Samstag, 14. Januar 2017

Die Sage vom Schloßfräulein in Hohenfels

Die Sage vom Schloßfräulein in Hohenfels
Von Georg Hofmann

In der Hohenfelser Gegend ist die Sage vom Schloßfräulein von Hohenfels weit bekannt. Das Fräulein soll sich, um der Schändung durch die Schweden zu entgehen, von dem Turm des Schlosses hinabgestürzt haben. Daß aber solche Sagen nicht immer erfunden sind, sondern einen wahren geschichtlichen Hintergrund haben, beweist das Sterbebuch der Pfarrei Hohenfels.

Im Jahre 1632 finden sich folgende Eintragungen, auf die der Verfasser zufällig bei der Durchsicht des Buches gestoßen ist: „In Christo obiit der ersame und weise Herr Leonhardt Widtel, purgermeister allhie zu Hohenfels, dem die gottlosen Landsknecht das Leben genommen, wie Hohenfels ausgeraubt ist worden, geschehen den 6. Julie 1632.

Cathrin holerin eodem die gebeste Purgerin allhie, durch die Soldaten von dem leben khomen. Item ein junges mensch mit namen Anna, Maria langes seliger allhie eheliche dochter, die ist vom Schloß herundter gesprungen.

Hans Wirt, purger und peck alhie zu Hohenfels ist von den Landsknechten mit Streichen über den Kopf geschlagen worden, in die 5 Wochen hernach gestorben, dem Gott genedig sei, geschehen den 6. August 1632.“

Das Fräulein von Hohenfels war Anna-Marie Langer zwar kein „Schloßfräulein“ zu dem es die Sage gemacht hat, sondern ein wahrscheinlich im Schloß bedienstetes Mädchen, dem der Vater frühzeitig gestorben ist und das auch vor einiger Zeit die Mutter verloren hatte, drum ohne Schutz in der Welt stand, aber doch auf ihre jungfäuliche Ehre so viel hielt, daß sie lieber den Tod vom Turm herab wählte, als die Entehrung durch die rohen schwedischen Soldaten. Es ist begreiflich, daß ihre Tat bei dem Volk Bewunderung erregte und sie durch die Sage unsterblich geworden ist. Es ist auch schon in einer Art Ballade ihre Tat besungen worden, doch dem Schreiber ist die Fundstelle dieses Gedichtes entfallen.

Anna Marie Langer war die Tochter von Vorfahren des königlich-bayerischen Geheimrats, Obermedizinalrats und Universitätsprofessors Dr. von Ringseis, der 1785 in Schwarzhofen geboren wurde. Er erzählte seinen Töchtern häufig, daß seine Mutter bei ihren Großeltern erzogen wurde und in deren Verwandtschaft die Geschichte des Burgfräuleins von Generation zu Generation weitergegeben wurde. In seiner im Jahr 1909 von seiner Tochter Bettina herausgegebenen Biographie finden wir den Hinweis: „Eine nahe Verwandte der Großmutter hatte zu Hohenfels in der Oberpfalz, von fremden Soldaten verfolgt, sich ihrer Gewalt entzogen, daß sie sich aus einem Fenster des Schlosses in die Tiefe gestürzt und so den Tod gefunden.“

Interessant ist was das Sterbebuch von 1637—1662 als Einleitung bringt:
„NB! Sindt zwar in diesem Jahr (1637) viel Leut gestorben sonderlich auf den Dörfern, welche aber wegen Unsicherheit und Kriegsgefahr nit alhero zum Gottsacker haben können gebracht werden, sondern hin und wieder in die Gärten, unter die Zäun und auffs frye Veld sind begraben worden.“

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