Montag, 16. Mai 2016

Geschichte von Lengenfeld



Geschichte von Lengenfeld und seiner Schulorte
Von Franz Federhofer

Auf "Lengenfelder" stoßen wir in der Geschichte schon im Jahre 1191 in diesem Jahr treten die Brüder Heinrich und Sifrid von Lengenfeld im Kloster Ensdorf als Zeugen auf und mit ihnen ihr adeliger Nachbar Wirnto von Plankenstein. Plankenstein liegt bei Deusmauer. Heute ist der Berg, der die noch schwach erkenntlichen Ruinen trägt, mit Hochwald bewachsen. Wieder 1240 wird unter den hohenfelsischen Dienstleuten ein Plebanus von Lengenvelt genannt. Zu dieser Zeit hatten die Hohenfelser die Herrschaft Helfenberg inne. Wieder wird Lengenfeld in der Geschichte erwähnt, als 1310 Albrecht von Frickenhofen dem Kloster Pielenhofen, eine Stiftung der Hohenfelser, ein Gut in Irnsing übergibt. Davon mußte das Kloster den Sundersiechen zu Lengenfeld unter Helfenberg 5 Schilling Pfennige reichen, die später auf 25 Kreuzer angesetzt wurden. Die Sundersiechen sind die wegen ihrer ansteckenden Krankheiten abgesonderten Kranken. Um 1371 saß Ludwig von Mendorferbuch als Helfenbergischer Vasall zu Lengenfeld. Seine Hube zu Umelsdorf verkaufte er an das Kloster Kastl. Im Jahre 1378 vermachten Konrad der Mendorfer und seine Söhne Ulrich und Heinrich ihre zu Lengenfeld unter Helfenberg gelegene Mühle dem Gotteshaus zu Allersburg zum ewigen Lichte. Der Pfarrer soll aus der Mühle 60 Pfennig zu einem Jahrtag erhalten. Er soll drei Messen für den Stifter und seine beiden Gemahlinnen Kunigund und Sophie und für Friedrich den Richter zu Hohenburg lesen. 1380 lernen wir Hans Geberstorfer zu Lengenfeld kennen. Er ist Inhaber des adeligen Sitzes dortselbst. 1380 kauft er en vierten Teil eines Gutes zu Mühlhausen bei Kastl. 1399 saß Werner der Kuttenauer zu Lengenfeld auf dem Edelsitz des Otto von Adertshausen. Nach dessen Tod im Jahr 1405 erhielt Heinrich der Döllwanger das Herrenhaus zu Herzogen-Lengfeld. 1409 verschaffte Kunigund die alte Smidin von Adel, zur Frühmesse in Lengenfeld eine Gült zu Krondorf.
 
Diese Frühmesse wurde wie die Pfarrei von den Helfenbergern gegründet. Die Frühmesse ging durch die Reformation zugrunde. Um 1412 finden wir wieder Hans den Geberstorfer zu Lengenfeld seßhaft. 1423 ist Werner Kuttenauer als Lehensmann des Abtes von St. Emmeram gemeldet. Der oben genannte Heinrich Döllwanger (Talbanger) erwarb 1407 auch das Schloß in Adertshausen. Als er 1427 starb brachte seine mit Mathes Scharfenberger verheiratete Tochter diesem die beiden Edelgüter zu. Zu Lengenfeld hatte der neue Gutsherr Beständner. 1431 treffen wir auf weitere Lengenfelder Familien, die dem Adel angehörten. Ruger der Rütlinger zu Lengenfeld war in diesem Jahr Bürge und Siegler für Hans Härtl von Günching. 1442 bestätigte Pfalzgraf Johann dem Stefan Lemmel von Lengenfeld die Burghut bei dem Schlosse, wie sie der Kuttenauer hatte. 1449 sagte Christoph Scharfenberger, der Sohn des Mathes, als Diener des Markgrafen von Brandenburg, der Stadt Nürnberg ab. Im Jahr 1453 teilten die Brüder Heinrich und Christoph von Scharfenberg die von ihrem Vater hinterlassenen Güter. Christoph erhielt den Sitz zu Lengenfeld. 1455 war Christoph Pfleger zu Hohenburg und kaufte dort vom Bruder den zum Schlosse Adertshausen gehörigen Hof Raversdorf, dann auch den Sitz Adertshausen um 350 fl. Christoph wurde später Kastner zu Nabburg und Richter zu Kastl. 1493 starb er.

Nach dieser Zeit treffen wir mehrere Besitzer zu Lengenfeld so die Bechel, die Itelhofer, die Rebhan, die Kastner und Hans Erlbeck. 1605 zahlte Kaspar Neumeier von Lengenfeld den Landsassenabtrag. Inzwischen hatte in Lengenfeld die Reformation Eingang gefunden. Von 1540 bis 1590 waren dort lutherische Pfarrer. 1591 zieht mit dem Pfarrer Andre Schütz der Kalvinismus in den Ort. 1625 kam Kaspar Schreiber als katholischer Pfarrer wieder nach Lengenfeld. Der Gutsbesitzer Hans Christoph Neumeier mußte als Kalvinist 1631 das Gut verlassen, bekam es aber bald wieder zurück, binnen 85 Jahren mußte Lengenfeld viermal den Glauben wechseln. 1633 brannten die Schweden das Dorf nieder, plünderten und zerstörten die Kirche und verjagten den katholischen Pfarrer. Erst nach 63 Jahren wurde die Kirche wieder aufgebaut. 1682 erhielt Johann Ludwig von Freudenberg den Edelsitz Lengenfeld zu Lehen, sein Nachfolger, der Herr von Hallerstein, verkaufte den Sitz zu Lengenfeld — seit 1380 pfälzisches Lehen — an die Grafen Tilly zu Helfenberg, die 1724 ausstarben. 1730 stiftete Katharina Gräfin von Montfort, geborene Tilly, zu Lengenfeld ein Benefizium mit Einkünften zu Altenburg und Dürn bei Breitenbrunn, nachdem die Schloßkaplanei zu Helfenberg eingegangen war, die durch Tilly 1640 gegründet worden war. — 1796 wurde Lengenfeld von den bei Deining geschlagenen Franzosen niedergebrannt. 1801 kam der adelige Sitz mit den Zehenten in Oberbuchfeld an die Brauerswitwe Iberl. Der Kaufpreis betrug 1500 fl. Die Herrschaft Pilsach hatte in Lengenfeld 2 Untertanen.

Als Pfarrer von Lengenfeld sind bekannt: 1470 Hans Swarn, Vikar, 1591 Andre Schütz, kalvinisch, 1610 Johann Burkart, kalv., 1615 Georg Urusius, kalv., 1625 Kaspar Schreiber, katholisch, 168 Elias Bulling, 1635 Georg Dorn, 1642 Magnus Dorn, 1651 Leonhard Krapler, 1668 Thomas Wirl, 1679 Peter Michl, 1694 Richard Schenk, 1711 Johann Weißer, 1712 Franz Xaver Kleinmeier, 1750 Johann Schaller, 1775 Michl Beer, 1801 Johann B. Auerbach, der die Impfung einführte, 1823 Georg Meier, 1829 Johann B. Sammüller, 1838 Christian Ibler, 1858 Leonhard Graf. Letzterer lieferte uns eine Geschichte der Grafschaft Helfenberg.

Harenzhofen. Westlich von Lengenfeld liegt das Dorf Harenzhofen. Es zählt 19 Häuser. Die Filialkirche zu St. Egidius wurde 193 erbaut. Hier lebte auf einem Gut ein adeliges Vasallengeschlecht der Herrschaft Helfenberg. Das Geschlecht der Harenzhofer begegnet uns urkundlich schon im 13. Jahrhundert. 13116 wird uns ein Heinrich der Hornungshover als Schultheiß zu Neumarkt gemeldet. Um die gleiche Zeit veräußerten die Braun von Rotenfels ihre Güter zu Harenzhofen an den Pfarrer Herrmann Kammerer zu Traunfeld. Damit wissen wir, daß Harenzhofen zu dieser Zeit schon ein größerer Ort war. 1346 stoßen wir auf Heinrich den Mairhover, der sich gleichfalls von Harungshoven schreibt. Als weitere Einwohner von Harenzhofen begegnen uns zu dieser Zeit Bolcholt und Ulrich der Propst, Helfenberger Vasallen. Harenzhofen begegnet uns auch unter dem Namen Harrlandshofen. Ein Heinrich Propst zu Harrungshofen wird uns 1349 beurkundet. Die Ehrenfelser zu Helfenberg hatten in Horrnungshofen Zehentpflichtige. 1373 verpfändete Hans der Ehrenfelser von Helfenberg den Zehent zu Harenzhofen dem Pfalzgrafen Rupprecht. Ein Gut zu Harenzhofen, das dem Konrad Schmid von Pilsach gehörte verkaufte dieser 1422 an Ludwig Reicharten, de des Herzog Johann zu Neumarkt Schreiber war. Nach Erbauung der Kirche soll der Ort eine Zeitlang den Namen Herrgottshofen getragen haben, vermutlich eine Änderung des Namens, den der böse Volksmund den Harenzhofern ob der vielen entstandenen Schwierigkeiten des Kirchenbaues beigegeben hat. — In der Nähe von Harenzhofen lag vor Zeiten der Amertshof.

Der Matzenhof, in der Pfarrei Günching gehörte zum Pflegamt Helfenberg. Der Matzenhof mit seinem umfassenden Besitz ist einer der ältesten Höfe der Gegend.

Ostermühle, liegt eine Viertelstunde südlich von Lengenfeld und ist aus neuerer Zeit. 1841 wurde die Mühle aus den Steinen der Schloßruine Helfenberg nahezu neu aufgebaut. Bei der Ostermühle erhebt sich der Herzogsberg. In der Nähe dieser Mühle lag vordem das Gut Kappenhart, die Hart genannt.

Ramersberg, liegt eine Viertelstunde südwestlich von Lengenfeld auf einer Anhöhe. Die Kirche ist St. Nikolaus geweiht. In Ramersberg befand sich ein Edelsitz, dessen Besitzer von Adel waren und sich Ramersberger nannten. Schon 1191 begegnet uns Pilgrim von Ramersberc als Zeuge in Ensdorf. 1230 finden wir Heinrich der Reminsperger bei einer Schenkung der Herren von Parsberg an das Kloster Ensdorf beurkundet. Wieder in einer Parsberger Urkunde begegnet uns ein Konrad von Reymarsberg und sein Bruder Ulrich im Jahr 1292. 11303 steht dieser Ulrich von Reymarsberg unter Parsbergischen Dienstleuten. Ramersberg gehörte demnach zum Parsberger Territorium. Dieser Ulrich hinterließ einen Sohn Ulrich von Reymarsberg. Dessen Witwe Geut die Reimarsbergerin verkauft 1336 mit Zustimmung ihres Sohnes Luipold ½ Pfund Heller aus ihrem Gut zu Leutenbach an das Kloster Seligenporten. Aman der Reumarsberger lebte um 1310 als adeliger Bürger zu Neumarkt. Einen Chunrad von Rämersberg treffen wir 1342 als Vasallen der Herren von Helfenberg. Chunrad führte den Titel Herr, war Ritter und hatte umfassende Besitzungen. 1343 fungierte er als Zeuge und 1365 vergleicht er sich mit dem Kloster Kastl wegen eines Baumgartens zu Pilsach. Noch 1368 siegelte Chunrad der Rämersberger von Calmüntz für Peter von Ehrenfels zu Helfenberg. 1398 schreibt sich ein Herr Friedrich des Rämersberger Geschlechtes "von Calmüntz." — Zu Ramersberg hatte das Kloster Waldsassen viele Zehentrechte. Der Ort war ehedem in 2 Pfarreien aufgeteilt. Der vormals Helfenbergische Teil gehörte in die Pfarrei Lengenfeld, und der zur Grafschaft Velburg gehörige Teil gehörte zu Oberweiling.

Der Schwaighof, ein Einödhof zu Füßen der Ruine Helfenberg, war ehedem der Herrschaftliche Viehhof. 1332 bestimmten die Herren von Ehrenfels zu Helfenberg: "daß auf dem Schwaighofe von den pesten ihrer Leute 8 Pfund Pfennige an arme Leute; die Conrad von Hohenfels mit Raub und Brand, mit Steuern oder Vanchnuzze (d. i. mit Erpressung oder Gefangenschaft) beschädigt hat, verteilt werden sollten."

Diese 8 Pfund Pfennige hatte das Dorf Lengenfeld bei Amberg zu leisten. — 1730 verkaufte Katharina Gräfin von Montfort den Schwaighof samt den Jägerhaus um 1500 fl.

Amertshof, hieß ehedem ein bei Harenzhofen gelegener Einödhof. Der Name hat sich in der Bezeichnung der Feldflur erhalten. Im 30jährigen Krieg wurde der Amertshof niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.

Gugghof, bei Lengenfeld erlitt das gleiche Schicksal. Zwar wurde der Gugghof im 30jährigen Krieg nicht von Grund auf zerstört, doch er wurde nicht mehr nach der Ausrottung der Besitzer verwaltet. Äcker und Waldbesitz wurden aufgeteilt.

Helfenberg Bei Lengenfeld erhebt sich der weithin sichtbare Schloßberg Helfenberg, der auf seinem Rücken weitläufige Überreste einer Burg zeigt. Der Unterbau ist noch erhalten und weist gewaltige Ausmaße auf. Zur Herrschaft Helfenberg gehörten: Lengenfeld, Harenzhofen, Deusmauer, Günching, Krondorf, Wiesenacker, Richthofen, Albertshofen, Prönsdorf, Bernla, Reichertswinn, Kirchenwinn zum Teil, Kleinalfalterbach, Hilzhofen, Habertshofen, Dürn, Lampertshofen, Ostermühl, Schafhof, Bogenhof, Richthof Matzenhof, Hennenhof, und Ollertshof, dann 4 Untertanen in St. Colomann, einer in Freischweibach, und 4 in Engelsberg. In früheren Zeiten bildete diese Herrschaft einen Teil der Grafschaft Velburg, deren letzter Inhaber, Graf Ulrich, 1198 die Veste und die Herrschaft Helfenberg dem Regensburger Bischof schenkte. Im Jahr 1198 trug Wirnto von Plankenstein Helfenberg zu Lehen. Wirnto war ein Verwandter des Grafen Ulrich und war Besitzer von Plankenstein. Der Plankensteiner trug einen bedeutenden Namen. Er fungierte als Zeuge im Kloster Ensdorf und begleitete 1224 seinen Herrn, den Bischof von Regensburg, nach Straubing, wo der Herzog von Bayern mit dem Bischof einen Vertrag abschloß. Nicht lange behielten die Regensburger Bischöfe Helfenberg. 1232 vertauscht Bischof Sigfried die Herrschaft Helfenberg gegen die Herrschaft Falkenstein an Conrad den Hohenfelser um ein Aufgeld von 100 Pfund Regensburger Pfennige.

Die Herrschaft Helfenberg grenzte an die Grafschaft Hohenburg. Bei diesem Verkauf erfolgten einige Zuteilungen von Orten und Ortshälften, was man in der späteren Festlegung der Diözesan- und Pfarrgrenzen noch als Richtung gebend verfolgen kann, wie die Zuteilung von Engelsberg, Richthofen, Albertshofen zur Regensburger Diözese, wie die Teilung des Ortes Prönsdorf in 2 Pfarreien und Diözesen. Der Bischof scheint deshalb Helfenberg den Hohenfelsern verkauft zu haben, weil er selber aus dem Hohenfelsischen Vasallengeschlecht "von Sallern" stammte.


Das Hohenfelser Geschlecht war ein berühmtes, aber auch ein berüchtigtes Geschlecht. Schon 1249 stand anläßlich der Klostergründung Seligenporten durch Gottfried on Wolfstein und dessen Gemahlin Adelheid von Hohenfels Konrad von Hohenfels und sein Vasall Ruger von Helfenberg, der Sohn Wirntos von Plankenstein Zeuge. Im Jahr 1256 kam Helfenberg an die Ehrenfelser. Ein Zweig der Hohenfelser, dem bei der Teilung die Herrschaften Ehrenfels und Helfenberg zugefallen waren, nahm den Namen Ehrenfelser an. Wir finden ja häufig in jener Zeit, daß adelige Geschlechter je nach wechselnden Besitzungen auch ihren Namen wechselten. Nun spielt bei dieser Namengebung allerdings ein anderer Grund die größere Rolle als der Grund der Teilung. Es ist auffallend daß die beutende Feste Ehrenfels vor dem Jahr 1256 unter diesem Namen überhaupt nicht vorkommt. Da spielt folgendes Ereignis herein. Konrad III. von Hohenfels stand m Dienste des Bischofs Albert I. von Regensburg. Dieser Bischof lebte mit dem deutschen König Konrad in Feindschaft. Der Hohenfelser faßte nun den Entschluß — ob mit oder ohne Wissen des Bischofs ist unbekannt — den König, der im Dezember 1250 nach Regensburg gekommen war und im Kloster St. Emmeram Quartier genommen, zu ermorden. Mit 6 seiner Gesellen schlich er nun in das Schlafgemach und erstach — einen Diener des Königs, der die königliche Schlafstätte eingenommen hatte. Der Mörder floh aus der Stadt und seine Gesellen verbreiteten die Sage, der Hohenfelser sei auf der Flucht von einem Blitz getötet worden. Tatsächlich lebte der Hohenfelser sicher und ruhig bei der damals im deutschen Reich herrschenden Verwirrung auf einer der vielen Burgen seines Geschlechts. Nach dem 1254 erfolgten Ableben König Konrads gab es in Deutschland lange Zeit kein Reichsoberhaupt, so daß der Hohenfelser wieder im Land sich halten und als Herr von Ehrenfels zu Helfenberg und Ehrenfels wieder in Erscheinung treten konnte. Konrad der Ehrenfelser begegnet uns tatsächlich zwischen 1256 und 1286 sehr häufig in Urkunden. Für die Feste Helfenberg bestellte er eigenen praepositus oder einen Probst, als solcher uns um 1264 ein Gottfried praepositus von Helfenberg überliefert ist. Des Gottfried Nachkommen hatten lange Zeit dieses Amt inne. Sie nahmen deshalb sogar den Geschlechternamen Probst an, unter dem sie heute noch fortleben in Familien– sowie in Hausnamen. Als eine der letzten Funktionen des Konrad von Ehrenfels stellen wir fest, daß er am 30. Juli 1277 genehmigt, daß der zur Herrschaft Helfenberg gehörige Dienstmann Wirnto von Frickenhofen, dem Kloster Pielenhofen eine Schenkung mache. Unser Konrad (I.) starb 1286 und hinterließ als seine Söhne: Konrad den II., der uns später als Probst zu St. Johann zu Regensburg begegnet, ferner einen Sohn Heinrich (den I.) einen Sohn Konrad II., der Pfarrer in Wiesenacker war, und einen Sohn Konrad IV. den Jüngeren. Heinrich I. und Konrad der IV. begegnen uns in Urkunden von 1286—1317 und von 1288—1326. Am 21. Juni 1304 verkaufen die beiden Brüder Heinrich und Konrad der Jüngere von Ehrenfels dem Pfarrgotteshause zu Illschwang ein zur Herrschaft gehöriges Gut zu Nörtershofen (Natershofen) bei Lauterhofen. 1319 gibt ein Ulrich, Probst zu Helfenberg, dem Neumarkter Spital ein Gut in Waikenhofen. Sein Bruder Heinrich war Schultheiß zu Pfaffenhofen, deren dortige Feste Heinrich den Ehrenfelser für seine Dienste gegen Österreich (1313) im Jahre 1315 zugeteilt erhielt. Heinrich I. von Ehrenfels starb 1317 und hinterließ von einer unbekannten Gemahlin einen Sohn Heinrich II., einen Conrad V. und eine Hedwig, die als Klosterfrau in Pielenhofen lehrte. Conrad IV. ging unter die Raubritter und starb 1326 ohne Kinder. Heinrich II. begegnet uns von 1320—1349. 1320 ist er als Bürger zu Neumarkt beurkundet. Es war gebräuchlich, daß der Adel Bürgerrechte in Städten annahm, die von König Ludwig dem Bayern besonders bevorzugt waren. Von Helfenberg wird uns 1326 berichtet, daß Gottfried Pawaer aus den Frickenhofer Geschlecht auf Helfenberg saß und einen herzoglichen Hof in Altenveldorf zu Lehen trug. Heinrich selber am 20. Februar 1332 mehrere Güter der Herrschaft Helfenberg an Ulrich den Sinchinger (Gleich Günchinger). Im gleichen Jahre veräußerte Heinrich seine Stammburg Ehrenfels an Ludwig den Bayern und nahm hierauf seinen Wohnsitz auf Helfenberg. Am 11. November 1332 geben die beiden Brüder 8 Pfund Pfennige aus dem Dorfe Lengenfeld bei Amberg "nach ihrer Leute zu Helfenberg Rat" an jene Personen zur Verteilung, die ihr verstorbener Vetter Conrad IV., der bekannte Raubritter mit Raub und prant, mit Steuren (Erpressungen) und Vanchnuzze geschädigt hat. 1333 begegnet uns Heinrich von Ehrenfels als bischöflicher Pfleger zu Hohenburg. Aus dem Verkauf der Feste Ehrenfels, aus der Abtretung von Gütern und aus der Annahme von Pflegerstellen ersehen wir, daß das so mächtige und reiche Geschlecht in Verarmung geriet. 1340 heißt Heinrich "zu Helfenberg gesessen".

Nachmals begegnet uns als Helfenberger Burgvogt Ulrich der Frickenhofer, der am 16. April 1342 Güter zu einer ewigen Messe zum Kloster Seligenporten schenkt. Sein Her Heinrich von Ehrenfels begibt sich des Gerichts auf diesen Gütern. Am 13. April 1344 verleiht der Eichstätter Bischof Albrecht von Hohenfels dem Kloster Pielenhofen die in der Herrschaft Helfenberg gelegene Pfarrei Wiesenacker. Bisher stand dem gestrengen Ritter Heinrich von Ehrenfels, gesessen zu Helfenberg, das Patronat zu. Am 24. April verzichtet er auf dieses ihm zustehende Recht zu Gunsten des Klosters Pielenhofen, wozu auch seine Gemahlin Adelheid die Einwilligung gibt. Aus dieser Hergabe haben sich allerdings sehr bald Zwistigkeiten ergeben. Das Kloster hatte nämlich den Kirchensatz zurückgegeben, worauf Heinrich am 13. Mai 1345 nochmaligen Verzicht beurkundete und 300 Pfund Pfennige zu bezahlen versprach, so er die Schankung je anfechten würde. — Heinrich hinterließ 2 Söhne Peter und Johann. Johann heiratete 1358 Dorothea von Wolfstein, die ihm 1000 fl. zubrachte. Peter und Hans waren besonders dem Kloster Engelthal zugetan. 1359 eignen dem genannten Kloster 3 Teile des Zehents zu Weizenhofen. Zu dieser Zeit lebten Ulrich der Probst und Ernst der Kuttenauer als Ehrenfelsische Diener auf der Burg Helfenberg. Mit Kastl gerieten die Ehrenfelser zu Helfenberg des öfteren in Streit. Besonders heftig gestaltete sich dieser im Jahre 1364, als das Kloster Kastl und die Ehrenfelser bezüglich des Besitzes der Mitter– und Göhrenmühle zu Wiesenacker in Streit gerieten. In den folgenden Jahren scheinen die Ehrenfelser in weitere Bedrängnis gekommen zu sein. Am 11. November 1368 verkauften Peter von Ehrenfels und seine Gemahlin Ibilis ihren Hof zu Krondorf um 120 Pfund Heller. 1370 verkauft Hans der Ehrenfelser seinen Hof zu Allertshof bei Helfenberg. Am 15. August 1370 verpfändete er seinen Anteil sn der Feste Helfenberg nebst den Kirchensätzen zu Lengenfeld und Günching um 1046 Pfund Pfennige an den Pfalzgrafen. Da den Ehrenfelser die Verpfändung scheinbar nicht befriedigt hatte, trug er noch im gleichen Jahr noch seine Burg der Krone Böhmen auf und erhielt sie aus den Händen Königs Karl IV. als Lehen wieder zurück.

Böhmen brachte wenig Segen in den zerrütteten Haushalt der Ehrenfelser. So war Hans genötigt am 15. August 1373 seinen Teil an Helfenberg, nämlich den Hag, den Berg mit den Vorhöfen zu Helfenberg nebst dem Anteil an den Zugehörungen zu Guntzenhofen, Plankenstein, Heilsberg, ein Hof zu Neusezz (Neuseß), einen Teil an dem Hofe zu Bernlach, einem Hof zu Lengenfeld, den Zehentanteil zu Teysenpaur, Petzersberg, Harungshofen, die Vogtei zu Oberwiesenacker an den Pfalzgrafen zu verkaufen. Peter machte es wie sein Bruder Hans und verkaufte gleichfalls an den Pfalzgrafen seinen Anteil an den besagten Besitzungen. Hans starb alsbald. Der Pfalzgraf zahlte der Witwe Anna Marschalk von Bibrach für ihre Ansprüche 1000 fl, 1380 folgte auch Peter seinem Bruder im Tode nach. — Helfeberg wurde als Eigentum der Pfalzgrafen von Pflegern verwaltet. Als solche sind uns beurkundet: 1403 Conrad von Rohrenstadt, 1404 Erhard von Rohrenstadt,, 1423 Conrad der Pöllinger, 1440 Wolf von Eglhofstein, 1446 Nikl Wiggelin, 1457 Georg der Pöllinger, 1496 Heinrich Hausner, 1500 Chrstoph von Haidenburg, 1511 Hans von Thanhausen, 1527 Wilhelm Hausner, 1530 Hans von Thanhausen, 1551 Hans von Thanhausen, 1565 Christoph von Freudenberg, 1590 Johann Carl von Botzheim, 1601 Andre Stockmann, 1620 Christoph von Bischofsheim, 1626 Johann Seitz, Pflegsverwalter. — Am 30. September 1630 kommt die Herrschaft Helfenberg an den Feldherrn Grafen Tilly. Kurfürst Max I. von Bayern belohnte die Verdienste des Grafen durch Übertragung der Herrschaften Breiteneck, Hohenfels und Helfenberg. Tilly selber war nie auf Helfenberg und hat das prächtige Schloß nur einmal aus der Ferne gesehen, als er von Neumarkt nach Amberg eilte. Am 30. April 1631 starb Tilly und sein Bruder Werner, der am 12. Februar 1635 zum Reichsgrafen erhoben wurde, trat das Erbe an. Dem Werner folgte 1651 Ernst Emmerich, diesem 1694 Ferdinand Lorenz von Tilly, der 1724 als der letzte seines Stammes starb. Seine Schwester Maria Anna Katherina brachte Helfenberg ihrem Gemahl dem Grafen von Montfort zu. Nach ihrem Tode — die Grabschrift bei den Karmeliten zu Straubing trägt als Todesjahr 1746 — 1744 fiel die Herrschaft den Freiherrlichen Vettern Xaver von Haslang und Georg Sigmund von Henneberg zu. Haslang nahm für seinen Anteil 25000 fl. Mit Kajetana von Hegnenberg erheiratete 1782 der Freiherr Xaver von Seibolsdorf die Herrschaft Helfenberg. 1793 löste der Bayerische Staat die Herrschaft um 67000 fl. ein und verkaufte das unter Tilly 1699 abgebrannte und in herrlicher Pracht wiederaufgebaute Schloß im Jahre 1807 um den Spottpreis von 2420 fl. auf Abbruch, eine unglaubliche tat des Bayerischen Staates. Am Abend vor dem zum Abbruch bestimmten Tag gab es auf dem Schloß ein großes Bankett mit Ball, von dem sich das Volk lange Zeit vieles zu erzählen wußte. Im Schloßhof stand das Bildnis des Feldherrn Tilly. Der Gerichtsbezirk Helfenberg wurde 1793 zum Gericht Pfaffenhofen gelegt.



 Pfleger seit Tilly waren: 1640 Johann Friedrich Keilholz, 1665 Johann Meiller, 1675 Johann Panzer, dessen Erkrankung die Veranlassung zur Errichtung der Wallfahrt Habsberg gab, 16911 Johann Velhorn, 1718 Winter, dem Wirsing und Lang folgten. 1730 Kleber, 1749 Johann Kleber, 1768 Mathias Winter, 1769 Paul Knebel, 1772 Johann Neumeier, 1776 Michel Hellzart, 1790 Wilhelm Strasser.
 Die Helfenberger führten als Wappenschild ein weißes Mittelschild in rotem Felde. Ihr Begräbnis hatten sie im Kloster Kastl. Die Ehrenfelser zu Helfenberg wurden im Kloster Pielenhofen begraben.

Sonntag, 1. Mai 2016

Wettlauf um den Malefizer



Zur Martersäule vor Raitenbuch
Von Dr. Hans Ammon

Am 7. Oktober 1583 — lang, lang ists her! — war ein großer „Augenschein" im kleinen Kirchdorf Rackendorf bei Parsberg angesetzt, um gewisse Zehntsachen für das Kirchlein S. Moritz zwischen den einzelnen Herrschaften an Ort und Stelle zu erkunden und zu schlichten.
Bei diesem „ Augenschein" wurden elf Untertanen der verschiedenen Herren einvernommen, darunter auch der achtzigjährige Georg Kamerl (?).

Er gab zu Protokoll:

Sei nun bei achtzig Jahren und wohne in Dettenhofen unter der Velburger Herrschaft. Vor 55 Jahren (also 1528!) habe er zwei Jahre lang einen Zehnten im Bestand gehabt, weil er damals zu Rackendorf wohnte. Diesen Zehnten mußte er nach Willenhofen auf das geistliche Kastenhaus liefern. Georg Aichamer, der alte, sei damals Zehntprobst und Wirt in Willenhofen gewesen. Er selber wisse nun nicht mehr, wieviel sein Zehnt betragen habe. Doch sei ihm noch bewußt, daß der Zehnt nach dem Kirchlein S. Moritz gehörte und aufs Schloß Lupburg. Er sei in Raitenbuch geboren; dort habe eine Marter gestanden, und er habe noch von seinem Vater gehört, der erzählt habe: Wann eine Malefiz (böse Tat) sich begeben, seien zwei Boten (aus Raitenbuch), der eine auf 1 Stunde gen Velburg und der andere gen Hohenfels geschickt worden. Die Malefizperson wurde unterdes an die Säul (Marter) gebunden. Wer eher kommen (Herrschaft aus Velburg bzw. Hohenfels), hab sie (die Malefizperson) genommen . . . "

Martersäule Raitenbuch


Der Bericht des alten Mannes ist aufschlußreich. Das vielumstrittene Grenzgebiet — zwischen Kurpfalz/Hohenfels und Parsberg/Lupburg, auch Velburg/Wißbeck und Jungpfalz — hatte dort diese eigentümliche Regelung getroffen, und man sieht die Narrenkappe und hört die Narrenschellen dran bei diesem Wettlauf um den Malefizer, wie man noch im alten Frankenland sagt. Die wohl schönste Martersäule aus dem Mittelalter in jener Juragegend steht noch heute fast am gleichen Ort und Kreuzweg, nur ein paar Schritte von der nun asphaltierten Straße entfernt, etwas erhöht in einer Wiese vor Raitenbuch — 1420 errichtet am Kreuzweg Hohenfels/Lupburg und Beratzhausen/ Velburg. Die alte beliebte Darstellung des Herrn am Kreuz mit Maria, seiner Mutter, und Johannes, seinem Lieblingsjünger, in Stein gemeißelt und mit gotischer Schrift! versehen, erfreut auch heute den Wanderer und Fahrer; denn es ist ein Kleinod unter seinesgleichen und man denkt ans alte Flandernlied: „Manch Kreuz am Wegesrande erglüht im Abendrot!"

Aber der berichtete Wettlauf der beiden Herrschaftsboten hat ja nur Humor – grimmigen Humor! — für die Boten und Herrschaften und gaffenden Leute, nicht für den Malefizer am Marterl dort! „Wer eher kommen, hat ihn genommen!" So berichtet der alte Mann, der seine acht Jahrzehnte ganz im tollen 16. Jahrhundert hat leben müssen. Ob er noch einen solchen Wettlauf miterlebt hat? Raitenbuch und die Mark seiner Herrschaft war ja nicht allzugroß, und Malefizer gabs wohl nicht gerade im Dutzend. Immerhin: man war im Wettlauf einig auch bei solcher bösen Sache! Freilich möchte man wissen, was der Mann am Kreuz — an der ersten Marter der Weltgeschichte und Christenheit — von solchem grimmigen Humor und Wettlauf zweier christlicher Herrschaften um die Aburteilung eines schuldigen Menschen — in seiner Erhöhung gedacht hat! War da nicht in einer bösen Weise seine eigene Passion unter Pontio Pilato, Hannas und Kaiphas und Herodes mitbetroffen und wiederholt?

Martersäule Detail
Er war ja an der ersten Martersäul gewesen . . . man lese nur wieder seine Passion im Zusammenhang, und er hing zwischen zwei Malefizern seines Volkes bis zuletzt. Und was er seinen wütenden Anklägern aus dem Hohen Rat bezeugte mit dem Kreuzeswort: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" galt das nicht auch hier beim grimmigen Wettlauf um Malefizer aus Raitenbuch und Umgebung?

Nun, auch dies ist vorbei, der Wettlauf um den Malefizer dort. Aber das Marterl steht standhaft, mahnend, beschwörend auch den Menschen von heute, am Kreuzweg dort im Juraland. Die Malefizer dort werden wie anderswo im Bayernland und Westdeutschland behandelt, ohne Eifersucht der Herrschaften, ohne grimmigen Wettlauf ums Vorrecht der Aburteilung! Auch das ist doch ein Fortschritt gegen früher. Und am meisten würde sich Raitenbuch und sein Umland und der Herr an der ersten Martersäule — nun erhöht über der grimmigen Menschenrede! — freuen, wenn die böse Malefiz überhaupt absterben und aussterben könnte in Herz und Hand der Menschen! Aber bis dahin laßt uns gemeinsam bitten und beten: „All Sünd hast Du getragen, sonst müßten wir verzagen! Erbarm Dich unser, o Jesu!"
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Quelle: Staatsarchiv Amberg, Neuburger Abgabe 1911, Nr. 12809.
Aus: "Die Oberpfalz", 1971