den „ausgetretenen Ständen“ gebilligt würden, wogegen die Türkei baldigst die nötige Unterstützung senden sollten. Graf Thurn kam im November 1622 mit der zustimmenden Erklärung der Türken bei Bethlen Gabor an, worauf dieser, der Jägerndorfer und Ruesdorf zu Friedrich V. sandten, Ruesdorf traf im Januar 1623 im Haag ein berichtete Thurns Verhandlungen in Konstantinopel. Die im Sommer eingeleiteten Bewegungen Mansfelds und des Halberstädters wurden am 6. August 1623 durch dessen Niederlage bei Stadtlohn vereitelt.

26.) Die türkische Unterstützung sollte zu Land und zur See erfolgen. Bethlen Gabor und Mansfeld hatten Venedig ermahnt, mit ihrer Flotte zu verhindern, daß die spanische Armada Apulien, Zengg (südwestlich von Fiuma) oder Fiuma bedrohe, wenn die türkische Flotte in den Golf von Neapel einlaufe. Das türkische Landheer solle stets in der Nähe der mittelländischen Küste bleiben. Graf Thurn berichtete, daß in Griechenland bereits Anordnungen getroffen seien, den Türken schwere Artillerie mit Munition auf dem Mittelmeer zuzuführen, diese träfen an der Grenze die nötigen Vorbereitungen, bis Gabor das Feuer in Polen, den Aufstand in Böhmen und Österreich entfacht und den Kurfürsten von Bayern unterdrückt habe. Dann wolle Gabor mit einem Teil des ungarischen, mit dem ganzen Mansfeldischen und Halberstädtischen Heere auf Italien vorgehen, so daß gleichzeitig die türken, Venezianer, Mansfeld mit Savoyen und dem unkatholischen Teil der Schweiz Spanien in Italien angreifen. England wolle neutral bleiben, bis die Heirat vollzogen sei *11) und die Spanier die Pfalz wieder an Friedrich V. zurückgegeben hätten. Dann aber wolle England mit den Holländern die die Spanier in den Niederlanden angreifen und so beschäftigen, daß sie mit sich selbst genug zu tun hätten, geschweige denn, das Haus Österreich zu retten und gleichzeitig sich in Italien zu verteidigen.

27.) Die genannten Personen reisten nach dem Haag, nach Ungarn, Venedig, Savoyen, Frankreich, England, Dänemark, Schweden, Polen, bis in die Schweiz, nach Württemberg, Straßburg, Basel, Nürnberg, Wien, Berlin und in die übrigen Städte. Man solle auf sie, insbesondere auf den pfälzischen Falknermeister Phillip achtgeben; dieser handle angeblich mit Falken und vernähe wichtige Briefe, die man der Post oder kaufmännischen Geschäftsbriefen nicht anvertrauen wolle, in dem Handschuh, auf dem er die Falken trage. 1623 sei er auf dem Deputationstage in Regensburg gewesen und habe Schreiben von dort, von Ansbach und Stuttgart an Friedrich V. überbracht.

28.) Der englische Resident Trumbul habe in vielen Schreiben, in denen er sich mit „de la Fontaine“ oder mit „de la Haye“ unterzeichnete, wöchentlich nah Heidelberg berichtete und sich gehässig gegen den Kaiser ausgelassen. Der gleiche Geselle sei der Heidelberger Hofgerichtsrat Lemminger, der Ende 1621 zu Friedrich V. nach Prag gereist sei und über die Huldigung der Oberpfalz auf den Kaiser, die Stärke der dortigen Garnisonen, sowie darüber berichtet habe, wer von den Beamten im Amt verblieben sei, unter welchen Bedingungen und in welcher Absicht. Friedrich habe Lemminger zum Schein aus seinen Diensten entlassen, worauf sich dieser zu seinem Bruder, dem Regimentsrat in Amberg begeben habe. Beide Brüder *12 würden sich gut bayerisch „geberden“ und sich neben dem Kanzler Dr. Petsch, den Räten Dr. Ulrich und Dr. Heber zu keinem anderen Zweck in Amberg aufhalten, als um über alle Vorgänge in der Oberpfalz und im Reich auf dem Wege über Nürnberg an Friedrich V. zu berichten.

29.) Der Postmeister in Frankfurt habe durch Kanzleipersonen in Aschaffenburg den Schriftwechsel erfahren, den Kurfürst Maximilian von Mainz aus mit verschiedenen Fürsten gepflogen habe, und den Inhalt an Friedrich V., Mansfeld, den Halberstädter, an Moritz von Oranien, den Markgrafen von Durlach, den Landgrafen Moritz von Hessen, die Räte Faber, Paul in Stuttgart, Brederode in Straßburg, Camerarius in Bremen und an andere Feinde des Kaisers in Berlin, Prag, Nürnberg und anderen Orten mitgeteilt. Backofen, Dr. Bosch, Lingelsheim, Güfen und andere würden ihm Vorschub leisten. Er unterhalte auch vertrauliche Verbindungen mit dem Generalpostmeister in Brüssel und beziehe deshalb von der Union eine jährliche „Bestallung“. Er erfahre viel, weil er bei den Papisten Kredit habe und von diesen für einen Katholiken gehalten werde. Friedrich V. habe ihm eine goldene Kette und einen Gnadenpfennig geschenkt, behandle ihn, wie aus einem Schreiben an den Statthalter Pfalzgraf Johann und die Räte in Heidelberg hervorgehe, sehr aufmerksam und habe befohlen, ihn bei gute, Wille zu erhalten, da er ihm schon ansehnliche Dienste geleistet habe und noch leisten werde.

30.) Der Sekretär Erkenbrecht, Samuel Weiß und der von Berndorf seien zu beobachten. Erkenbrecht sei bei Mansfeld in Hagenau und nach dessen Abzug aus der unteren Pfalz ein Kommissär bei General de Beer zu Mannheim und Frankenthal gewesen und 1623 zu den pfälzischen Korrespondenten gereist. Dabei verändere er die Kleider und gebe sich bald für einen Franzosen, bald für einen Engländer aus. Er sei von Sinsheim in der unteren Pfalz gebürtig. Samuel Weiß sei in Bern geboren, von Mansfeld nach Savoyen, Frankreich, Holland und in andere Länder gesandt und zum Direktor des Mansfeldischen Kriegswesens ernannt worden. Die ganze Korrespondenz in Deutschland sei ihm unterstellt. Berndorf sei zu Gabor und nach Ungarn gesandt worden, um die türkische Hilfe zu befördern.
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Aus der schwarzen Liste erfahren wir, daß die Agenten Friedrichs V. Verbindungen von Schweden bis Venedig und Turin, von London und Paris bis Konstantinopel unterhielten, um Friedrichs Sache, dem sie sehr ergeben waren, zu fördern. Andererseits beweist sie den vorzüglichen Nachrichtendienst, den die Gegenpartei eingerichtet hatte.
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1. Heidelberg war seit dem 19. September 1622 in den Händen Tillys
2. Gabriel Lingelsheim war seit 1594 Pfleger in Heimburg in der Oberpfalz, sein Vater war Lehrer Friedrichs IV.
3. Frhr von Tschernembl war Führer der Protestanten in Oberösterreich, flüchtete nach dem Einmarsch Maximilians in Oberösterreich in die Oberpfalz, dann nach Württemberg, Heidelberg und endlich nach Genf. er kam vor 1620 wiederholt zu Fürst Christian zu Anhalt nach Amberg.
4. Agent Brederode war möglicherweise ein Sohn des gleichnamigen Grafen, des Hauptes der verbündeten niederländischen Adeligen, der 1567 nach dem Mißlingen des Aufstandes sich nach Emden absetzte und 1568 im Schloß Harndorf bei Recklinghausen starb. – Der Halberstädter war Prinz Christian von Braunschweig. Er war 1599 geboren, wurde Administrator des Bistums Halberstadt, schwärmte für die Gemahlin Friedrichs V. und kämpfte für diesen gegen den Kaiser. Er wurde am 20. Juni 1622 von Tilly bei Höchst geschlagen, zog mit Mansfeld zu Moritz von Oranien, besiegte am 22. August 1622 die Spanier bei Fleurus, wo er den linken Arm verlor. Dann erschien er wieder in Westfalen, wurde von Tilly am 6. August 1623 bei Stadtlohn geschlagen, entkam wieder zu Moritz von Oranien, reiste nach England und trat in dänische Dienste, in denen er 1626 starb.
5. Schlammersdorf war 1610 Stallmeister in Anhaltischen Diensten, wurde 1615 Landrichter in Auerbach, erhielt 1621 unter Mansfeld ein Regiment z. F., stand 1624—26 als Oberst in dänischen Diensten, war 1631 Amtmann in Neustadt a. Aisch, wurde 1631 schwedischer General, trat 1632 in Nürnberger Dienste, maßte sich 1633 den Besitz von Neuhaus a, Pegnitz an, machte 1634 die Schlacht bei Nördlingen mit und starb 1637. Wolf von Wildenstein war bis 1621 Pfleger in Pleystein, betätigte sich dann in Werbungen für Friedrich V. trat 1628 in dänische, 1630 in schwedische Dienste, wurde am 10. März 1632 bei der Einnahme Bambergs durch Tilly gefangen, ausgetauscht und starb am 30. November 1632 in Naumburg, vermutlich an Wunden die er am 16. Bei Lützen erhalten hatte. Seine Frau war eine Schwester des Landmrschalls Fuchs von Winklarn. Fuchs Hans Friedrich von Wallenburg wurde 1619 Landmarschall, sandte 1622 von Nürnberg Kundschafter in die Oberpfalz, verkaufte 1628 bei Beginn der Gegenreformation Winklarn, Schönsee und andere Güter um 200.000 fl. An Herrn von Weichs, zog 1629 nach Regensburg; 1633 war er beim Feind. Seine erste Frau war eine geborene von Crailsheim. 1643 war er nicht mehr am Leben. Landrichter Phillipp Jakob von der Grün auf Weihersberg starb 1625 und hinterließ eine Witwe Sabina Elisabeth mit 8 Kindern.
6. Dessen Sohn Friedrich Spanheim wurde 1626 Professor der Philosophie in Genf, 1633 Rektor der dortigen Akademie.
7. Der Landsasse von Hundt auf Thumsenreuth kämpfte wie Peblis 1610 im Elsaß, trat 1631 in schwedische Dienste und starb 1637.
8. Gabor schloß jedoch am 18. November 1623 einen Waffenstillstand, dem nach langen Verhandlungen am 8. Mai 1624 der Friedensschluß flgte.
9. Österreich versuchte, sich durch die Besitznahme des Veltins eine bessere Verbindung zwischen Mailand und seinen deutschen Landen zu schaffen. Mit Unterstützung Frankreichs behauptete Graubünden das Veltlin.
10 Gabor unternahm im Herbst 1621 Beutezüge nach Mähren.
11. Der englische Kronprinz sollte mit einer Tochter Phillips III. von Spanien vermählt zu werden.
12. Sie stammten aus Kulmain in der Oberpfalz.

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