Dienstag, 30. Mai 2017

Das ehemalige Adelsgeschlecht der Fuchssteiner



Das ehemalige Adelsgeschlecht der Fuchssteiner

Von Anton Dollacker

Fünf Kilometer westlich von Amberg liegt das malerische Dorf Fuchsstein mit seiner uralten Linde.

Der Schullerhof am Südwestlichen Ende dieser Ortschaft fällt schon durch die ungewöhnliche Bauart des Wohnhauses auf und es sollen mehrere auf dessen Vorderseite gemalte Wappen übertüncht sein. Aber auch noch andere Umstände sprechen dafür, daß er der ehemalige "Hof zum Fuchsstein" d.i. der hier zu suchende Stammsitz der Fuchssteiner ist, die um das Jahr 1500 in der Oberpfalz eine große Rolle spielten.

Über die frühere Geschichte dieses Geschlechtes weiß man nur wenig. Anscheinend kam es schon bald zu Wohlstand, weil im Jahr 1343 Heinrich der Fuchssteiner als Patrizier von Amberg erscheint.

Vermutlich war Eberhard von Fuchsstein, der 1384 als Richter der Landgrafen zu Leuchtenberg auftritt, sein Sohn.

1454 wird ein Hans Fuchssteiner zu Glaubendorf als Schiedsrichter genannt, der 1461 auf seinem leuchtenbergischen Lehensgut Glaubendorf das Hofmarksrecht erhielt. Offenbar ist er derselbe, der 1485 auch das bayerische Lehensgut Prebrunn besaß, 1487 Stadtschultheiß von Regensburg und 1493 Landrichter zu Burglengenfeld wurde und gleichzeitig vom bayerischen Herzog Albrecht zur Belohnung seiner Dienste das Burglehen Kalmberg (jetzt Kollenburg bei Viechtach) erhielt. Er scheint 1584 gestorben zu sein.

Sein Sohn Dr. Sebastian von Fuchsstein zu Kalmberg folgte ihm damals im Lehensbesitz von Kalmberg nach. Dieser war Rechtsanwalt in Kaufbeuren und tat sich dort als Anhänger und Verbreiter der neuen evangelischen Lehre hervor. Während des Bauernkrieges von 1525 gewann er als Wanderredner großen Einfluß auf das oberschwäbische Landvolk, weshalb er als "der Bauern Advokat" verschrieen war. Er heiratete eine reiche Patrizierwitwe von Kaufbeuren, starb aber kinderlos 1528 oder kurz vorher, weil in diesem Jahr das Lehen Kalmberg an seine Brüder Hans und Sigmund überging.

Der andere Sohn des Regensburger Schultheißen Wolfgang von Fuchsstein zu Ebermannsdorf, war Landrichter in Amberg und schon 1499 Besitzer des kurpfälzischen Lehens Ebermannsdorf (Bez. A. Amberg), er besaß als weitere Lehen je einen Hof in Utting und in Speckmannshof und zwei Drittel des Zehents daselbst und zu Fuchsstein sowie als freies Eigentum den Familienstammsitz in Fuchsstein, der damals natürlich schon längst in Erbpacht gegeben war. Er hatte drei Söhne, wurde aber, als er anscheinend um 1524 starb, nur von einem derselben überlebt.

Dieser, Dr. Johann von Fuchsstein zu Ebermannsdorf, war äußerst begabt und geschickt und hochgelehrt, aber auch ränkevoll und bestechlich.

Er gewann die Gunst des Pfalzgrafen Friedrich, der für seinen Bruder den Kurfürsten Ludwig in der Oberen Pfalz regierte, und wurde sein Kanzler. Als dann Pfalzgraf Friedrich als kaiserlicher Statthalter beim damaligen Reichsregiment zu Nürnberg verschwenderisch lebte und deshalb in arge Geldverlegenheit kam, vermittelte er den Abschluß eines Vertrages mit den Nürnbergern, wonach diese die von ihnen schon seit dem bayerischen Erbfolgekriege besetzten Ämter Lauf und Hersbruck der Kurpfalz um ein Schandgeld erkauften. Dieses für die Kurpfalz sehr unvorteilhafte Geschäft brachte zwar unserem Fuchssteiner seitens der Nürnberger ein stattliches Geldgeschenk ein, er machte sich aber dadurch im Lande sehr unbeliebt.

Hinzu kam, daß er als eifriger Lutheraner die Verschwörung der Reichsritterschaft unter Franz von Sickingen gegen die Fürsten begünstigte, indem er seinen Herrn Friedrich über ihren wahren Zweck hinwegzutäuschen suchte und ihn deswegen sogar mit seinen Mündeln, den Neuburgischen Pfalzgrafen Phillip und Ottheinrich, in Händel verwickeln wollte.

Als nun seine Untreue zufällig an den Tag kam, wurde er an Fastnacht 1523 als politischer Gefangener in den vorderen Turm des Amberger Schlosses, der seitdem im Volksmund "der Fuchssteiner" heißt, gesperrt. Darin mußte er mehrere Monate schmachten bis Pfalzgraf Friedrich auf Fürbitte von 30 Adeligen sich seiner erbarmte und ihn gegen das Versprechen, künftig das Land zu meiden, freigab.

Vier Tage darauf traf in Amberg ein Befehl des Kurfürsten Ludwig ein, den Fuchssteiner nur ja in Haft zu behalten, da man in der soeben eroberten Ebernburg einen ihn bloßstellenden Brief von ihm an Franz von Sickingen gefunden habe, jedoch der Vogel war schon ausgeflogen.
Sein plötzlicher Sturz trug dem ehemaligen Kanzler natürlich überall Spott und Verachtung ein. Er trieb sich zunächst unstet herum und besaß sogar die Frechheit, dem ihm feindlichen Domkapitel zu Regensburg mit Verwüstung der fürstbischöflichen Landgüter zu drohen.

1524 lächelte ihm noch einmal das Glück, indem ihn der durch den schwäbischen Bund und seinem Land vertriebene Herzog Ulrich von Württemberg zu seinem Kanzler ernannte. Er hielt aber bei Ulrich nicht lange aus, sondern trat, als dessen Sohn mehr Aussichten zu haben schien, zu diesem über, um nun gegen Ulrich zu arbeiten.

Als dann 1533 Ulrich in sein Land zurückkehren konnte, wurde der Fuchssteiner brotlos und suchte nun wieder bei ihm unterzukommen. Allein Ulrich warf ihn in den Kerker und lieferte ihn – anscheinend wegen früher begangener Missetaten – an das Hochstift Regensburg aus, wo er im Bischofshof als gänzlich mittelloser Gefangener starb. Noch an Ostern 1535 hatte er laut eines von ihm ohne Ortsangabe ausgestellten Kaufbriefes seine schon 1524 verpfändeten Güter in Fuchsstein und Speckmannshof verkauft, im Sommer 1536 aber war er, wie aus einer Akte des Amberger Staatsarchivs (Oberpf. Adm. Nr. 3672) hervorgeht, bereits tot.

In der betreffenden Urkunde spricht Pfalzgraf Friedrich von seinem "lieben, getreuen Johann von Fuchssteiner Ritter und Doktor", so daß er diesem nach seinem Tode nicht mehr gezürnt haben kann. Auffallenderweise waren auch die nach dem Ableben des Vaters Wolfgang erledigten kurpfälzischen Lehen mit Ausnahme von Ebermannsdorf, das schon 1530 in andere Hände kam, nicht eingezogen worden, obwohl sie der landesflüchtige Erzkanzler nicht antreten konnte.

Dr. Johann von Fuchsstein  war mit einer Edlen von Zant verheiratet, hinterließ aber keine Nachkommen. Seine Brüder, von denen nichts näheres bekannt ist, hatten schon vor dem Vater das Zeitliche gesegnet und seine Schwester war in ein Kloster gegangen.

Um 1517 besaß ein Konrad von Fuchsstein die Burg Ebenhofen bei Kaufbeuren, 1524 erscheint in einer Urkunde  Sigmund Fuchssteiner zu Ebermannsdorf der 1555 zu Vohenstrauß starb und 1553 heiratete ein Salomon Fuchssteiner die Witwe des Landsaßen Tetzel aus Lauterhofen. Letzterer war ein Sohn des Vorherbesagten Sigmund von Fuchsstein und stritt sich mit seinen minderjährigen Brüdern Hans und Jörg um die bayerischen Lehen (Kalmberg?) des Geschlechtes.

Bald darauf muß das Geschlecht der Fuchssteiner ausgestorben sein, da man weitere Nachrichten über es nicht ermitteln konnte.

Sein Wappen waren nach Hefners "Stammbuch des deutschen Adels" zwei eckig gezogene goldene Balken (Sparren?) im schwarzen Feld

© "Die Oberpfalz", 1925