Sonntag, 30. August 2015

Die Schenkungen Heinrich II. im Nordgau

Die Urkunden über Schenkungen Heinrichs II.
im Nordgau 1008 bzw. 1009
Von Anton Reger

Das Bistum Würzburg erstreckte sich einst über das ganze Maingebiet bis hin zum Fichtelgebirge.  Auf Betreiben Königs Heinrich II. (973-1024) wurde der Ostteil dieses weiten Bistumsbezirkes abgetrennt und im Jahre 1007 das Bistum Bamberg gegründet.

Der Bischof war nicht bloß Kirchenfürst, sondern auch weltlicher Fürst. König Heinrich dotierte  "sein" Bistum beziehungsweise Hochstift zur Erstausstattung mit Zahlreichen Besitztümern.

Bereits im Gründungsjahr 1007 schenkte er den Ort Abbach, in dem er am 5. Mai 973 als Sohn des Herzogs Heinrich des Zänkers geboren war, dem neuen Bistum. Die Urkunde wurde am 1. November 1007 in Frankfurt ausgefertigt. Am gleichen Tag schenkte er Nittenau auf dem Nordgau in der Grafschaft Roudperts sowie die Orte Beilngries, Schambach und Fürth auf dem Nordgau in der Grafschaft Berengars. Die Urkunden dieser Schenkungen haben ebenfalls Frankfurt als Ausstellungsort. (Die Schenkung  des  Königsgutes  Fürth verdeutlicht die nordwestliche Grenze des Nordgaues.)

Am 1. Juni 1008 (nach der Datumsangabe in der Urkunde - siehe spätere Ausführungen über ihre  Richtigkeit!) schenkt König Heinrich die "Alte Kapelle"  zu Regensburg der "ecclesiae Babenbergensi", die Urkunde wurde in Merseburg ausgefertigt,
Am 6. Juli 1008 (wieder Urkundedatum!) dotiert er sein Bistum, dem zu dieser Zeit Bischof  Eberhard vorstand, mit den drei "loca" Velda, Runbach und Keminata sowie mit dem "locum" Machindorf auf dem Nordgau in der Grafschaft Heinrichs. Die für die erstgenannten drei Orte gemeinsame Urkunde wurde in Frankfurt ausgefertigt. Die Urkunde über Machindorf, das ehemals im heutigen Truppenübungsplatz Hohenfels lag, wurde in Mainz ausgefertigt, es existiert aber eine zweite Urkunde, die ebenfalls Frankfurt zum Ausstellungsort hat und den gleichen Wortlaut wie jene in der Schenkungsurkunde der erstgenannten drei Orte aufweist.
Heinrich schenkt auf Intervention der Königin Kunigunde dem Bistum Bamberg den Ort Machendorf im Nordgau in der Grafschaft des Grafen Heinrich mit allem Zubehör zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen des Bistums (quia nos ... nostrae quendam proprietatis locum Machindorf dictum in pago Nordgouui et in comitatu Heinrici comitis situm ad ... episcopalem sedem ... donamus). – Guntherius canc. vice Uuilligisi archicap.; mit Ausnahme des Ortsnamens eine wörtliche Wiederholung von DH. II. 203 (Reg. 1714), geschrieben von Ba. I; M.; SI. 3; „Saluberrimus igitur sacri.”
Den Urkunden ist ein "Chrismon" vorangestellt, das man häufig in mittelalterlichen Diplomen  antrifft. Darunter ist ein wie ein großes "C" geformtes Zeichen zu verstehen, das ein Symbol für die Anrufung Gottes darstellt.
Schenkungsurkunde von Berga
Der Text der Urkunden beginnt sodann mit den Worten "Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit". In der folgenden Passage wird das Verständnis Heinrichs als eines Königs Kraft der Güte Gottes bekundet.

Die Schenkungsurkunde von Velda, Runbach und Kemminata gliedert sich ebenso wie die  Schenkungsurkunde von Machindorf (zweite Fassung) in folgende, nach sachlichen Gesichtspunkten zusammengefaßte Teile:

Die Einleitung der Urkunde erinnert an die heilbringenden Anordnungen des göttlichen Wortes, auf zeitliche Güter zu verzichten und irdische Interessen hintanzustellen, um dann nach Besitztümern von Ewigkeitsdauer zu trachten. Dieser Grundhaltung der gehorsamen Befolgung der göttlichen Lehren entsprechend entschloß sich König Heinrich, wie die folgende Passage deutlich macht, das väterliche Erbe "Babenberg" (Bamberg) zum Sitz eines Bischofs zu erheben.

Es liegt nahe, wenn dann im folgenden Satz der Synode vom 1. November 1007 in Mainz gedacht  wird, auf der die Gründung des Bistums Bamberg erfolgte. Dies geschieht mit dem Hinweis auf die  päpstliche Bevollmächtigung, die Zustimmung des ehrwürdigen Würzburger Bischofs Heinrich, zu  dessen Bistum das obere Maingebiet gehörte, sowie auf die einheitliche und einträchtige Beratung und Beschlußfassung der Getreuen des  Königs (der Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte sowie der Herzöge und Grafen), den neuen Bischofssitz der hl. Gottesmutter Maria, den hl. Aposteln Petrus und Paulus sowie den Märtyrern Kilian und Georg zu weihen.

Der Dom an neugegründeten Bischofssitz Bamberg sollte, wie der Abschluß der Einleitung besagt, ein Denkmal des Königs, seiner Eltern und seines Vorgängers, des Kaisers Otto III., sein, der Bamberger Dom sollte aber auch für alle Rechtgläubigen eine Stätte der Verherrlichung der "salutaris hostia" sein.

Dieser feierlichen, religiös motivierten Dokumentation der Bedeutung, die der Gründung des Bistums Bamberg zukommen sollte, folgt nunmehr der nicht minder hochgemutete Wortlaut der Schenkung. Dem gegenwärtigen Geschlecht aller Getreuen wird ebenso wie den ihm folgenden Generationen zu wissen getan, daß auf Bitte und mit Zustimmung der geliebtesten Gemahlin Königin Kunigunde die in Eigenbesitz befindlichen Orte ... (Namen) ... auf dem Nordgau in der Grafschaft Heinrichs dem Bistum Bamberg geschenkt und übereignet werden.

Der Zusatz 'cum omnibus eorum pertinentiis sive adheratis' (mit all ihren Besitzungen oder Zugehörungen) macht deutlich, daß die genannten Orte nur 'Inbegriffe' von größeren Bezirken darstellen. Verdeutlicht man diese Feststellung am Beispiel der Schenkung von Keminata, so ist die Meinung wohl vertretbar, daß das Schenkungs-"Gebiet" vom Fichtelgebirge bis zum Pressather Forst und vom Fichtelnaabtal am Steinwald bis zum Rauhen Kulm in der Heidenaabsenke reichte.
Die Aufzählung von all dem, was zu diesen Orten gehörte, findet sich "formelhaft" in zahlreichen anderen Schenkungsurkunden. Man darf daher vermuten, daß in der Bamberger Kanzlei vorbereitete Diplomtexte vorlagen, die dann im Schenkungsfall benützt wurden. Zu den genannten Orten gehören (zusammengefasst wiedergegeben):

Dörfer                   Eigenleute (Knechte und           Grundstücke
Landgüter             Mägde, auch aus anderen          bebaute und
Kirchen                 rechtlich untertanen Orten        unbebaute Flächen
Wege, Ödungen    Wälder            Gewässer
bekannte und        Forste              Fischwasser
zu erkundende      Weideplätze     Mühlen
Aus- Rückwege     Jagden            Mahlwerke
bewegliche und    alles, was üblicherweise beschrieben und aufgezählt
unbewegliche       wird, bzw. sonstigen Zwecken dient.
Güter

Zur Bekräftigung der Schenkung wird hinzugefügt, daß ihre Empfänger, nämlich der in Christus geliebteste Bischof "Heberhardus" (Eberhard) und seine Nachfolger die freie Verfügungsgewalt über diese Orte mit allem, was zu ihnen gehört, besitzen, sie in ihrem Zustand erhalten oder nach eigenen Gutdünken darüber befinden können.

Diese "Zusicherung" soll wiederum am Beispiel der Schenkung von Keminata verdeutlicht werden: Das Schenkungsgebiet war zunächst vom Bistum Bamberg den Edlen von Lengenfeld-Pettendorf-Hopfenohe zu Lehen gegeben worden. Durch die Allodifizierung, also durch die Umwandlung in freies Eigentum, entwickelte sich dann im Laufe des 11. Jahrhunderts das Herrschaftsgebiet des Amtes Waldeck, das 1119 nach dem Tode des letzten Dynasten, Friedrich III., an dessen Schwiegersohn Gebhard von Leuchtenberg überging.

In einer abschließenden drastischen Passage wird die Würde und Unantastbarkeit der Schenkung hervorgehoben: Sollte sich jemand unterfangen, die Großzügigkeit der Schenkung zu zerstören oder zu verletzen, so sollte er am Tage des Gerichtes vor dem Angesicht Gottes mit einer unauslöslichen Strafe ewig dafür büßen.

Der Text der Urkunde ist mit dem Unterschrifts-Monogramm des "Herrn Heinrich, des unüberwindlichen Königs" versehen. (Der König trug in das Handmal nur einen 'Vollziehungsstrich' ein.) Darunter vermerkte der Kanzler Guntharius, daß er in Stellvertretung des Erzkaplans Willigis von der Unterschrift des Königs Kenntnis genommen habe.

Die Urkunde schließt mit der Angabe des Datums und des entsprechenden Regierungsjahres sowie mit dem Vermerk des Ausfertigungsortes. Der Textlautet: Gegeben am 6. juli, 7., im Jahre 1008 nach der Geburt des Herrn,im 7. Jahr der Regierung des Herrn Heinrich II., geschehen zu "Francofurt" (Frankfurt); "feliciter amen".

Das "Problem" der Datierung

Der Straßburger Urkundentheoretiker Harry Bresslau unterzog 1897 die Diplome Heinrichs II. einer kritischen Untersuchung hinsichtlich der Richtigkeit ihrer Datierung. Er wies unter Verwendung anderer urkundentheoretischer Abhandlungen nach, "wie geringen Werth die Bamberger Schreiber auf correcte Eintragung der alten legten, wenn sie überhaupt im Stande waren, solche zu berechnen".
Als ein Beleg dafür wird von ihm die Datierung der Schenkung der "Alten Kapelle" zu Regensburg an das Bistum Bamberg angeführt, Als Ausfertigungsdatum ist in der Urkunde der 1. Juni 1008 enthalten. Die Schenkung kann jedoch erst "nach der im Frühjahr 1009 erfolgten Vertreibung Heinrichs von Baiern durch seinen königlichen Schwager" vorgenommen worden sein.

H.  Bresslau gelangt aufgrund seiner vergleichenden Ermittlung zu dem Schluß, daß in Anbetracht der "nachgewiesenen chronologischen Unzuverläßigkeit der Bamberger" die Schenkungsurkunden, die das Jahr1008 als "Incarnationsjahr" tragen und in Frankfurt ausgestellt wurden, in das Jahr 1009 datiert werden müßten. Darunter fallen somit auch die Urkunden über die Schenkungen von Velda, Runbach, und Keminata sowie die Urkunde über die Schenkung von Machendorf. Die Ausfertigung dieser Urkunden wäre also auf den 6. Juli 1009 anzusetzen, an dem sich der am 7. Juni 1002 gekrönte König Heinrich schon im 8. Regierungsjahr befand.

Trotz der subtilen, mitunter polemisch anmutenden Argumentation H. Bresslaus bereitet es keine geringen Schwierigkeiten zu verstehen, daß sich die Bamberger Schreiber nicht darüber im klaren sein konnten, welches "Jahr der christlichen Aera" (Kalenderjahr) zu datieren war. So darf es auch begreiflich erscheinen, wenn man in der Geschichtsliteratur von heute das Jahr 1008, beispielsweise für die Schenkung von Keminata, wie in der Urkunde lesbar, vorfindet, so in den "Kunstdenkmälern Bayerns" und im "Historischen Atlas von Kemnath". Man bezweifelt offensichtlich, ob der Datierung H. Bresslaus absolute Sicherheit zugesprochen werden kann.

Wenn es berechtigt wäre anzunehmen daß die Daten erst zu einem späteren Zeitpunkt nachträglich in die vorgefertigte Urkunde eingefügt wurden, so könnte die von H. Bresslau angeprangerte "Rechenkunst der Bamberger Notare" wohl ein milderes Urteil finden.

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Freitag, 21. August 2015

Landsassengut und Hammer Schönhofen

Landsassengut und Hammer Schönhofen
Von Hans Nikol

 Schönhofen liegt in der südlichen Oberpfalz im Tal der Schwarzen Laber, die hier von steilaufragenden Kalksteinfelsen umsäumt ist, eine Gegend, die dem Naturfreund viele Reize bietet. Sicherlich hatten sich hier schon in den ältesten Zeiten Menschen niedergelassen; das Klima war mild, die wildreichen Wälder und der fischreiche Fluß lieferten Nahrung in Fülle und Höhlen in den Kalksteinfelsen boten Schutz und Unterkunft.

Im Mittelalter befand sich in Schönhofen ein Rittersitz, nach dem sich das Geschlecht der Schönhofer benannte. Schon um 1100 erscheinen Benno de Sconenhoven et miles eius Otto. Im Jahr 1224 schenkte Heinricus piae memoriae miles de Sconenhoven vineam in monte et loco Mulae Winzer an das Kloster St. Emmeram. Als Zeugen werden in dieser Urkunde genannt u. a. Heinricus, Friedericus patrueles de Sconenhoven. Der Letzte des Geschlechts, Hans, starb 1421 und wurde mit Helm und Schild in der Kirche zu Eilsbrunn begraben. Eine Abbildung seines Grabsteins findet sich in den Kunstdenkmälern Bayerns, Oberpfalz XX. Band Seite 78.

Nach ihm kam das Gut an die Muggenthaler, die damals auch das oberhalb gelegene Eichhofen besaßen. 1474 hat Christoph der Muggenthaler von Heinrich Marschalk von Pappenheim (dem Inhaber der Herrschaft Laaber) den Sitz zu Schönhofen mit allem Zubehör zu Lehen empfangen, wie es seine Vorfahren von Ulrich Herrn von Laaber zu Lehen gehabt. 1504 wird laut der Landtafel als Besitzer von Schönhofen Adam Zeller aufgeführt, 1521 Georg Alkofer, 1546 Sebastian der Rammelsteiner. Der letztere besaß auch die flußaufwärts (gegenüber von Eichhofen) gelegene Burg Loch, die zum Teil in die Höhlen des Kalksteinfelsen gebaut war; der runde Bergfried und geringe Mauerreste sind noch erhalten. diese Burg und das zugehörige Landsassengut waren Stammsitz der Rammelsteiner, die schon im 12. Jahrhundert genannt werden und zuerst angeblich auf dem nur ½ Stunde entfernten Rammelsteinerhof saßen, bevor sie im 13. oder 14. Jahrhundert die Burg Loch erbauten. In den großen Höhlen, die in den Bereich der Burg einbezogen wurden, hatten schon Steinzeitmenschen gehaust, wie Grabungen ergaben.

Auch der Eisenhammer zu Schönhofen war uralt und schon im 14. Jahrhundert im Betrieb, er dürfte von den Schönhofern errichtet worden sein. 1435 verpfänden Heinrich der Irlbeck und seine Frau Elsbeth den Hammer wegen einer Schuld von 1100 fl. an Jacob Hembawr, Bürger zu Regensburg. 1458 verkauft Michael Walrab zu Harlanden an Hans Alhart zu Schönhofen, seinen Stiefsohn, seinen Hammer daselbst samt dem Gütlein vor dem Tor und Zubehör, wie er sie von Hans Satzenhofen und Barthome, dessen Sohn erkauft hatte. 1463 klagt Michel Walrab gegen seinen Stiefsohn wegen einer Kaufrestsumme und Schadenersatz. 1511 erhielt Hans Kolb, Kanzler zu Regensburg für sich, für den Hans Schwäbel, den Stefan Neufletzer, den Georg Alkhofer und Wilhelm Wieland zu Regensburg, ihre Erben und Nachkommen von Herzog Friedrich dem Vormund und Ottheinrich und Philipp einen Erbrechtsbrief auf eine Hammerstatt und Haus zu Schönhofen und alles Zubehör für ihr Eigentum, jedoch sollten sie von dem bemelten Hammer alljährlich auf St. Georgi auf dem fürstl. Kasten zu Laaber zum rechten Zins reichen 22 fl. rheinisch, wogegen sie weder Scharwerk noch ander Beschwerd als was sie selbst freiwillig tun wollen, zu leisten haben. Sollten sie aber nicht mit dem Zins innehalten, sollen die Herzöge das Recht haben, sie darum zu pfänden usw.

Diese Gesellschaft hat aber anscheinend nicht lange bestanden, denn schon 1523 kommt Hans Pleyer als Besitzer des Hammers vor. Es scheint ihm damals geschäftlich gut gegangen zu sein, denn er kaufte um diese Zeit den auf die Gant gekommenen Hammer zu Rohrbach und bezahlte ihn in 10 Jahresraten ab. Doch 1537 kam er selbst auf die Gant, und den Hammer Schönhofen kaufte 1538 Wolfgang Sauerzapf (damals Hammermeister zu Lauf) beim fürstl. Gantrichter zu Burglengenfeld samt allen Zugehörungen und zahlte bar. Der Hammer war vollkommen heruntergekommen, und es kostete ihm viel Mühe und Geld, ihn wieder auf volle Leistungsfähigkeit zu bringen. Aber diese Anstrengungen machten sich bezahlt, denn der Hammer blieb von da an bis in den 30jährigen Krieg in vollem Betrieb. Im Jahr 1549 übergab Wolfgang den Hammer seinem Sohn Heinrich, der auch ein tüchtiger Hammermeister war. Am 22.1.1550 heiratete dieser in Regensburg, Magdalena, Tochter Rupprecht Rammelsteiners zu Loch und Eichhofen und seiner Gattin Sophie von Hinzenhausen.

Leider starb sie noch im gleichen Jahr, am 8.11.1550, kurz nach der Geburt des Sohnes Wolfgang Heinrich im Kindbett, ein schwerer Schlag für den Gatten. Am 10.5.1552 heiratete Heinrich in 2. Ehe Magdalena, die hinterlassene Tochter des Sebastian Portner von Regensburg aus einem dortigen Ratsgeschlecht, mit dem die Sauerzapf bereits verschwägert waren.

1555 erwarb Heinrich von seinem Schwager Sebastian Rammelsteiner Gut und Herrensitz zu Schönhofen, so daß nun beide mit dem Hammer wieder in einer Hand waren. Sebastian Rammelsteiner starb bereits 1556 und hinterließ seine Besitzungen vor allem Gut und Burg Loch testamentarisch seiner Ehefrau Margarethe Hildegund Rayger. Dieser erlangte 1557 das Besitzrecht.

Dagegen erhob Heinrich Einspruch und Klage und forderte den nachgelassenen Besitz der Rammelsteiner für seinen Sohn Wolfgang Heinrich, als den direkten Nachkommen der Rammelsteiner. Der Prozeß zog sich hin, und erst 1573, acht Jahre nach Heinrichs Tod und dem der Witwe des letzten Rammelsteiners, erfolgte die kammergerichtliche Entscheidung zu Gunsten Wolfgang Heinrichs.

Heinrich wurden in seiner zweiten Ehe noch vier Kinder geboren: die Söhne Heinrich, Andreas Viktor und Hans Leonhard, die aber in frühester Jugend starben, und die Tochter Magdalena Bertrada.

Im besten Mannesalter fand er 1565 den Tod durch Mörderhand. Der bayrische Landsasse Wolf Heinrich Steurer von Niederviehhausen, Gutsnachbar, schoß ihn im Gebiet der Reichsstadt Regensburg nieder. Nachbarliche Streitigkeiten, die im Verlauf der Verhandlungen wegen des Verkaufs von Niederviehhausen an Heinrichs Bruder Leonhard von Oberviehhausen entstanden waren, führten zu dieser Bluttat. Der Täter flüchtete sich in die bischöfliche Freiung nach Regensburg, wo er zunächst seines Lebens sicher war. Die Reichsstadt aber, in deren Burgfrieden die Tat begangen worden war, verlangte Auslieferung. Herzog Albrecht V. setzte dem Täter einen Tag zur Verteidigung, dieser verlangte aber von der Stadt dazu freies Geleite aus seinem Asyl, was abgelehnt wurde. Über den Ausgang der Sache konnten leider bisher weitere Aufzeichnungen nicht gefunden werden.

Heinrich liegt mit seinen beiden Frauen in der Kirche zu Eilsbrunn begraben, die Inschrift des Grabsteins lautet:

Anno Domini 1565 den 3. Monatstag Novembris verschid der Edl und Vest Heinrich Sauerzapf zu Schönhofen ... Anno 1550 den 8. Novembris starb die Edl und Tugenhafft Fraw Magdalena geborrne Vom Rammelstein, Sein erste eheliche Hausfraw ... Anno 1568 den 22. Januarii Starb die Edl Tugenhafft Fraw Magdalena Portnerin, Sein annder Eheliche Hausfraw, deren Sellen allen gott genedig sein Wölle. Amen.

Bei seinem Tod waren die beiden überlebenden Kinder noch minderjährig. Vormünder wurden Hans Joachim von Pertolzhofen zu Traidendorf und Georg Altmann von Winzer, Propst von Pielenhofen. Tochter Magdalena Bertrada heiratete 1584 Hieronymus Propst, bischöflichen Rat und Lehenpropst, der das Lehen Herrenried des Hochstifts Regensburg innehatte, doch sie starb schon 1597. (Propst verheiratete sich 1598 in zweiter Ehe mit Maria Magdalena geb. Ginskofer.)

Für den Sohn Wolfgang Heinrich führte die Stiefmutter die Verwaltung der Güter bis zu ihrem Tod am 22.1.1568. Seit 1567 Student an der Universität Ingolstadt führte Wolfgang Heinrich bald einen leichtsinnigen und ausschweifenden Lebenswandel, der schließlich zu einem Skandal führte. Die Vormünder beantragten bei Bekanntwerden von der Regierung ihre Entlassung aus der Vormundschaft und beteuerten ihre Unwissenheit über den unmoralischen Lebenswandel ihres Mündels. Der fürstliche Pfleger von Laaber fand die Verfehlungen so schwerwiegend, daß er bei der Regierung für den leichtlebigen jungen Herrn eine Strafe von 200 fl. beantragte, und Wolfgang Heinrich mußte die Summe bezahlen, die dem Wert eines mittleren Bauernhofes gleichkam.

Volljährig geworden, erfüllte er am 4.8.1575 die Lehenspflicht. Dabei mußte er dem Lehenspropst Rabus für die Verträge 1 Trinkgeschirr und 1 Büchse mit 12 Goldgulden erlegen. In den Verträgen wurde festgestellt, daß nun der Sitz Schönhofen und 8 Tagwerk Wiesen Lehen seien, die anderen Zugehörungen: Hammer, Wiesen und das Holz seien vererbt und freies Eigen, wofür er jährlich 22 fl. auf den Kasten zu Laaber zu erlegen habe.

Auch zu seiner Zeit stand der Hammer in bestem Flor, was aus der großen Menge von Kohlholz hervorgeht, das er aus den Waldungen der Regensburger Stifte bezog, was auch auf einen ausgezeichneten und pflichtgetreuen Hüttenverwalter und fleißiges Personal schließen läßt.
Gegen den Willen seiner Vormünder und Verwandten hatte er 1573 Katharina Seydl aus Regensburg geheiratet, doch starb er jung, eine Folge seiner Ausschweifungen, erst 31 Jahre alt, 1581 und wurde in der Kirche zu Nittendorf hinter dem Hochaltar beigesetzt. Sein Grabstein, stark abgetreten und kaum mehr lesbar, trägt die Inschrift:

Anno Dmi 1581 den 27. dezember starb der Edl und vest Wolf Heinrich Sauerzapf zu Schönhofen und Loch seines Alters 31 Jahr, dem Gott genad. Anno 15.. starb die Ehren und Tugenhaft Fraw Catharina Seydlin, seine Eheliche Hausfraw, der Gott genad. Amen

Angebracht sind die Wappen der Sauerzapf und der Seydl, sowie die Wappen der Agnaten des Vaters und der Mutter.

Er hinterließ zwei minderjährige Söhne: Wolfgang Heinrich II. und Hans Leonhard, als Vormünder wurden Hans Nothafft von Wernberg und Bernhardswald und Michael Amann, Mautner zu Hemau und Verwalter der Herrschafft Breiteneck, aufgestellt.

Die Witwe ging am 18.5.1585 eine neue Ehe ein, ihr zweiter Ehemann war Paul Kastner von Unterschnaittenbach, dessen Vater der Hammerwerksbesitzer Paul Kastner von Unterschnaittenbach, seine Mutter Ursula Schütz, Tochter des Dr. Johann Schütz von Nürnberg war. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor: Anna Katharina geb. 1586 verh. 1605 mit Hans Sigmund Frhr. von Finsterweyhling, Hans Arnold, Magdalena, Paul Ludwig und Ursula. Paulus Kastner, der ja Fachmann auf diesem Gebiet war, leitete den Hammerbetrieb, die Vormünder verwalteten den Sitz und den Zehnt zu Schönhofen.

Sie starb 1593 in Regensburg und liegt bei ihrem ersten Gatten in der Kirche zu Nittendorf. Paul Kastner verschied am 23.8.1595 zu Neuburg a.D. und wurde dort begraben.

Nach Erreichung der Volljährigkeit schlossen am 18.2.1596 die Brüder Wolfgang Heinrich II. und Hans Leonhard durch ihre Vormünder einen Teilungsvertrag über ihre Güter ab. Danach erhielt Hans Leonhard die Hofmark Loch, Wolfgang Heinrich II. Hofmark und Hammer Schönhofen. Aber schon sechs Jahre später, 1602, trat Hans Leonhard die Hofmark Loch seinem Bruder ab. Er war damals ledig, stand in Kriegsdiensten und war eben nach vierjähriger Abwesenheit aus den Niederlanden zurückgekommen, vorher hatte er drei Jahre Dienst als Fähnrich in Ungarn getan. Er blieb beim Soldatenhandwerk und versuchte weiter Glück dabei.

Der Kaufpreis für Loch betrug 5295 fl., nach Bezahlung der vorhandenen Schulden ließ Hans Leonhard 3000 fl. gegen Zinsen auf den Gütern seines Bruders stehen und zog wieder zu neuen kriegerischen Abenteuern aus. Später war er Pfleger zu Allersberg, und im Jülicher Erbfolgestreit zwischen Brandenburg und Neuburg stand er als Hauptmann an der Spitze des Neuburger Fähnleins. Dann wurde er Kriegsrat und Pfleger zu Schwandorf und Regenstauf. Am 1.8.1627 erhielt er auf seinem "gemeinen" Bauernhof zu Leonberg die Edelmannsfreiheit und vertauschte 1641 diese Hofmark mit Sebastian Poyssl zu Loifling gegen einige Güter zu Nittenau. Im Jahr 1645 fiel er in der Schlacht bei Alerheim im Ries als französischer Obrist.

Wolfgang Heinrich II., der nun die Güter Loch und Schönhofen wieder vereinigt in seiner Hand hatte, betrieb den Hammer wie seine Vorfahren mit Eifer, das erzegte Eisen ging vorwiegend nach Regensburg. Er war geschäftstüchtig und fleißig, aber auch heftig und jähzornig. Nicht nur hatte er mehrfache Prozesse und Streitigkeiten, u. a. auch mit seinem Vetter Hans Martin Rosenbusch von Eichhofen, wegen Kohlholz aus dem Frauenholz des Stifts Niedermünster in Regensburg, sein Jähzorn riß ihn sogar zu einer schweren Bluttat hin. Am 4.12.1610 versetzte er mit einem Knebelspieß seinem Hofmarksmüller Hans Strüzl, der zu ihm wegen einer Abrechnung gekommen war, einen so heftigen Stoß, daß dieser nach einer Stunde starb. W. H. mußte zwar eine größere Summe als Sühne an die Hinterbliebenen bezahlen, doch hinderte diese jähe Untat nicht seine Berufung 1612 zum Pfleger von Flossenbürg und 1620 nach Velburg und Regenstauf. Zur milderen Beurteilung des Falles dürfte aber beigetragen haben, daß W. H. 1610 zu der Anleihe des Fürsten von Neuburg anläßlich des Jülicher Erbfolgestreites die hohen Summe von 3000 fl. gezeichnet hatte.

Wolfgang Heinrich war bis 1615 lutherisch gewesen, dann aber dem Vorbild und Drängen seines Landesherrn Wolfgang Wilhelm von Neuburg nachgefolgt; er konvertierte mit seiner ganzen Familie. Der geringen Neigung des Volkes zum Glaubenswechsel setzte der Fürst nach anfänglichem milderen Vorgehen bald durch ernstliche Befehle hart zu. Ein solcher erging auch am 8.2.1620 an "seinen lieben Getreuen, Kammerrat und Pfleger zu Regenstauf" Wolf Heinrich Sauerzapf mit der Aufforderung, unter Zuhilfenahme des Jesuitenpaters Michael Sybold die Rekatholisierung energisch durchzuführen. Obwohl es keine angenehme Aufgabe war, gegen Standes‑ und ehemaligen Glaubensgenossen vorzugehen, führte Wolfgang Heinrich doch die Befehle seines Fürsten mit Strenge durch. Schon 1619 hatte er den Hofmarksherrn von Wiesent bei Regensburg, Herrn von Taufkirchen, gezwungen seinen lutherischen Prädikanten zu entlassen. Als Reformationskommissar gefürchtet, starb Wolfgang Heinrich II. am 19.6.1624 zu Velburg.

Er war verheiratet gewesen mit seiner Base Martha von Sauerzapf aus der Linie Holnstein. Sein Schwiegervater war der reiche Dr. jur. Bartholomäus Sauerzapf, seine Schwiegermutter Martha v. Lorber von Bamberg. In der Kirche von Schönhofen ist noch ein gestifteter silbervergoldeter Kelch vorhanden mit den Initialen W.H.S. und M.S. und dem Ehewappen. Der Ehe sollen 16 Kinder entsprossen sein, bezeugt sind: Adam, Veit Philipp, beide beim Tod des Vaters schon volljährig, Wolf Heinrich III., Anna Maria, Anna Martha, Katharina Barbara und Amalia Katharina.

Zunächst übernahm Adam, der 1597 geborene älteste Sohn, das väterliche Erbe und legte am 20.11.1625 Landsassenpflicht ab. Mit Bruder Veit Philipp und den minderjährigen Geschwistern Wolf Heinrich, Anna Martha, Katharina Barbara, Anna Maria und Amlia Katharina und deren Vormündern Melchior Altmann von Winzer zu Neunkirchen und Hans Leonhard Sauerzapf, Pfleger zu Schwandorf (seinem Onkel), schloß er einen Erb‑ und Teilungsvertrag: Er behielt Schönhofen mit dem Hammer, sowie den von Thumser erkauften Weinberg zu Tegernheim um 15000 fl. Bruder Veit Philipp nahm das Landsassengut Loch und den Weinberg die "Sag" bei Tegernheim sowie das Fischwasser zu Ebenwiesen um 9000 fl.

Zwei Jahre später, am 29.7.1627, überließ Adam seinem Bruder Veit Philipp auch das Gut Schönhofen samt Hammer und Zugehörungen um 15000 fl., so daß die beiden Güter wieder in einer Hand waren. Als Grund des Verkaufs gab er den Mangel an Wieswachs beim Gut Schönhofen an und den Umstand, daß sich dort deswegen kein richtiger Haushalt führen lasse. Doch war ein besonderer Zufall für seinen Entschluß ausschlaggebend. Vetter Hans Wolf von Pertolzhofen zu Lauf bot ihm nämlich sein Hammergut Lauf mit Höfen und Zugehörungen zum Kauf an, weil er als treuer Lutheraner seinen Glauben nicht wechseln und lieber die Heimat verlassen wollte.

Adam kaufte 1628 das Hammergut Lauf um 8000 fl., dessen Wert laut der Steuerveranlagung vom Jahr 1630 (im Amt Hohenfels) für Schien‑ und Blechhammer samt einem Keller zu Hohenfels und der Hundssteiner Wiesen auf 8808 fl. veranschlagt wurde mit einer Steuer von 66 fl. 3 1/3 kr. Sein Pächter H. Mayr mußte für das Vieh im Wert von 20 fl. 24 kr. steuern. Der Hof zu Machendorf, der dazu gehörte, wurde mit 450 fl. taxiert, Steuer 3 fl. 22½ kr.

Adam hatte auf seinem neuen Besitz nicht viel Glück. Lauf wurde bereits 1632 von den Schweden total zerstört, er selbst gefangengenommen und erst nach 9 Monaten wieder freigelassen, da er früher im bayerischen Heer als Offizier am Krieg teilgenommen hatte. Später wurde er wieder ins bayerische Heer übernommen und fiel als Hauptmann 1640 bei Wolfenbüttel.

Von Adams Schwestern heiratete Anna Maria in erster Ehe Wolf Philipp von Kemnath, der 1633 an der Pest starb, von ihm hatte sie den Sohn Wolf Wilhelm. In zweiter Ehe heiratete sie Hans Heinrich von Schott. Catharina Barbara nahm Hans Wolf von Drechsel zu Wischenhofen zum Ehemann und Amalia Catharina einen gewissen H. Härmann. Anna Martha starb ledig.

Veit Philipp geboren 1598 hat als Jüngling gleich seinem Bruder das Soldatenhandwerk gelernt. Er wurde zuerst Page bei dem bayrischen Obristen und Grafen von Haimhausen, dann Fähnrich und schließlich Rittmeister. Über seinen Lebenslauf sind wir einigermaßen gut unterrichtet durch die noch erhaltene Leichenpredigt des Priors P. Ignatius Trauner vom Reichsstift St. Emmeram, der ein Verwandter seiner Gattin war. Wie daraus zu entnehmen, zeichnete er sich im 30jährigen Krieg durch besondere Tapferkeit aus, vor allem in der Schlacht am Weißen Berg und bei der Belagerung von Heidelberg. Bei den schweren Kämpfen um Wolfenbüttel wurde sein Bruder Adam tödlich getroffen und starb in seiner Gegenwart. 30 Jahre lang war er Soldat und die meisten davon im Krieg von Feind und Freund gleichermaßen an der hilflosen Bevölkerung durch Raub und Plünderung, Brand und Mord verübt wurden, hat auch er zu spüren bekommen. Dreimal wurde sein gut Schönhofen ausgeraubt und geplündert, bei einem Brand erstickten 17 Mastochsen, auch das Hammerwerk wurde niedergebrannt und zerstört. Aber trotz aller Verluste und Schäden gelang es ihm doch, sein Vermögen einigermaßen zu erhalten. Wir können dies aus einem Bericht vom Jahr 1644 über die Lage der Landsassen im Landgericht Burglengenfeld ersehen. Dort heißt es: Nr. 33 Loch, Veit Philipp Sauerzapf zu Schönhofen, fürstlich Neuburgischer bestellter Rittmeister und Pfleger zu Regenstauf, bei 46 Jahren, katholisch, guten Vermögens, Verstandes und Haushaltens, baut von seinen Hofmarksgütern.

Aus dem Krieg zurückgekehrt, diente er seinem Fürsten weiterhin als Beamter. Elf Jahre war er Pfleger zu Regenstauf und dreizehn zu Beratzhausen, fünf Jahre Landrichter zu Burglengenfeld und ein Jahr Administrator beim Pflegamt Laaber. Als Rittmeister im Krieg hat wohl auch er mit seinen reitern die zeitüblichen Zwangsmaßnahmen, wenn nötig mit rücksichtsloser Härte, der Bevölkerung gegenüber durchgeführt, aber nach dem Krieg hat er als Pfleger und Landrichter redlich geholfen, die schweren Wunden zu heilen. Er besaß ausgezeichnete Eigenschaften, doch glich er in mancher Hinsicht auch sehr seinem Vater, gleich diesem war er jähzornig und aufbrausend. Auch er beging im Zorn einen Totschlag (1639) an einem Hintersassen, und dabei verwundete er auch dessen neunjähriges Töchterchen schwer. Er wurde zwar zu einer Geldstrafe von 1000 Reichstalern verurteilt, doch wurde ihm die Zahlung nach einiger Zeit erlassen, wenn er auch an die Angehörigen der Opfer Geldbußen leisten mußte.

1623 war er seine erste Ehe eingegangen mit Anna Dorothea von Pertolzhofen zu Traidendorf, die ihm in neun Jahren acht Kinder schenkte, doch starb sie schon 1632 mit 5 Kindern an der Pest. 1636 vermählte er sich in zweiter Ehe mit Ida Katharina von Labrique de Lanoy auf Kollersried (geboren 1616). Ihr Vater, Simon von Labrique de Lanoy auf Kollersried und Laufenthal, geb. 1590 zu Lüttich, war 1632 Professor der Rechtswissenschaft an der Universität zu Ingolstadt, wurde später Pfleger zu Burgheim bei Neuburg und Burglengenfeld. Als Pfalz‑Neuburgischer Vizekanzler und Reformationskommissar war er 1627 mit der Durchführung der Gegenreformation in Sulzbach und Weiden betraut worden. Wegen seiner strengen und rücksichtslosen Maßnahmen war er gefürchtet. Er starb in Straubing 1656, aber sein Grabmal aus Marmor befindet sich in der Kapelle zu Kollersried bei Hemau, neben dem einstigen Schlößchen, das seit Jahren als Wirtshaus dient.

Von den vierzehn Kindern zweiter Ehe lebten bei seinem Tod am 16. 11. 1675 noch sechs: Johann Walter, Susanna Maria, Georg Christoph, Isabella Magdalena, Georg Balthasar und Wolfgang. Der letztere brachte in seiner Jugend sein ererbtes Vermögen durch und trat 1669 in den Karthäuser Orden zu Prüll bei Regensburg.

Veit Philipp wurde in der Wallfahrtskirche zu Mariaort beigesetzt, der Eintrag in der Eulsbrunner Totenmatrikel darüber lautet:

1675 16. Nov. in Ort ad B. V. M. sepultus est Dns Vitus Philippus Dns a Schönhofen et Loch.
Ann. 77.

Seine Witwe starb erst 1687 und wurde an seiner seite beigesetzt. Hierüber lautet der Eintrag in der Deuerlinger Totenmatrikel:

Die 27.Maii 1687 mortua est Praenobilissa Ida Sauerzapfin a Schönhofen et Loch omnibus Sacramentis a me P. Dionysio Eberhardt p. t. vicario provisa et die 3. junii in Orth ad B. Mariam Virginem sepulta est asetatis suae 71 annorum.
Eine Glocke, die sie kurz vor ihrem Tod für das Kirchlein zu Schönhofen gestiftet hat, befindet sich noch dort und bewahrt ihr Andenken.

Ein einfaches Denkmal in der Wallfahrtskirche zu Maria Ort erinnert an das Ehepaar. Die Inschrift lautet:
V.P.A. Sawrzapff J. S. et L.
  1. C. A. Sawrzapff N. D. L. J. L. et C.
MDCLXXXVII.
Nobile par conjugum, quod Deus conjunxerat nec mors
separat. Utrique praebaes, virgo parens, tuo in hoc loco
locolum et tu fili virgins memento in illo regno tuo
aeterna ut in pace locus eorum et habitato eorum
in Sion fiat. Amen.
Übersetzung:
Ein Edles Gattenpaar, das Gott verbunden hatte
und der Tod nicht trennt. Gewähre beiden, Jungfrau Mutter
ein Plätzchen an Deinem Ort; und Du Sohn der Jungfrau
gedenke ihrer dort in Deinem Reich, daß ihr Platz im ewigen
Frieden und ihre Wohnung in Sion werde. Amen.

Ihr ältester Sohn Hans Walter legte am 23. 12. 1676 die Lehenspflicht für sich und seine Brüder Balthasar und Georg Christoph ab. Nach dem Tod der Mutter erbten die Geschwister ein Drittel des Landsassengutes Bergstätten sowie ein Haus in Ingolstadt. Sie verkauften später beides an Michael Frhr. v. Drechsel, der den übrigen Teil Bergstättens schon besaß, um 1000 fl. Hans Walter hat in seiner Jugend zusammen mit seinem Bruder Wolfgang an der Universität Ingolstadt studiert (immatr. 1657), ob er hernach irgend ein Amt bekleidete, ist nicht bekannt.

Von seinen Schwestern heiratete die älteste Susanna Maria am 9. 4. 1690 zu Maria Ort den Freiherrn Lorenz zu Döltsch (bei Weiden) als dessen dritte Frau, wurde aber nach kurzer Zeit Witwe und lebte von da an meist in Schönhofen.

Die jüngere Maria Isabella Magdalena mußte (Ehevertrag vom 15. 9. 1691) gegen den Willen ihrer Geschwister den churfürstl. Landgerichtsschreiber zu Kelheim, Hans Georg von Stambler, heiraten. Sie hatte ihn in Regensburg kennengelernt und erwartete ein Kind von ihm. Die Ehe war kurz, denn schon am 9. 1. 1693 starb sie in Regensburg und hinterließ das einjährige Söhnlein Johann Joseph. Am 2. 1. 1693 hatte sie ein Nottestament mit folgenden Bestimmungen errichten lassen: Sie wünsche bestattet zu werden im Gotteshaus der Franciskaner Converntualen nächst dem sogenannten Clarenanger neben uns. lb. Frauen Verschiedungsaltar. Im Gotteshaus zu Eulsbrunn stiftete sie zu dem Altar nächst dem Sauerzapüfischen Stuhl ein Altartuch mit schönen Spitzen. Ihrem Dienstmädchen Anna Maria Feckhingerin vermache sie für treue Dienste 30 fl. Als Universalerben bestimme sie ihr einziges Kind Joh. Josef Stambler und vermache ihm ihr zugebrachtes Heiratsgut von 700 fl. und anderes. Sollte ihr Sohn vor dem 14. Lebensjahr sterben, so bestimme sie ihre beiden Brüder Johann Walter und Georg Christoph zu Universalerben, wie sie beide auch als Testamentsvollstrecker ernenne. Da sie im Testament mit keinem Wort ihren Gatten erwähnt, scheint das eheliche Verhältnis weitgehend getrübt gewesen zu sein.

Sogleich nach ihrem Tod gingen die Brüder gegen Johann Joseph Stambler gerichtlich vor; dieser erhob jedoch Gegenklage und stellte Schadensersatzansprüche.

Hans Walter scheint immer etwas in Geldnot gewesen zu sein, denn schon bald fürchtete seine Schwester Susanna Maria, daß das ihr zustehend Erbgut gefährdet sei, und verlangte hypothekarische Sicherstellung, nicht ganz ohne Grund. Denn am 10. 10. 1701 verkaufte Hans Walter an den Bauern Sebastian Poschenrieder zu Alling und dessen Ehefrau samt Nachkommen auf Erbrecht den seit vielen Jahren öd liegenden Hammer samt Keller mit ödem Gemäuer zu einer Wohnung, den anstoßenden Fischgarten, sowie 7 Äcker und 2 Wiesenteile um 600 fl. und 6 Speciestaler Leikauf. Als Belastung ruhten darauf 22 fl. Hammerzins an das Kastenamt (dieser Hammerzins mußte bezahlt werden, auch wenn der Hammer öd lag) ferner zum Stift 4 fl., zur Hofmark 4 fl., Scharwerk und Küchendienst 6 fl., für ein Fastnachtshuhn 12 kr. und für 5 Herbsthühner 30 kr. Außerdem war der Hofmark das Grund‑ und Vogteirecht vorbehalten, alles in allem, mit 37 fl. 18 kr. an Geld eine sehr hohe Belastung.

Hans Walter hatte erst kurz vorher durch Auseinandersetzung und Vertrag mit seinen Geschwistern am 18. 6. 1700 den öd liegenden Hammer übernommen, durch den Verkauf brachten ihm die sonst nutzlosen Gemäuer Geld ein. Aber die Regierung erhob durch den Pfleger zu Laaber gegen den Verkauf Einspruch und verlangte Annullierung. Sie wollte nicht gestatten, daß der zwar ödliegende, aber mit vielen Freiheiten begabte Hammer an einen nichtadeligen Bauersmann falle. Auf Hans Walters Einspruch hin genehmigte die Regierung schließlich den Verkauf, allerdings ohne die landwirtschaftlichen Grundstücke. Der Kaufpreis wurde dementsprechend reduziert.

Wenige Monate darnach am 26. 2. 1702 starb Hans Walter im Alter von 66 Jahren und wurde in der Kirche zu Nittendorf begraben. Der Eintrag im Sterberegister lautet: "Anno 1702 die 28. Februarii obiit in domino praenobilis dominus Johannes Walterus Sauerzapf de et in Schönhofen ac Loch etc. Sacramento poenitentiae praemunitus et 6. martii a. P. Wolfgango p. t. vicario in Nittendorf sepultus est aetatis suae 66 annorum."

Seine Witwe Sara geb. Leoprechting von Döltsch, verw. Zollnerin von Brandt, starb 1706 im Schloß zu Schönhofen und wurde in Maria Ort beerdigt.

1702 traten die Geschwister Georg Christoph und Susanna Maria sowie ihr Neffe Joseph Stambler, der Sohn der verstorbenen Schwester Isabella Magdalena, die Erbschaft an. Bei der Teilung fiel an Joseph Stambler die Hofmark Schönhofen als Allod, an Georg Christoph und Susanna Maria das Feudale, der alte Sitz und die Wiesen. Georg Chrsitoph besaß außerdem die Hofmark Loch und Undorf, wo er sich 1669 ein kleines Schloß hatte erbauen lassen und es bis zu seinem Tod bewohnte.
Am 13. Januar 1703 übergaben Susanna Maria und Georg Christoph gemäß dem Erbteilungsvertrag Hofmark Schönhofen mit Zubehör und Rechten dem Neffen Joseph Stambler (auch Stammler geschrieben). Der Wert des Gutes wurde auf 17035 fl. geschätzt, die Erträgnisse daraus auf 816 fl. Großjährig geworden verkaufte dieser sie, nachdem eine Auseinandersetzung mit dem Kloster Prül (wegen des Verkaufs an ihn ohne dessen Vorwissen) durch Vergleich beendet worden war, um 12 000 fl. an Christoph Clingensperg, kurbayrischen Rat und Professor an der Universität Ingolstadt, Pfleger zu Stammheim und Etting. Von Clingensperg stammte aus einer bürgerlichen Familie zu Frontenhausen, sein Vater Urban war dort Bäcker und Bürgermeister gewesen. Mit Kaufbrief vom 17. 8. 1716 erwarb er von Sebastian Poschenrieder auch den Hammer um 300 fl. zurück, und im gleichen Jahr (nachdem 1714 durch den Tod von Georg Christoph Sauerzapf das Neuburgische Lehen ‑ der Sitz Schönhofen un 8 Tagwerk Wiesen ‑ heimgefallen war) wurde er endlich auch damit belehnt, vorher waren Adam von Weweld und sein Bruder Jakob von Weweld 2 Jahre lang Lehensinhaber gewesen. Chr. v. Clingensperg starb am 28. 8. 1720 und wurde in Ingolstadt begraben, 69 Jahre alt.

Schönhofen

Wie die Hofmark damals beschaffen war, ersehen wir aus einer Aufstellung anläßlich des Verkaufes. Die Bestandteile waren: Das alte Schloß mit anliegendem Garten und 8 Tagwerk Wiesen samt einem Häusl, alles nach Neuburg lehnbar. Der Zehnt gehörte nach St. Emmeram. Das Hofgebäu zu zwei Gaden hoch aufgemauert mit bequemen Zimmern, Vorderteil in ziemlich baulichem Wesen, Hinterteil Baufällig. Ein Bräuhaus beim Eingang des Schlosses ein Neubau, ganz neu aufgeführt, worauf ein Zimmer und Böden, unten aber Stallungen, und Schloßhof, der auf einer Seite mit Mauern und dem Schloß, auf der anderen Seite mit vorbeirinnendem Wasser umgeben ist. Der Anschlag ist: Die Schloßfeldung zu 150 Tagwerk, das Tagwerk zu 30 fl. = 4500 fl., 8 Tagwerk eigentümliche Wiesen zu 50 fl. = 400 fl., 250 Tagwerk Gehölz, das Tagwerk zu 5 fl. = 1250 fl., das Bräuhaus zu 3000 fl., Fischwasser zu 250 fl., Jurisdiktionalen zu 300 fl., Jagd gleich nichts, der Weinwachs zu Tegernheim 200 fl. und der Kalkofen zu 200 fl., der Ertrag der Grundzinsen 199 fl. = 3990 fl. Kapital. Das Scharwerk der Hintersassen. Nutzungen an Vieh sind wegen Baumeister, Bräumeister, Ehehalten und Schörgen compensiert. Summa insges. 14 160 fl. Die Lasten sind: Kammersteuer jährlich 8 fl., zum Rentamt Straubing 8 fl., Rittersteuer 3 fl., vom Bräuhaus 30 fl.

Georg Christoph war Junggeselle geblieben, er war der letzte männliche Sproß der Schönhofener Linie und starb 69 jahre alt in seinem Schloß zu Undorf am 12. 5. 1714. Begraben wurde er in der Kirche zu Nittendorf, wo ihm sein Erbe, der Konvent von Karthaus Prül, ein schönes Marmordenkmal setzen ließ mit einem langen, im damaligen Zeitgeschmack abgefaßten Gedicht, das seine Einfachheit und Frömmigkeit hervorhebt. In einem Testament vom 2. 5. 1711 gegeben zu Undorf hatte er bestimmt:
  1. Er wolle in der Filialkirche zu Nittendorf begraben werden.
  2. Seiner Schwester Susanna Maria von Leoprechting, Wittibin bestimmte er ein jährliches Legat von 150 fl.
  3. Johann Joseph Stambler, dermalen zu Hembaur (Hemau) sich aufhaltend als seiner Schwester Frauen Isabella Magdalena Stamblin geb. Sauerzapfin selig. Sohn vermachte er 100 fl.
  4. Seines Gevatters Johann Michael Aurnhambers dermal. Landvogtsamtsverwalter zu Neuburg vorhandenen ehelichen Kindern 500 fl.
  5. Als Universalerben bestimmte er Carthaus Prül und das dortige Kloster für Hofmark Loch und Undorf.
Seine Schwester Susanna Maria von Leoprechting schrieb am 13. 5. 1714 an den Convent: ". . . Mein Bruder Georg Christoph uf Loch und Undorf nach ausgestandener weniger Tage Krankheit und empf. Sacramente ‑ Samstag des abends zwischen 5 und 6 Uhr dieser Sterblichkeit entbunden, zur ewigen Freude abgefordert ‑ Mittwoch den 16. ds. im Gotteshaus S. Catharina zu Nittendorf Beisetzung . . .".

Der Prior Modest leistete am 28 Mai 1719 für die Güter Loch und Undorf Lehenspflicht. Anläßlich der Besitzübernahme ließ das Kloster Karthaus Prül Zeichnungen der neuen Besitzungen anfertigen, die noch erhalten sind. Aus ihnen kann man den damaligen Bauzustand der Gebäude erkennen, das Schloß Loch z. B. war noch völlig intakt und bewohnbar. Karthaus Prül besaß die beiden Güter bis zur Säkularisation 1803.

Georg Christophs Schwester Susanna Maria von Leoprechting starb im Alter von 85 Jahren erst am 19. 5. 1721 und wurde, betrauert von den Armen als ihre große Wohltäterin, in der Kirche von St. Emmeram zu Regensburg beigesetzt, wo ihr Grabstein noch vorhanden ist. Als Erben ihres hinterlassenen Vermögens hatte sie die Kinder aus der zweiten Ehe ihres Mannes eingesetzt., die Leoprechting von Döltsch und Hüllstetten, die Murach und die Stingelheim. Mit ihr war die Schönhofener Linie auch in der weiblichen Seite erloschen.

Aber noch heute erinnert an sie und ihren Bruder Georg Christoph eine Tafel in der kleinen Kirche, einst Schloßkirche in Schönhofen. Die Inschrift meldet, daß die beiden das Gotteshaus völlig erneuern und ausschmücken ließen zu Ehren des Heiligen Johannes Baptista und Johannes Evangelista. Das Antependium am Hochaltar zeigt das Bild des Hl. Christophorus. Die lateinische Inschrift lautet:

Perillustris Domina domina Susanna Maria a Sauerzapf de Schönhofen ac Loch, quondam conjugata de Leoprechting Ejusque germanus frater perillustris Dominus Dominus Georgius Christophorus Sauerzapf de Schönhofen ac Loch hanc eccelsiam utrique divo Joanni Baptistae et Evangelistae sacram communibus eopensis ac pari peitate restaurant ampliarunt et ornarunt. Propterea ambobus constans sit benidicto.

Das Landsassengut Schönhofen, wie es Christoph von Clingensperg mit dem Hammer und allen anderen Zugehörungen an sich gebracht hatte, blieb im Besitz seiner Nachkommen bis 1790, in welchem Jahr sie es an den Wirklichen Regierungsrat, den Pfleger und Landeshauptmann zu Waldmünchen, Johann Leopold von Schmaus verkauften. Von diesem kam der Besitz 1800 an den Grafen Carl v. Jett, und dann wechselten die Besitzer in kurzer Folge bis schließlich der Besitz zertrümmert wurde. Heute dient das ehemalige Schloß als Gasthaus.

Samstag, 15. August 2015

Der bayerische Erbfolgekrieg in den kurpfälzischen Staaten der Oberpfalz


Der Bayerische Erbfolgekrieg in den kurpfälzischen Staaten der Oberpfalz
Von Konstantin Trammer Jun.

Etwas über 500 Jahre sind jetzt verflossen, seit jener Krieg wütete, der weite Gebiete der Oberpfalz und Mittelfrankens in Mitleidenschaft zog und der gar manche Ruine, die heute noch steht, in diesen Gegenden geschaffen.

Der Anlaß der war, wie der zu den meisten des Mittelalters, der Kampf um eine Erbschaft. Der Herzog Georg der Reiche von der Landshuter Linie der Wittelsbacher war gestorben, ohne Söhne als Erben zu hinterlassen. Zwar hatte er für seine Lande den Erben schon bestimmt, sie sollten an seinen Schwiegersohn, den Kurfürsten Rupprecht von der Pfalz, fallen. Aber er hatte schon früher einen gegenseitigen Erbvertrag mit der Münchner Linie der Wittelsbacher geschlossen und der damalige Vertreter dieses Geschlechts, Herzog Albrecht, erkannte natürlich das Testament nicht an, wurde auch darin von König Maximilian bestärkt, der sich ganz auf seine Seite stellte. Pfalzgraf Rupprecht dagegen hatte seinen Pfälzer Besitz hinter sich, dazu auch die sogenannte Oberpfalz, von der damals einige Pflegeämter wie Altdorf und Lauf bis unmittelbar an Nürnberg heranreichten.

Nachdem gütliche Verhandlungen nicht von Erfolg gekrönt waren, mußte die Entscheidung der Waffen angerufen werden. Selbstverständlich suchten beide nach Bundesgenossen. Da war es nun für Albrecht von großer Bedeutung, vor allem gegen die oberpfälzischen Gebiete Rupprechts die von dessen Stammlanden abgeschnitten waren und daher wehrlos schienen, Gegner zu finden. Er knüpfte Verhandlungen an mit der Reichsstadt Nürnberg und versprach ihr einen Teil der Eroberung zu überlassen, die sie ja in den benachbarten Gebieten der Oberpfalz leicht machen könne. Unter solchen Bedingungen fand sich die Stadt Nürnberg bereit, in den Kampf einzutreten. Nichts als Selbstsucht trieb also die Stadt zu dem Entschluß, der für so weite Gebiete verhängnisvoll werden sollte.

Am 2. Februar 1504 wurde der Vertrag zwischen der Stadt Nürnberg und Herzog Albrecht abgeschlossen. Nach Müllners Annalen ging er dahin, daß beide Teile sich verpflichteten sich gegenseitig in Gefahr mit 150 Reisigen und 450 Mann zu Fuß beizustehen. Binnen 24 Stunden sollte Nürnberg gegen die Oberpfalz zu Felde ziehen. Was sie an kurpfälzischen Gebieten erwerbe, sollte ihr gehören, auch die Stadt Lauf, wenn es möglich sei, diese zu gewinnen. Wenn sie die Pflegämter Hersbruck, Hilpoltstein und Heideck, die mit zu dem umstrittenen Erbe von Georg gehörten, eroberten, dürfe sie eines davon behalten. Was sie sonst erobere, müsse sie an Albrecht abtreten, doch erhalte sie dafür eine Kriegskostenentschädigung bis zu 30 000 Gulden.

So war es denn sehr im Interesse der Stadt, möglichst tatkräftig in den Krieg einzugreifen. Zunächst traf man freilich Vorsichtsmaßnahmen, um nicht etwa selbst von der Oberpfalz angegriffen werden zu können. Dann aber warb die Stadt eine große Anzahl Söldner an, im ganzen 3000 Mann, für damalige Verhältnisse eine ganz schöne Macht. Unter diesen Söldnern waren auch Böhmen unter dem Hauptmann Janny Stieber, wilde, unbotmäßige Gesellen, die sich aber, wie der spätere Verlauf zeigte, nicht besonders gut schlugen. Vor allem aber gab es dauernd Streitigkeiten zwischen den Deutschen und den Böhmen, "nit allein irer sprach, sunder auch irer were, manir und sitten halber" wie ein zeitgenössischer Chronist berichtet. Man verlegte daher die Böhmen außerhalb der Stadt in den Ort Wöhrd und ermahnte sie "nit zu stelen und die wirt zu bezalen".

Erst am Fronleichnamstag 1504 erfolgte die Absage der Stadt an Rupprecht von der Pfalz. Der Grund war bald gefunden. Die Stadt hatte schon mehrmals Streitigkeiten mit kurpfälzischen Beamten in der Oberpfalz gehabt, das wurde jetzt vorgebracht.

Noch am nämlichen Tage zog das Nürnberger Heer neben den 3000 Fußknechten noch etwa 500 Reiter, unter den Feldhauptleuten Andreas Tucher und Schürstab, sowie Harsdörfer gegen die Stadt Lauf. An Geschützen führten sie drei große Kartaunen, 14 langrohrige Feldschlangen und etwa 30 Hackenbüchsen mit.

Der Marsch erlitt aber bald eine Verzögerung, weil eine Kartaune über einen Abhang hinunterfiel, dabei ein paar Mann erschlug und nur mit sehr großer Mühe wieder emporgebracht werden konnte.

An einem Sonntagmorgen, es war der 8. Juni 1504, langte das Heer vor Lauf an.

Schauen wir uns nun einmal dieses Nürnberger Heer das vor Lauf lag, an. Zunächst waren da einmal etwa 1500 Soldatenknechte, die in Franken geworben worden waren. Die großen bärtigen Gesellen, mit ihren geschlitzten mehrfarbigen Hosen, ihren weiten Schlapphüten mit wallenden Federn, ihren langen Spiesen und schweren Schwertern machten einen recht kriegerischen Eindruck. Zu ihnen kamen etwa 800 Seeknechte, d. h. Söldlinge, die am Bodensee, wo das "Reislaufen", d. h. das Anwerben lassen sehr gebräuchlich war, angeworben worden waren. An Böhmen befanden sich im Heer etwa 500, die eine ganz eigentümliche Bewaffnung aufwiesen. Sie führten sogenannte "Pafesen", das waren hohe Schilder, die nach unten schmäler wurden und in eine starke eiserne Spitze ausliefen. Mit dieser konnten sie in die Erde gestoßen werden und bildeten dann, da sie an den Seiten mit Haken zusammengeschlossen werden konnten, eine fast undurchdringliche Linie, die sich sehr gut für die Verteidigung, weniger freilich für den Angriff eignete. Als Trutzwaffe hatten sie Ahlspitze (wie sie jetzt noch im germanischen Museum zu sehen sind), die außer der Spitze auch mit einem starken Haken versehen waren, mit dem man Reiter vom Pferd reißen konnte. Außerdem führten die Böhmen auch Hackenbüchsen.

Die Reiterei endlich, war meist geharnischt oder trug das Lederkoller. Sie sollte im Kampfe den Ausschlag geben.

An die Stadt Lauf wurde noch am nämlichen Tag die Aufforderung geschickt, sich zu ergeben. Aber der Pfleger von Lauf, Christof von Leutersheim, ließ den Unterhändler überhaupt nicht vor.

So begannen denn die Nürnberger mit ihren Kartaunen und Feldschlangen die Stadt zu beschießen. Die ganze Nacht hindurch währte das Feuer, wurde auch von der Stadt, in der freilich verschiedene Brände ausbrachen, tapfer erwidert.

Am 9. Juni gegen Mittag bereiteten sich die Nürnberger zum Sturm vor. Nun aber erschien der Pfleger von Lauf selbst im Lager seiner Gegner und bat um Waffenstillstand, der ihm auch auf zwei Stunden gewährt wurde. Doch benützte der Pfleger diese Frist nur dazu, um heimlich die Stadt zu verlassen und sich nach Hersbruck zu retten.

Die Ratsherren von Lauf wußten sich nun nicht mehr zu helfen, sie wagten es nicht, es auf einen Kampf ankommen zu lassen, sondern übergaben ohne Schwertstreich die Stadt. Dafür wurde ihnen von Tucher Schonung ihres Leibes und Gutes zugesichert.

Das war aber den Söldlingen ganz und gar nicht recht. Obwohl der Kriegsbrauch nur für eine gestürmte Stadt Plünderung vorsah, verlangten sie eine solche drohend. Trotzdem wurde ihnen ihr Begehren abgeschlagen, da ja nun Lauf nach dem Vertrag Nürnberg gehörte und diese Stadt sich doch nicht ihren eigenen Besitz zerstören lassen wollte.

So gab es gleich am Anfang eine Revolte im Nürnberger Lager, die nur durch Gewährung eines hohen Sturmgeldes, das Lauf zahlen mußte, beigelegt werden konnte.

Die Bürgerschaft Laufs mußte dem Nürnberger Rat den Untertaneneid leisten.

Nach diesem ersten, freilich recht leichten Sieg zogen die Nürnberger weiter, berannten und erstürmten die Schlösser Henfenfeld, Reichenschwand und Happurg. Die Burg Reicheneck, welche sich tapfer wehrte, wurde völlig niedergebrannt, die Besatzung bis auf den letzten Mann niedergemacht.

Am 12. Juni erschienen die Nürnberger vor dem nur wenig geschützten Hersbruck, um auch diese Stadt in ihren Besitz zu bringen. Inzwischen war jedoch auch Pfalzgraf Rupprecht nicht untätig gewesen. Obwohl auf allen Seiten von Feinden bedroht, verlor er nicht den Mut, fand sogar noch Zeit, auf seine Gegner ein Trutzliedchen zu dichten:

 Bund hab stark und brich nit
 Römischer König, du hast es nit
 Albrecht hats in der Taschen nit
 Württemberg fleucht vor mir nit
 Nürnberg übergibt uns nit.

Von der Donau her war er mit seinem Heer von 600 Fußsoldaten und 400 Reitern vor Amberg gezogen, um zunächst diese wichtige Stadt, die ihm sowieso gut gesinnt war, in Besitz zu nehmen. Auf diesem Zuge begleitete ihn seine Gemahlin Elisabeth. Im vollen Waffenschmuck, einen zierlichen Streitkolben in der Hand, ritt sie neben ihrem Mann an der Spitze des Heeres.

Ohne Widerstand öffnete Amberg seine Tore, Rupprecht ließ sich den Treueid leisten und zog nach Neunburg vorm Wald, das sich ihm ebenfalls ergab. Die mittlere Oberpfalz war nun in seinem Besitz, nur Schmidmühlen, Burglengenfeld, Schwandorf und vor allem Sulzbach hielten noch zu Albrecht.

Gegen diese Orte sollten nun die Amberger selbst vorgehen, Rupprecht begab sich nach Böhmen, um von dort Hilfe zu holen.

Inzwischen waren die Nürnberger auch vor Hersbruck vom Glück begünstigt worden. Die Stadt fühlte sich zum Widerstand zu schwach und ergab sich wieder gegen die Zusicherung, daß die Stadt nicht geplündert werde.

Das war nun den Böhmen zu viel, sie verweigerten den Gehorsam und gingen auf die Stadt los. Die Nürnberger Hauptleute suchten nun mit ihnen zu verhandeln, den Sprecher machte Hans Harsdörfer, der etwas böhmisch konnte, als das nichts fruchtete, wurden die deutschen Soldknechte gegen die Böhmen aufgeboten, die sich nun hinter ihren "Pafesen" verschanzten und aus ihren Hackenbüchsen das Feuer eröffneten.

Da wurden die Deutschen grimmig, sie gingen gegen die Böhmen los, zersprengten einen Teil von ihnen. Die übrigen verblieben zwar beim Heere, mußten aber nochmals feierlich Gehorsam schwören und waren auch weiterhin bei den Soldatenknechten scheel angesehen.

Von Hersbruck aus, wo das Heer etwa 14 Tage blieb, wandte es sich nach Altdorf. Dort ging die Sache freilich nicht so glatt vor sich, die Stadt wehrte sich aufs tapferste. So war es denn nötig, daß die Nürnberger ihre großen Geschütze spielen ließen. Man baute die drei Kartaunen, die Fischerin, die Eule und den Falken ein und beschoß die Stadt. Auch ein Sturmversuch wurde unternommen, der jedoch mißlang. Schließlich kam es zu Unterhandlungen, die Besatzung von Altdorf durfte abziehen, die Stadt mußte den Nürnbergern huldigen.

Damit waren die größeren Unternehmungen zunächst beendet, während die Stadt Nürnberg zu einem großen Schlag rüstete, wurde das Heer in vier Haufen geteilt, von denen jeder auf eigene Faust losziehen sollte.

Raubend und mordend, sengend, plündernd und schändend wälzten sich die Nürnberger Haufen durch die ganze fränkische und Hersbrucker Schweiz. Sie überfielen hier ein Schloß, plünderten dort ein Dorf, zündeten einzelne Gehöfte an, obwohl dies eigentlich vom Nürnberger Rat verboten war, gingen bei dem allen aber größeren gegnerischen Plätzen aus dem Wege. Schloß und Markt Betzenstein wurden eingenommen. Schloß Stierberg fiel, der Markt Königstein, der sich tapfer wehrte, wobei der Böhmenhauptmann Janny Stieber erschlagen ward, wurde vollständig ausgeplündert und niedergebrannt.

Dann vereinigten sich zwei Haufen unter der Führung der Hauptleute von Haugwitz und Peßler zu einem Unternehmen gegen Velden im Pegnitztal, das ihnen auch in die Hände fiel. Sie ließen eine kleine Besatzung dort zurück und zogen dann weiter "ins Gebirge" hinein.

Die erfuhr der kurpfälzische Pfleger zu Auerbach, Balthasar von Seckendorf, und rückte nun gegen Velden heran. Aber die nämlichen Bürger, welche die Stadt soeben kampflos den Nürnbergern übergeben, wehrten sich jetzt auf das tapferste, obwohl die nürnbergische Besatzung in Velden schon auf die Kunde vom Anrücken des Gegners hin das Weite gesucht hatte.

Dreimal liefen die Auerbacher vergebens Sturm. Seckendorf kochte vor Wut. Da bediente er sich der List. Er knüpfte zum Schein Unterhandlungen mit Velden an; während die Bürger sich schon gerettet glaubten und die nötige Sorgfalt unterließen, unterhöhlten die Pfälzer von der Pegnitz her die Mauer, drangen in die Stadt ein und öffneten die Tore.

Schrecklich hausten die Pfälzer in dem Städtchen. Eine große Zahl der vornehmsten Bürger, auch der Bürgermeister, fielen unter dem Schwert, ein anderer Teil wurde gefangen fortgeführt, der Ort selbst vollständig eingeäschert.

Durch einen anderen Haufen wurde der Markt Lauterhofen eingenommen und geplündert.

Inzwischen hatte der Rat von Nürnberg seine Rüstungen beendet, rief seine Haufen zurück und setzte sein ganzes Heer von über 3000 Mann und 250 Panzerreitern in Marsch gegen die Stadt Neumarkt. Führer war der schon früher erwähnte Andreas Tucher und Jakob Muffel. Die schweren Geschütze, welche schon vor Altdorf gedonnert, waren wieder dabei; das Hauptstück aber war die "Sebaldin", welche Steinkugeln von einem halben Meter Durchmesser und 2½ Zentnern Gewicht schleuderte.

Bei dem Dorf Pölling im Nordwesten von Neumarkt schlug das Heer sein Lager auf; an eine Umzingelung der Stadt jedoch war nicht zu denken, dazu reichte die Nürnberger Mannschaft nicht aus. Das war nun freilich ein großer Vorteil für die Neumarkter; eine Aushungerung hatten sie nicht zu befürchten, auch Hilfe konnte ihnen ohne weiteres zugeführt werden. So kamen neben anderen Verstärkungen, namentlich auch von Ansbach einmal 300 Reisige mit zahlreichem Geschütz.

Auch fehlte es den Neumarktern nicht an Mut und Unternehmungslust. Sie belästigten fortwährend die Nürnberger beim Aufstellen ihres Geschützes, ja sie unternahmen sogar einen kühnen Handstreich gegen das Nürnberger Lager, der freilich mißlang.

Aber auch sonst hatten die Nürnberger das Pech auf ihrer Seite: so hatten sie schon verschiedene male Pech beim Aufstellen der Kartaunen und als diese endlich in Stellung gebracht waren, konnten sie nicht viel damit ausrichten. Zwar legten sie eine Bresche von etwa 50 Meter in die Stadtmauer, aber diese wurde sofort mit Faschinen verstopft.Zum Sturm fehlte es aber an Leuten.

Da nun inzwischen aus Amberg neue Verstärkungen abgegangen waren, wurde die Lage unhaltbar: am 29. Juli 1504, nach einer Belagerung von nicht ganz drei Wochen, zogen die Nürnberger Truppen unverrichteter Dinge wieder heim, von den Neumarktern mit Hohn und Spott verfolgt.

Aber nicht nur diese eine Sache lief für die Pfälzer günstig aus, es schien ihnen in der ganzen Oberpfalz das Glück zu lächeln. Amberg war der Mittelpunkt, von dem aus die ganze Oberpfalz, soweit sie noch zu Albrecht hing, heimsuchten. Ein Dorn im Auge war ihnen vor allem Sulzbach, das sich unter Pfleger Albrecht Stüber sehr gut hielt.

Eine große Anzahl von Ortschaften gingen in diesen wechselvollen Kämpfen in Flammen auf, so Arzfeld, Breitenbrunn, Rosenberg und Schöpfendorf, zunächst konnten jedoch die Amberger nicht viel ausrichten, da in Sulzbach eine starke Besatzung lag, welche auch verschiedene Ausfälle in die Amberger Umgebung unternahm.

Mehr Glück hatten dagegen die Pfälzer bei ihren kleinen Unternehmungen, die sie von Amberg aus ins Werk setzten. Am 29. Juni überfielen sie den Markt Schmidmühlen am Einfluß der Lauterach in die Vils, plünderten den Ort aus und führten die Beute auf einem Schiff nach Amberg. Auch Schwandorf mußte sich ergeben und wurde völlig niedergebrannt. Ähnlich erging es Burglengenfeld, wo nur die starke Burg einigen Widerstand leistete. Damit war der ganze Nordgau in die Hand Rupprechts gekommen, nur noch Sulzbach hielt zu Albrecht und gegen diesen plante man einen großen Schlag. Zu diesem Zweck wurde aus Böhmen, das sich mit Rupprecht verbündete, ein gewaltiges Heer herbeigerufen. Mit diesem verband sich der Vizthum von Amberg und so sah Sulzbach Mitte Juli ein Heer von fast 15 000 Mann mit zahlreichem Geschütz vor seinen Mauern. Dem hätte Stüber, der Verteidiger der Stadt nur etwa 600 Mann entgegenzustellen, aber auch die Bürger Sulzbachs beteiligten sich aus Sorge um Leib und Gut mit Mut und Eifer an der Verteidigung.

Stüber ließ die Stadt reichlich mit Proviant versorgen, soweit dies in der Kürze der Zeit noch möglich war, dann brannte er, um freies Schußfeld zu haben und dem Gegner auch ein Festsetzen unmittelbar bei der Stadt zu verwehren, selbst alle Gebäude außerhalb der Mauern nieder, ja er ließ sogar die Obstbäume niederlegen.

Das pfälzische Heer ließ bei seiner Ankunft vor Sulzbach zunächst eine Aufforderung  zur Übergabe ergehen, die aber von Stüber zurückgewiesen wurde. Nun begann die Beschießung, namentlich vom Annaberg und vom Galgenberg. Dagegen versäumte es der Angreifer, die Stadt vollkommen zu umzingeln und einzuschließen und so war es möglich, daß eine stärkere Truppe von Nürnberg her den Belagerten zu Hilfe eilen konnte, was nun den Mut der nun recht beträchtlichen Besatzung wesentlich erhöhte. Das Feuer der Amberger wurde kräftig erwidert, schon nach kurzer Zeit war fast die Hälfte der Amberger Geschütze unbrauchbar geworden.

Noch einmal versuchten die Pfälzer und Böhmen durch Verhandlungen zu ihrem Ziel zu gelangen, aber Stüber wies wiederum jeden Gedanken an Übergabe weit von sich, obwohl die Lebensmittel in Sulzbach schon knapp wurden.

Nun probierten die Amberger durch unterirdische Gänge die Mauern zu unterhöhlen um so einzudringen, aber das scheiterte an der Härte des Bodens ‑ Sulzbach steht ja zum Teil auf Fels ‑ und an der Umsicht der Belagerten.

Plötzlich verbreitete sich die Nachricht, Herzog Albrecht nahe mit 20 000 Mann um Sulzbach zu entsetzen. Darüber erschraken die Belagerer, namentlich die Amberger, welche nun um ihre Stadt derart bangten, daß sie die Belagerung aufhoben und abzogen.

Damit waren die Kämpfe in der Oberpfalz wieder für kurze Zeit zum Stillstand gekommen, dafür begannen überall Seuchen, hauptsächlich die Ruhr zu wüten. An dieser Krankheit starb am 20. August auch Pfalzgraf Rupprecht, nur 24 Jahre alt.

Auf den Fortgang des Krieges hatte dies aber keinen Einfluß, die Gattin und ihre Verbündeten setzten den Krieg fort, doch zogen sich die Hauptkämpfe weiter nach Süden in die Nähe von Regensburg*), wo die Böhmen, obwohl sie, wie eine Chronik sagt, "Schilde so groß wie ein Stadttor" hatten, bei Schönberg völlig geschlagen wurden.

Ganz ruhte jedoch auch in den westlichen Gebieten der Pfalz der Kampf nicht. Vor allem konnten die Neumarkter den nürnbergischen Angriff nicht vergessen und gedachten nun Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wenngleich sie natürlich nicht an eine Eroberung der Stadt Nürnberg denken konnten. Aber wenigstens wollten sie auch im Nürnberger Gebiet ihren Teil an Beute holen. Mitte September machten also die Pfälzer mit 2000 Mann von Neumarkt aus einen verheerenden Einfall in das Nürnberger Land.

Zunächst kamen sie nach Feucht, nachdem sie an Altdorf vorbeigezogen waren. Die Bürger von Feucht waren auf einen Überfall nicht gefaßt, da sie zwar von dem drohenden Einfall Kenntnis erhalten hatten, aber sich so nahe vor Nürnberg in Sicherheit fühlten. Mitten in der Nacht fielen nun die Pfälzer über den unglücklichen Ort her, plünderten ihn aus und brannten ihn bis auf das letzte Haus nieder. Nur die Kirche bleib stehen, alles Wertvolle jedoch wurde aus ihr mitgenommen.

Dann drangen die Pfälzer weiter vor und brannten Schwarzenbruck und Glaishammer nieder, ja sogar den Eisenhammer beim Dutzendteich. Mächtig lohten überall die Flammen auf; aus Nürnberg strömte eine Menge von Neugierigen herbei, um aus einiger Entfernung dem Brennen und Plündern der Feinde zuzuschauen.

Der Krieg löste sich immer mehr in kleine Unternehmungen auf, da auf beiden Seiten die Mittel zu größeren Aktionen fehlten. Über die ganzen Gebiete zwischen Nürnberg und Amberg freilich brach dadurch eine Leidenszeit herein, wie sie schlimmer nicht gedacht werden konnte. Ein Raubzug von der einen Seite wurde durch einen Plünderungsversuch der anderen Seite vergolten. Hunderte von Dörfern wurden niedergebrannt, das Vieh weggetrieben, die Leute niedergestoßen oder fortgeschleppt, im besten Falle konnten sie nach Anzug der Kriegshaufen zu ihren niedergebrannten Höfen zurückkehren. Bei diesen Zügen stützten sich die Nürnberger auf die neugewonnenen Plätze Hersbruck, Lauf, Altdorf, während die Pfälzer von Amberg, Neumarkt und Auerbach auszogen.

Doch machte sich in Nürnberg mehr und mehr der Geldmangel bemerkbar, so daß sich die Stadt gezwungen sah, den größten Teil seiner Truppen abzudanken. Das machten sich sofort die Pfälzer zunutze und unternahmen einen großen Einfall ins Schwarzachtal, wobei allein 50 Dörfer niedergebrannt wurden, darunter auch die Besitzungen der Muffel in Eschenau und Eckenheid. Auch Betzenstein wurde den Nürnbergern entrissen.

Allmählich wurde aber doch die Kriegsmüdigkeit auf beiden Seiten immer stärker, es kam zu Verhandlungen, die schließlich zu einem Waffenstillstand führten, der am 9. Februar 1505 begann und zu einer Art Vorfrieden am 13. April erweitert wurde.

Die Pfälzer jedoch wollten sich nicht daran halten, übermütig geworden durch das Fehlen eines Gegners; denn Nürnberg verfügte kaum mehr über Truppen und Albrecht kämpfte in Südbayern, fuhren sie fort, Nürnberger Gebiet zu verwüsten.

Endlich, am 30. Juli 1505 kam der Friede, der auch der so schwer heimgesuchten Oberpfalz Ruhe brachte. Aus den norbayerischen Gebieten der Wittelsbacher, die nur zum kleinen Teil an Albrecht fielen, wurde für die Söhne Rupprechts ein neues Herzogtum mit Sulzbach und Neuburg an der Donau herausgeschnitten, während der Hauptteil mit Amberg bei der Kurpfalz blieb. Für die Reichsstadt Nürnberg hatte der Krieg eine große Zunahme an Gebiet gebracht, so die Städte Lauf, Hersbruck, Altdorf und Velden, dann die Schlösser Betzenstein, Stierberg, Deinschwang, Hohenstein, Grünsberg und Henfenfeld, endlich die Vogtei über die Klöster Engelthal, Weißenohe und Gnadenberg. Als Entschädigung für seine Aufwendungen erhielt Nürnberg außerdem 20 000 Gulden; doch damit waren die Kosten bei weitem noch nicht gedeckt.

Noch einmal schien im Jahre 1506 der Kampf beginnen zu wollen, da die Pfälzischen Nürnberg diese Besitzungen nicht lassen wollten, namentlich Velden, das inzwischen notdürftig wieder aufgebaut worden war. Aber Kaiser Maximilian machte durch sein Eingreifen dem Streit ein Ende. Durch Tausch und Vergleich wurde jedoch von Nürnberg manches in den folgenden Jahren zurückgegeben.

*) Bei diesen Kämpfen belagerten die Böhmen auch die Burg Kallmünz, welche von der tapferen Bürgerschaft drei Tage lang gehalten wurde, bis sie der feindlichen Übermacht erlag. Dieses Ereignis bildet den geschichtlichen Hintergrund für das Heimatspiel "Bürgertreue", dessen Dichtung von Heinz Schauwecker stammt.