Mittwoch, 29. April 2015

Gewerbe und Schankrecht

Ein Beitrag zu Gewerberecht und Schankkonzession vor 500 Jahren

Über Gewerberecht und dessen Schutz durch die Obrigkeit finden wir eine aus dem Jahre 1507 datierte Urkunde beim Bayer. Staats‑Archiv Amberg. Damals war ein Wirt zu Wiesenacker (Landkreis Neumarkt i.d.Opf.) durch einen Dorfgenossen der sich das Schankrecht anmaßte, in seinen Rechten geschmälert worden. Über die Ursachen der Lockerung von Recht und Gesetz, darunter auch das wirtschaftliche Leben gelitten hatte und zur Beleuchtung der Zeitumstände mögen uns die aufschlußreichen Zeilen des Werkes "Geschichte des Reichschultheißenamtes Nürnberg" (1805) des Freiherrn v. Löwenthal (ein Freund und Studiengenosse König Ludwig I. von Bayern) einiges vermitteln:
Schenke
"Der Landshuter Erbfolgekrieg wütete auch um Neumarkt i. Opf. 1504 besetzten die Nürnberger das Schloß Heimburg und belagerten Neumarkt mit 5000 Mann und mit 80 Geschützen. Täglich geschahen auf die Stadt 5‑600 Kanonenschüse, so daß auch den Nürnbergern mehrere Stücke zersprangen. Die Nürnberger, welche zwar die Mauern durchlöchern aber den Mut der Neumarkter nicht zwingen konnten, gaben endlich gute Worte aus und versprachen allen Schaden zu ersetzen. Durch diese Täuschungen wurden die Neumarkter noch mehr erhitzt. Obschon ihnen die Feinde das Wasser abgruben, hatten sie doch Brunnen in der Stadt und Wasser in den Stadtgräben. Währenddem die Stadt vom Schlosse Wolfstein aus beschossen wurde, kam der Vicedom von Eyb von Amberg her und jagte die Nürnberger mit blutigen Köpfen fort. Sie wiederholten aber die Belagerung. Zum Glück war die Stadt mit Lebensmitteln versehen. Die Geistlichkeit und das Frauenvolk besorgte die Löscharbeiten. Die zur Verteidigung in der Stadt liegenden Landsknechte waren jedoch mit den Nürnbergern im Einvernehmen und dachten auf Plünderung der Bürger. Man jagte 400 von ihnen aus der Stadt und nahm dafür 500 Böhmen mit ihrem Hauptmann von Kanitz und die Jäger vom Lande herein. Man wählte drei vom Adel und zwei vom Rat als oberste Hauptleute. Das Schloß wurde von den Soldaten und die Stadtmauer von den Bürgern verteidigt. Die Nürnberger schossen eine Bastei zusammen. Weil sich aber die Bürger hinter dem Spital und den 22 Häusern vor der Stadt nicht mehr halten konnten brannten sie dieselben hinweg um desto freier von der Stadt aus feuern zu können. Nun machten sie einen Ausfall. Die Gegenwehr war schrecklich, nur schreckte sie die Neumarkter nicht Die Belagerer fingen zwar den den Neumarkter Rottmeister Husacker; aber dafür nahmen die Neumarkter eine Standarte weg. Sie kamen zwölf Tage lang nicht aus dem Harnisch und es war ihnen nur ein Sinn: zu siegen oder unter den Ruinen begraben zu sein. Wegen der unordentlichen Lebensart rissen zwar Krankheiten ein; doch dauerte das Schießen von der Stadt aus fort. Man legte viele Nürnberger und darunter zwei Patriziersöhne Tucher und Grundherr "auf die Haut", welche in einem Zelte dem in ihren Augen unterhaltlichen Feuer zuschauten. Die Neumarkter büßten in diesem Kampf nur 8 Mann ein. Endlich hoben die Nürnberger die Belagerung auf. Indes äscherten sie noch die Schlösser Heinsberg, Heimburg, Deinschwang ein. Kurfürst Philipp gab den Bürgern in einem Schreiben seinen Wohlgefallen für ihre Taten und Abhänglichkeit zu erkennen, dankte ihnen dafür, versprach ihnen seine Gnade und trug seinen Söhnen auf, alles zu ersetzen, wie es auch Pfalzgraf Friedrich geäußert hatte."

Daß in solchen wilderregten Zeiten manches aus den Fugen geriet, begreifen wir auch aus unseren Erfahrungen heraus. Einer starken ordnenden Hand und eines festen Willens wird es auch damals bedurft haben. Nun wollen wir im folgenden an Hand der Urkunde ersehen, wie der Wirt der Taferne von Oberwiesenacker Conz Trixler (sofern Nachfahren leben, werden sie sich heute wohl Drechsler schreiben) zu seinem Recht kam. Der damalige Pfleger des Amtes Helfenberg Heinrich Hausner ließ folgendes zu Protokoll setzen:
 "Ich Henricus Hausner*), des durchlauchtigsten Hochgebornen Fürsten und Herrn Philipp Pfalzgrafen bey Rhein, Herzog in Baiern, des Heiligen Römischen Reiches Erztruchseß und Kurfürsten, meines gnedigen Herrn Pfleger zu Helfenberg, bekenne öffentlich mit diesem Briff gen allermenniglich die ihn hören oder lesen, das sich Irrtum gehalten hat, von wegen ehehafter Tafern (Ehehaft: Gesetz; also ordnungsgemäß verliehene Schankerlaubnis zu Wiesenacker), die Kunz Trixler izo besitzt und innehat. Welcher klageweise vorgebracht wie ihm zu schänken allein und sonst niemand gebührt, dabei man nit haben bleiben lassen. Sundern einer genannt Schmid Linhard und auch geschänkt und ihn in seiner Erbgerechtigkeit so er (Trixler) von meinem gnedigen Herrn hat inhalt seiner Brief so ihm in den Kriegsläuften verlustig geworden, zu seinem Nachteil geschmälert und vertan oft worden. Trixler nun sein kurzwendig Fürtragen seiner (ihm) einzig vermeinten Gerechtigkeit er mit ganzer Gemein(de) und Nachbarschaft und sunderlich der Eltesten zu Wiesenacker wahrlich sein's vürbringen möcht. Mich darauf als Pfleger zu Statt meins gnedigen Herrns mit Fleiß ersucht und gebetten in Ansehung meins begnadigten Herrn ausgedachter, daß verlaut des Zinsbuches er allein Zapfenrecht hat, bemelte Nachbarschaft diesfalls der Handlang (also als Zeugen der seinerzeitlichen Verbriefung) zu erhören, damit die Wahrheit hinein erscheinen möge. Wann aber diese Wahrheit und Gerechtigkeit zu finden meniglich und günstig sein soll.
 Demnach auf bemelter Konzen Trixlers Schanknuß ich an Statt und von wegen meines gnedigsten Herrn, die Eltesten zu Wiesenacker die umb solch angeregte alts Herkommen bemelter Tafern bereit ist, besonderlich Conz Jörg Müllner der vor langer Zeit auf bemelter Tafern geseßen, Hansen Kraus, als die eltesten zu Wiesenacker und die ander Nachbarschaft daselbst für mich gefordert, treulich auf ihr Eyd und Pflicht, damit sie meins gnedigsten Herrn pflichtiglich verbunden und mit Gelübt vor Gericht sind, mit Fleiß gehört, die dann einhelliglich gesagt, also wie in Maß hernach folgt: "Wann ein Wirt zu Wiesenacker Bier einkauf, es sei zu Neumarkt, Veldorf, Hohenberg, Kastl, Lauterhofen oder andern Orten, in welch (welcher Art) Kaufs immer ein Maß Bier nach Aufrechnung in sein Gewalt kumbt, soller von einer Maß Bier immer dann einen Haller zu Gewinn nehmen, oder sei's mag er von einer Maß einen Pfennig und nit mehr zu Gewinn nehmen. Wo ein Wirt solche jetzt gemelte ehehaft Gerechtigkeit treulich halten würde, soll kein Andrer über und wieder ihn schänken. Wi ihn aber ein solcher (des übermäßigen Gewinns) überführe und er nit einhalt wie obbegriffen, sondern mehrers zu Gewinn nehmen würd, sodann möcht einem andern zu schänken gestatt und vergunnt werden ohn menniglich's verhindern durch alle Zeit und in alle Wege. Meinen gnedigsten Herrn an seiner Gnaden Obrigkeit, gewohnheit ihm in aller Herrlichkeiten gänzlich unergrifflich, alls getreulich und ohn Fehl.
 Und deß zu Urkund einer Verfertigung und Bestetigung abgenannter Sachen, hab ich benannten Kunz Trixler nach seiner Erforderung der Wahrheit und Gerechtigkeit diesen Brief geben, obsiegelt mit meinem anhengenden Insiegel, deß mir meine Erben und Insigel ohne Schaden." (Allen gesiegelten damaligen Urkunden beigefügte Floskel!)
Dargebracht am Pfinztag** Quasimodogeniti, als man zelt nach unsere lieben Herrns Geburt fünfzehnhundert und auch siven Jahr."
* Heinrich Hausner von Winbuch, bereits 1496 als Pfleger zu Helfenberg und Pfleger zu Ensdorf genannt. (Graf: Helfenberg S. 206). In Ensdorf war sein Bruder Abt.
(**Pfinztag = Donnerstag)
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Drei Oberpfälzer Erbhuldigungen in Auerbach

1. Die letzte kurpfälzische Erbhuldigung am 21.6.1615

Das 17.Jahrhundert brachte der Oberpfalz außer den kriegerischen Notzeiten auch weitreichende staatspolitische Veränderungen. Über die böhmische Grenze griffen gar bald die Kampfhandlungen des 30–jährigen Krieges auf oberpfälzisches Gebiet über und verwandelten unsere Heimat in einen Hauptkriegsschauplatz. Die kriegerischen Wirren änderten dann aber geradezu überstürzend alle staatlichen religiösen und sozialen Verhältnisse unserer Heimat.

Diese Umbildung kennzeichnet allein schon die Tatsache, daß von 1615 bis 1652 also während 37 Jahren, in Auerbach drei Erbhuldigungen stattfanden. Die Oberpfalz gehörte beim Eintritt ins 17. Jahrhundert dem kurpfälzischen Fürstentum an. Als 1615 der hier regierende Kurfürst Friedrich IV. gestorben war, bestieg sein Sohn, am 16.8.1596 zu Amberg geboren, als Kurfürst Friedrich V. den Thron. Bereits am 21.6.1615 befand sich  der jugendliche Herrscher zur Huldigung in Auerbach. Im Stadtarchiv von Auerbach wird  über den feierlichen Huldigungsakt von 1615 folgender Bericht aufbewahrt: "Der gnädigste Herr Churfürst Friedrich V. kam mit dem großen Hofstaate in sechs Kutschen nacher Aurbach, allwohin die nächstgelegenen Landsassen, wie auch die Untertanen Holenberg, Thurndorf, Hartenstein, dann beide Klöster Michelfeld und Weissenohe samt jeden Ortskirchen- und Schuldiener mußten verschafft werden, um die Erbhuldigung selbst an– und einzunehmen und sind der Herr Churfürst mit allmöglichen Ehrbezeugungen empfangen worden. Im fürstlichen Ornate, mit einem Schwerte umgürtet, mit dem Kurhute bedeckt und auf dem Throne sitzend, nahm er die Huldigung an. Seine Gemahlin, die englische Königstochter Elisabeth, saß an seiner linken Seite. Sein Hofstaat, der Statthalter Fürst Christian zu Anhalt und die übrigen Grafen, Kavalliere und Offizianten standen an den Stufen des Thrones. Vor dem Throne aber standen die versammelten Edelleute, die Beamten, der Magistrat, die Kirchen– und Schuldiener, die Bürger und Bauern und leisteten den Eid der Treue.

Nach geschehenem Akt haben auch zu gedachtem Auerbach Bürgermeister und Rat Ihrer Churfürstlichen Gnaden ein Vaß Rheinwein von vier Eimern, item ein Lägel mit Rheinfall (Veltliner), dann vier Wannen Fisch, Fohren (Forellen) und Hecht, anderen Tags aber nach der Huldigung Ihrer Churfürstlichen Gnaden ein Pokal bey 110 Dukaten und dero Gemahlin eines bey 75 Dukaten werth verehret."Um die Zeit dieser Erbhuldigung begann der deutsche Kaiser Ferdinand II. die böhmischen Protestanten in ihrer Religionsausübung zu bedrängen mit dem Ziele, sie wieder dem katholischen Glauben zuzuführen. Es kam zwischen dem Kaiser und den böhmischen Ständen zu schweren Auseinandersetzungen. Schließlich empörten sich die Böhmen gegen den Kaiser und wählten den jungen Landesherren unserer Oberpfalz, den Kurfürsten Friedrich V., am 28.8.1619 zum Könige von Böhmen. Doch der Kaiser wollte Böhmen wieder gewinnen und sandte seine Feldherren, Herzog Max von Bayern und Graf Tilly, gegen Friedrich V. Am weißen Berge bei Prag wurde das Heer des jungen Böhmenkönigs vernichtend geschlagen. Friedrich V. mußte fliehen.

Friedrich V.Kurfürst Friedrich V.
2. Die herzoglich–bayerische Interimshuldigung am 6.11.1621.

So hatte die Oberpfalz binnen fünf Jahren ihren jungen Landesherren Kurfürst Friedrich V. verloren, dem sie am 21.6.1615 so feierlich und begeistert in Auerbach die Treue geschworen hatte. Durch ein kaiserliches Dekret übernahm Herzog Max von Bayern die Regierung in der Oberpfalz. Um jeden Widerstand der Oberpfälzer zu brechen, sandte er sofort starke militärische Verbände in unsere Heimat. So kamen nach Amberg 1000 Mann, nach Kemnath ein Fähnlein Fußvolk mit 250 Mann und 22 Pferden, nach Eschenbach 270 Soldaten mit 18 Pferden, nach dem Verwaltungsmittelpunkt Auerbach aber eine ganze Kompanie Fußvolk und ein Cornet Reiter nebst einer starken Anzahl von Weibern, Kindern und anderem Troß.

Am 6.11.1621 erschienen sodann auch die Gesandten des Herzog Max in Auerbach, um  die Huldigung durchzuführen. Aber die in Auerbach zu diesem Akt versammelten Untertanen zeigten sich recht widerwillig: "Sie haben", so beginnt der Ratsbericht über die Huldigung aus dem Jahre 1621. "den Kommissären Graf Fugger zu Kirchberg–Weißenhorn und dem Kammerrat Jakob Pöllinger von Thannsüß nur auf starkes Zureden gehuldigt und haben dagegen protestiert, daß diese Interimshuldigung ihre geleistete Erbhuldigung aufhebe. Auch haben sie liberatem religionis et confirmationem privilegorium begehret (Religionsfreiheit und Privilegienbestätigung). Es ist ihnen aber geantwortet worden, daß durch die Acht alle Erbhuldigung aufgehoben sei und daß sie sich wegen der Religion und ihrer Privilegien an den Kaiser wenden sollten. Kaiserliche  Majestät werde ihnen erklären, was Reichskonstitution und Religionsfrieden ausweisen". So konnten sich die Bürger insbesondere auch angesichts der starken Garnison nicht widerspenstig zeigen und leisteten, wenn auch schweren Herzens, nicht nur die Huldigung, sondern brachten auch die üblichen Kannen Wein und die Zuber mit Fischen als Verehrung dar. Von den 18 Adligen, die im Bereich des Landgerichts Auerbach wohnten, erschienen nur drei zur Huldigung, nämlich Feilitsch von Vorbach, Albrecht Knodt von Schlammersdorf und Adam von der Grün zu Menzlas und Höflas. Auch diese drei baten, von der Huldigung enthoben zu werden, bis sämtliche Landsassen beisammen wären. "Man hat ihnen zugeredet, aber sie seint bei Ihrer Entschuldigung baharret und wollen nur thun,was ihresgleichen thun".

Jene Adligen, welche die Huldigung verweigerten oder nicht erschienen waren, wurden auf  den 20. November nach Amberg vorgeladen. Nachdem ihnen dort verkündigt worden war, daß sie im Weigerungsfalle ihre Güter verlieren und das Land verlassen müßten, leisteten die meisten den Huldigungseid.

Der Widerstand der Oberpfälzer kam also bei der Eidesleistung in Auerbach recht deutlich zum Ausdruck, und die Kommissäre des Herzogs Max mußten durchaus den Eindruck mitnehmen, daß die Bewohner des Landgerichtsbezirks Auerbach treu zu ihrem Landesherrn Friedrich V. standen und den Bayernherzog Max einstimmig ablehnten. Die Auerbacher sahen in der Regierung des Bayernherzogs Max nur eine kriegsbedingte Zwischenlösung und werteten die Huldigung als eine überflüssige, ja sogar gefährliche  Interimshandlung. So bangten sie sehr um die Freiheit des religiösen Bekentnisses und erwarteten eine zwangsmäßige Rückführung zum katholischen Glauben. Ferner befürchteten sie den Verlust ihrer Privilegien, Märkte, Münz– und Handelsrechte. Schließlich mußten sie wegen der Huldigung an das bayerische Herrscherhaus strenge Strafen erwarten, wenn der Pfälzer Kurfürst wieder zurückkehrte. Und daran glaubten die hiesigen Bewohner unbedingt.

Im Jahre 1628 sprach dann der Kaiser dem Herzog Max von Bayern die Oberpfalz erb–und eigentümlich zu und übergab ihm auch die Kurfürstenwürde des geflohenen Friedrich V. Was die Oberpfälzer erwartet hatten, trat dann prompt ein: Der neue Bayerische Besitzer der Oberpfalz behandelte sie als Rebellen und mißtraute ihnen überall. Mußten schon 1621 alle Auerbacher Bürger ihre Waffen abliefern, so entwaffnete fünf Jahre später der Kurfürst Max die ganze Stadt Auerbach bis zum letzten Stück. Das Stadtarchiv Auerbach verwahrt noch heute eine Beschreibung der abgelieferten Waffen, die folgende Einzelheiten enthält:

12 große und kleine Stücklein (Kanonen)
3 Doppelhaken mit Feuerschlössern
15 metallene Pistolen, 2 eyserne Pistolen
2 Musketen, 19 Rohre mit krummen Schaft
4 Schlachtschwerter, 23 Rüstungen, 7 Fässer Pulver
34 Sturmhauben, 2 Spanner, 280 Stck. Steinkugeln
1 Orgelstücklein mit 4 Röhren (Mitralleuse)

Die Waffen wurden beschlagnahmt und nach Amberg abgeführt. Das eingelagerte Militär aber wurde in Bürgerquartiere verteilt und solange in den Häusern belassen, bis deren Bewohner den Glauben des neuen Landesherren angenommen hatten. Die Stadt–und Bürgergerechtigkeiten gab man nur zögernd und nach sorgfältiger Prüfung zurück: Auerbach hatte die Huldigung des neuen Herrscherhauses teuer bezahlt!

3. Die erste kurfürstlich-bayerische Erbhuldigung im Auerbacher Stadtschloß im Jahre 1652

Die Regierungszeit des Kurfürsten Max von Bayern war für Auerbach keine glückliche. Zeit seines Lebens mißtraute er den Bewohnern von Auerbach und der gesamten Oberpfalz. Er behandelte sie wie Rebellen, weil sie sich mit ihrem Landesherren Friedrich V. von der Pfalz gegen Kaiser und Reich aufgelehnt hatten. Obwohl die Stadt Auerbach einem Trümmerhaufen glich und durch Kriegskontributionen und Plünderungen völlig verarmt war, wurde von Staatswegen für den Wiederaufbau der Stadt so gut wie nichts getan. Noch 1670 – also 22 Jahre nach Friedensschluß lagen die Hausruinen inmitten der Stadt, und Birken und Ulmen waren auf ihnen zu stattlichen Bäumen herangewachsen. Die Bewohner setzten auf die Mauerreste einen Dachstuhl und richteten sich in den Ruinen häuslich ein. Kurfürst Max ließ es die Auerbacher fühlen, daß sie sich 1621 der Huldigung seiner Person widersetzt und den Treueid nur gezwungenermaßen abgegeben hatten. Er selbst hat die Stadt niemals besucht.

Da starb 1652 der Kurfürst Maximilian I. zu Ingolstadt. In seinen 79 Lebensjahren hatte er 55 Jahre die Krone Bayerns getragen. Bürgermeister und Rat der Stadt Auerbach hatten die Fehler von 1621 klar erkannt. Sie wußten, daß sie bei der Erbhuldigung für den Sohn und  Nachfolger des Verstorbenen vieles wieder gut zu machen hatten (der Stolz der Oberpfälzer war somit gebrochen). Nun war der junge Kurfürst Ferdinand Maria beim Tode des Vaters noch minderjährig. Darum führte dessen Mutter zwei Jahre lang die Regentschaft. Ebenso kam der neue Landesherr zum Regierungsantritt nicht persönlich nach Auerbach. Die Regentin hatte den Statthalter der Oberpfalz, Graf Willibald von Wolfegg und Waldburg, dazu bestimmt, die Huldigung für den minderjährigen Kurfüsten stellvertretend entgegenzunehmen. Zwei hohe Regierungsbeamte, der Hofratspräsident Freiherr von Pinzenau und der Regierungskanzler Johann Ulrich Kympel sollten dabei als kurfürstliche Komissare mitwirken. Der Tag der Huldigung in Auerbach war der 9. September.

Montag, 27. April 2015

Auswirkungen der Reformation

Auswirkungen der Reformation im Pfarrsprengel Theuern. Zwei Jahrhunderte Dorfgeschichte in einer bewegten Zeit
Von Rudolf Gerstenhöfer

Es ist ja allgemein bekannt, daß keine deutsche Provinz durch die unselige Glaubensspaltung so viel gelitten hat, wie die Oberpfalz, denn es gibt wohl nur wenige Landstriche in Deutschland, die durch den Dreißigjährigen Krieg noch härter betroffen wurden. So sind auch für den Pfarrsprengel Theuern die unruhigen Zeiten des 16. und 17. Jahrhunderts nicht ohne erhebliche Folgen geblieben. Will man diese richtig verstehen, so ist es doch notwendig, die vorher bestehenden Verhältnisse zu betrachten.

Obzwar wir die Pfarrei Theuern, trotzdem die Ansiedlung bestimmt vor 1000 bestand, nicht zu den sogenannten Urpfarreien rechnen können, so läßt sich doch – wenn wir an den romanischen Kirchturm denken, der aus dem 12. Jahrhundert stammt – mit Bestimmtheit sagen, daß damals wenigstens die Schloßkapelle des adeligen Geschlechts der Theuerner bestand. Theuern hatte frühzeitig eine Eigenkirche des Grundherrn – eine sogenannte Adelspfarrei. Dafür spricht das Kirchen‑Patrozinium, denn gerade der Ritterstand wählte u. a. für seine Burgkapellen mit Vorliebe den hl. Nikolaus, einen infolge der Kreuzzüge vielverehrten Heiligen des ritterlichen Zeitalters (etwa von 1024 bis 1254). Durch die Kreuzzüge wurde aber auch der ostische S. Joh. B. (Johannes der Täufer) gleichsam neu entdeckt, und es ist gewiß kein Zufall sein, wenn auch die benachbarten Ebermuntisdorfer für ihre Kapelle in Ebermannsdorf, die schon 1123 genannt wird, diesen Lieblingspatron des Adels wählen.

Die Theuerner Eigenkirche bekam schon bald vom Bischof die Rechte einer Pfarrkirche, weil sie ja auch für die Untertanen gehörte, und im Jahre 1286 wird die Pfarrei Theuern im damaligen Dekanat Schwandorf erstmals urkundlich genannt. Das Verhältnis der Burgkapelle in Ebermannsdorf zur Pfarrkirche Theuern ist nach den heute zur Verfügung stehenden Aufzeichnungen nicht einwandfrei zu klären, wenn es auch später heißt, das „Ebermannsdorf seit uralter Zeit eine Filiale von Theuern gewesen und von da aus pastoriert worden war“. Schon im Jahre 1304 wird dann das Theuerner Pfarrlehen zum erstenmal erwähnt, das später nicht immer zum Besitz des Hofmarksherrn von Theuern gehörte.

Trotzdem können wir, wenn auch die Nachrichten spärlich sind, zusammenfassend sagen, daß die Altpfarrei Theuern vor 1500 immer einen eigenen Seelsorger hatte und zu ihrem Betreuungsgebiet auch Ebermannsdorf als Filiale zu zählen ist.

So lagen auch die kirchlichen Verhältnisse, als im Jahre 1548 der Landsasse zu Theuern, der Junker Hans (Georg) Portner (geb. um 1515) von Laydersdorf und Herr zu Theuern, ein Sohn des Begründers der Theuerner Linie der Portner bekannten Peter Portner, für seine Hofmark einen lutherischen Prediger bestellte. Die Hofmarksherren besaßen ja in ihrer Pfarrei das sogenannte Patronatsrecht (als Präsentationsrecht), was die kirchliche Oberbehörde in Regensburg auch nie bestritt. Und zwar handelte es sich in Theuern um ein dingliches Patronat, das als Akzessorium (=Beiwerk) des Gutes mit dem Übergang des Patronatsgutes (durch Erbschaft, Schenkung, Tausch oder Kauf) jeweils an den neuen Eigentümer überging. Also schon bald, nachdem der Amberger Stadtrat beschlossen hatte, keinen katholischen Prediger mehr zuzulassen, sondern lutherische Prädikanten anzustellen, (1538), bekam auch die Pfarrei Theuern in der Person eines gewissen Johannes Krauss einen protestantischen Pfarrer, der von Regensburg stammte und in Wittenberg am 13.6.1548 seine Ordination erhalten hatte. Noch in dem selben Jahre (an Trinitatis 1548) empfahl ihn der Patron Portner von Theuern, wo er auch bis 1551 wirkte. Er war dann von 1551 – 1557 Pfarrer in Aschach und anschließend bis zu seinem Tode (23.5.1573) in Schlicht tätig. Von seinen Nachfolgern sind bekannt: Leonhard Hausner 1552, Michael Pesoldt (Pesl, Pösl) 1556, noch 1569 genannt, Georg Bengel (Pengel) 1583 und Johann Kastner 1578 – 1590.
Hammerwerk Leidersdorf
Hammerwerk Leidersdorf
Doch blieb dem Theuerner Pfarrsprengel der oftmalige Glaubenswechsel (zwischen Luthertum und Kalvinismus) erspart. Gerde der Adel bildete das Rückgrat der rein lutherischen Kultus in der Oberpfalz, denn die Adeligen besetzten ihre Pfarreien mit Leuten, die geprüft waren, und diejenigen lutherischen Kirchenordnung des Kurfürsten Ludwig (1576 – 1583) geprüft waren, und diejenigen lutherischen Kommunikanten, die zur lutherischen Kommunion in das Adelsgebiet „ausliefen“, nahm der Adel trotz Verbot an. So berichtet der Pfarrer von Theuern: „Mit Tränen in den Augen kamen sie, die von Rüden (Rieden), und baten, bei ihm kommunizieren zu dürfen, und der Junker übernahm die Verantwortung“. Der schon genannte Kurfürst ließ als Landesvater 1579 eine Visitation abhalten, und es ist gewiß kein schlechtes Zeichen, wenn da und dort Pfarrer verlangten, daß ihnen eine „Studirstube“ gebaut werde, wie beispielsweise in Theuern. An anderer Stelle mußten Kümmersbruck, Aschach und Theuern zur Abhaltung der Wochengottesdienste ermahnt werden.

Bei der Landesvisitation des Jahres 1615 suchte man Gemeinden, die dem Brauch des Brotbrechens widerstrebten, zu überreden, diese Zeremonie anzunehmen. Das kalvinische Brotbrechen rüttelte an den Grundfesten der lutherischen Kirchenordnung, viele Altäre verödeten, weil das Kirchenvolk an Hostie und Oblate festhielt und die kalvinische Neuerung der Semmeln und Brotstückchen verschmähte. Doch in der lutherischen Adelspfarrei Theuern wurden noch Oblaten gereicht. Bei der Visitation der Adelspfarreien im August 1616 finden sich über das sittliche Leben der lutherischen Pfarrer so gut wie keine Klagen. Der Pfarrer von Theuern, der Georg Laberus hieß und von Kümmersbruck kam, wo er als Landkaplan wirkte, wird jedoch als grob und hitzig geschildert. „hat sich grob in der Rede gezeigt als der gröbste Bauernknecht möchte tun“, sagte von ihm ein Bauer. Wie es scheint, machten sich die Bauern sogar über die Ausfragerei zur rechten Zeit lustig. So fragt man in Theuern einen Bauern wer Pontius Pilatus war. „Respondierte in gelächter, es werde Christus der Herr gewesen sein“, heißt es in dem betreffenden Protokoll. Laberus (auch Laberer, Lauberus) war als Pfarrersohn in Hirschau geboren, 1580 als Cantor und 1585 als Schulmeister tätig und in Theuern von 1598 bis 1616 Pfarrer.

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Vorkriegszeit gibt eine im Fragment erhaltene Steuerbeschreibung der „Landsässerey Theuern“ von 1610 einigermaßen Aufschluß. Außer den Ehehalten des Hofmarksherrn sind 17 Untertanen aufgezählt von denen 7 mehr als 100 fl „steuren“, so der Wirt Hannß Meuler allein 515 fl und das „Gottshaus“ von 250 fl. Als Steuersumme sind 11 fl 39 x angegeben. Georg Laberus steuert 1615 von seinem Gut (=50 fl) 15 x. seit 1618 ist Martin Mair als evangelischer Pfarrer in Theuern. Dieser hatte ebenso wie die Adelsprädikanten von Lintach, Ammerthal und Poppenricht Pfarrkinder aus den Nachbarpfarreien an sich gezogen, weshalb die Regierung in Amberg am 26.6.1625 ein diesbezügliches Verbot an die Portnerschen Vormünder richtete.

Einen gewaltigen Umschwung der bestehenden Verhältnisse brachte natürlich der Ausbruch des 30‑jährigen Krieges. Zu den Glaubensstreitigkeiten kamen die steten Folgen eines Krieges, nämlich vor allem die Truppendurchzüge, Einquartierungen, Plünderungen, Brandschatzungen und ähnliche Drangsalierungen, wie sie damals üblich waren. Diese Nöte waren für unsere Heimat als Grenzgebiet der kurpfälzischen Oberpfalz und des bayerischen Herzogtums infolge der Gegensätze besonders schlimm. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stand ja dieses Gebiet unter der Regierung des Kurfürsten Friedrich V. Von der Pfalz, allgemein als „böhmischer Winterkönig“ bekannt! Er war seit 1618 Oberhaupt der evangelischen Union und sein „böhmisches Abenteuer“ endete mit der unglücklichen Schlacht am Weißen Berge bei Prag (8.11.1620) und dem Verlust von Krone und Land. Kaiser Ferdinand ernannte seinen Bundesgenossen, den bayerischen Herzog Maximilian, zum Kommissär der Oberpfalz.

Ende August 1621 „ist (auf Seiten Maximilians) sehr starke consultation gehalten worden … damit der Manßfelder mit seiner in der Oberen Pfalz bei Waidhausen gegen Böheimb liegenden Volk auf 12000 zu Fueß und 3000 Pferde … ferner nit einbreche“. Man pflegte sogar Verhandlungen, um Mansfeld zu bewegen, „er solle seine Armada auß dem Fürstenthum der Oberen Pfalz völlig ab‑ und ausführen … dafür solle ime 600 000 fl und dann für sein Soldatesca ingleichen 600 000 fl zugesprochen“ werden. Aber erst Ende September 1621 zog das Heer Friedrichs unter Feldmarschall Graf von Mansfeld durch die Oberpfalz und verübte auf seinem Rückzug gegen die Untere Pfalz schwere Ausschreitungen. Schon am 25.9. ist Schmidmühlen „von den Mansfeldischen hergenommen“, von deren schlechter Manneszucht die Rede ist; drei Tage später ging Hirschau verloren, und Mansfeld trat mit seinem Heere am 10.10. den Rückzug über Feucht, Fürth gegen die untere Pfalz an

Teile des Mansfeldischen Heeres kamen auch durch Theuern und plünderten den Ort gründlich aus. Der Überfall geschah ganz plötzlich, und dabei wurden auch im alten und neuen Schloß der Portner Türen, Fenster und Öfen zerbrochen. In bewegten Worten schildert Sebastian Wolf Portner, der gerade 3 Wochen im Fuchssteiner in Amberg „schwitze“, seinen Verlust: Alles bis aufs „Hemad“ sei ihm genommen worden, daß „wir Erben im landt ohne Kleidung und Geld, gleichsam am Bettelstab den Leuten zu Schand und Spott herumziehen müssen“. Wolf Heinrich Portner, der jüngere Bruder mußte auf Stroh schlafen; außer den Kühen und 200 Schafen wurden auch die Kleider, Wäsche und Betten geraubt. Die Untertanen waren blutarm, und noch im September 1627 war die Theuerner Kirche „seit Spolirung Mansfelds an sich nicht beschlossen“.

Bayerisches Militär besetzte nun die Oberpfalz, und am 8.10.1621 „sein die Abgeordneten von der Regierung und Statt Amberg“ im Schloß zu Moos erschienen, und Maximilian nahm die Übergabe Ambergs entgegen. Im November wurden alle Oberpfälzer entwaffnet, und für die durchziehenden Bayern und Kaiserlichen war unsere Heimat Feindesland. Am 8.1.1622 kam das berüchtigte bayerische Reiterregiment des ehemaligen bayerischen Pflegers Craz über Waldmünchen, Neunburg, Rieden. Ensdorf war damals schon zum größten Teil niedergebrannt, und der Rest wurde noch verwüstet. Schon einen Monat später erschienen abermals bayerische Reiter in Ensdorf und Rieden.

Wenn auch Theuern, weil es abseits der Ost‑West‑Verbindung lag, eher verschont blieb, so dürfen wir nicht vergessen, daß die Portnersche Hofmark als kurfürstliches Ritterlehen sehr bekannt war und zu den größten Gütern der Umgebung zählte. So besaßen die Portner damals: zwei große Herrenhäuser (die beiden Adel‑Sitze) und eine Hammerhaus, den Eisenhammer (Hammerwerk und Schmelzofen mit 3 Paar Bälgen), die Mühle (mit 3 Mahlgang und einem Säggang) und außer Ackerland (175 Tgw.) und Wiesmad (30 Tgw.) noch weit über 6 000 Tgw. Holz (Wald).
Hammerschloß Theuern
Hammerschloß Theuern
Mit der Besetzung hatte auch die Restauration (Wiederherstellung des katholischen Glaubens, auch Gegenreformation genannt) begonnen, besonders unterstützt durch die Missionstätigkeit der Jesuiten in Amberg (seit 1621). Das Hauptbestreben Maximilians war, das Land möglichst bald wieder zum alten Glauben zurückzuführen. So walteten die kalvinischen Prediger ihres Amtes in St. Martin in Amberg nur bis 1626, denn in diesem Jahre erfolgte ihre Ausweisung. Auch der Adelsprädikant von Theuern wurde durch einen Zettel vom 2.9.1627 auf die Regierungskanzlei nach Amberg zitiert, am nächsten Tag abgesetzt und mußte binnen 14 Tagen die Pfarrei bei Leibes‑ und Lebensstrafe verlassen. Nach den Angaben im Ambergischen Pfarrerbuch (S.91) wurde Pfarrer Mair noch 1624 bezeugt und 1625 entlassen. Am 5.9.1627 wurde der Franziskanerpater Hausberger als erster katholischer Priester in Theuern eingewiesen, obwohl der Patronatsherr Hansjörg von Portner dagegen protestierte.

Als Folge des kurfürstlichen Patents (auch Religionspatent genannt) vom 27. 4. 1628, nachdem im ganzen Fürstentum der Oberpfalz keine andere als die alte heilige katholische Religion geduldet werden sollte, mußten alle, die hartnäckig die Annahme des katholischen Glaubens verweigerten, das Land verlassen. Sie wurden jedoch wegen des Verkaufs ihrer Güter nicht gedrängt, sondern konnten, bis sich eine Gelegenheit hierzu fand, ihrn Besitz durch geeignete Personen verwalten lassen. Es wurde ihnen sogar auf ihr Ansuchen gestattet, von Zeit zu Zeit ihre Güter zu bereisen. So haben von 456 Adeligen wirklich 36 mit Einschluß jener, die schon vor der Besitzergreifung der Oberpfalz durch Maximilian in ausländischen Diensten standen, das Land geräumt. Darunter waren auch Hans Georg Portner von Theuern, der sich schon am 24.1.1629 auf die Weisung der Regierung „außer Landes begab“, ferner seine Brüder Sebastian Wolf Portner und Georg Portner mit seiner Frau Felicitas. Die beiden ersteren hatten sogar kurze Zeit mit dem Fuchssteiner in Amberg Bekanntschaft machen müssen. Auch die Riedner Portner waren 1629 unter den Emigranten.

Da das Land schon damals arg verwüstet war, verordnete Maximilian am 28.2.1629, daß die Adeligen „ihre oedtlender darauff vorher Dörfer, häußer und anderes Gebeut gewest, auf ihren aignen Gründten und Guettern wieder aufräumen und aufbauen dürfen, denn von 1628 bis 1630 hatte das gequälte Land eine kurze Atempause. Im Jahre 1631 hatte Theuern wieder einen katholischen Pfarrer, der im alten Schloß wohnte, wo er sich aus dem Roßstall „ex propriis ein Stübl errichten“ ließ. Am 2. 5. 1631 taufte nämlich Kaspar Gotthard in der zu Theuern gehörigen Filiale Ebermannsdorf du wird ausdrücklich der erste katholische Pfarrer von Theuern (nach der Reformation) genannt. Es ist auch möglich, daß er schon früher Pfarrer von Theuern war, weil nach seinem Tode das Kirchenbuch der Pfarrei Theuern und der Filiale Ebermannsdorf, „so angefangen den 4. 9. 1627“, samt beiliegenden Obligationen in den Kriegsjahren verloren ging und einer seiner Nachfolger nur jene taufen, Copulationen und Sepulturen seiner Vorgänger, die er mit Gewißheit in Erfahrung brachte, in das von ihm neuangelegte Kirchenbuch nachträglich einschrieb und um so weniger etwas Vollkommenes liefern konnte, als er nicht einmal in seiner Pfarrei wohnte. Gotthard war zugleich Benifiziat zu St. Barbara in Amberg, kommt im Jahre 1637 noch vor und ist wahrscheinlich in diesem Jahr gestorben, da das Pfarrbuch sagt, daß die Pfarrei nach seinem Tode längere Zeit erledigt gewesen ist, aber schon im Jahre 1638 sein Nachfolger genannt wird.

Ende Dezember 1631 zogen die Kaiserlichen (etwa 600 Mann) unter Colloredo durch die Oberpfalz nach Böhmen. Sie kamen am 3. 12. nach Illschwang und zogen über Ensdorf, Neunburg v. W. und Cham; sie haben entsetzlich gehaust und auch die Pest eingeschleppt. Dabei wurde am 4. 12. auch Theuern geplündert und besonders Ensdorf geschädigt. Daher berichtete Hans Georg Portner a, 20. 5. 1632 „Sein Gut sei durch Kriegsvolk ruiniert und spoliert“ und Hauptmann Sperl habe das Heu wegführen lassen. Das Kriegsjahr 1632 war aber noch viel schlimmer. Schon am 29. 5. kamen Kroaten des Oberst von Schönburg nach Theuern, die in der bekannten Weise hausten. Nicht besser ging es, als beim Marsche Maximilians gegen Eger Teile des bayerischen Heeres am 16. 6. 1632 und beim Durchzug Wallensteins von Eger über Amberg, Neumarkt gegen Fürth Teile seines Heeres am 4. 7. nach Theuern kamen. Im August, September, Oktober und Dezember folgten weitere Durchmärsche, die in Theuern wie in Haselmühle, das ja Sebastian Wolf Portner gehörte, beträchtlichen Schaden anrichteten. In beiden Orten wurden der Hammer und die Mühle zerstört, Pferde, Rindvieh, Schafe, Getreide und Heu weggenommen und die Waldungen größtenteils abgetrieben und das Holz zum Ausbau von Schanzen außerhalb des Stadtgebietes von Amberg verwendet. Aus einem Bericht des Hans Georg Portner an die Regierung (vom 3.11.1632) geht hervor, daß im Frühjahr die Schönbergische im Dorf Lengenfeld gelegene Soldadeska sogar allen Weizen und Haber auf den Feldern total abgeschnitten, desgleichen den größten Teil des Korns. Im Oktober waren wiederum beiläufig 400 Pferde drei Tage in Theuern im Quartier gelegen.

Im Jahre 1633 wurden die Schweden in vielen Orten der Oberpfalz als Freunde begrüßt, und manche benutzten den Einmarsch der Schweden, um wieder protestantisch zu werden. Ein Teil der Adeligen war in schwedische Dienste getreten, und ihre Güter wurden deshalb eingezogen. Auch Hans Georg Portner von Theuern trat offen auf die Gegenseite und wurde nach der Einnahme von Neumarkt am 29. 6. 1633 (durch Horn mit 16 000 Schweden) Kommandant dieser Stadt.

Theuern hatte durch die Durchzüge und die Pest so gelitten, daß es von 1632 bis 1635 gar nichts abwarf. Am 10. 10. 1635 brannte dann noch die Mühle ganz nieder, und der notwendige Wiederaufbau machte große Schwierigkeiten, da es an Arbeitern mangelte und besonders Maurer gar nicht zu bekommen waren. Trotzdem hatte de Hofmark Theuern nach einem Anschlag des Jahres 1635 noch einen Wert von rd. 48 000 fl, und in einer Beschreibung des kurpfälzischen Ritterlehens werden auch 19 Untertanen namentlich genannt, darunter bekannte Namen wie Frueth, Graf, Schwänze, Zehrer und folgende Berufe: Wirt, Schmied, zwei Metzger, Bestandsmüller (als Pächter), Schuster, Schneider, Mesner und Bader.

Aber durch die Verzinsung der Schulden, die Steuern und Kriegskontributionen nahm die Verschuldung so zu, daß die Gant bevorstand. Daher suchte Georg Portner der Bruder des 1633 verstorbenen Hans Georg Portner, in einer Eingabe an Maximilian am 4. 7. 1637 die drohende Sequestration abzuwenden, denn der durch die Kriegswirren verursachte Schaden am Gute betrug nach seinen Angaben 20 000 fl. Im Frühjahr 1638 waren die Felder „öd und verwühlt“ und das ehedem so wertvolle Gut in einem „erbärmlichen baufälligen Zustand“. Die erst vor zwei Jahren aufgebaute Mühle war schon wieder baufällig und konnte nur wenig mahlen; an Bau‑ und Handwerksleuten sowie sonstigen Arbeitern war großer Mangel, Ehehalten und Gesinde waren nicht zu bekommen. Im Herbst waren die Felder mit großen Kosten und harter Arbeit umgerissen, die Gärten wieder mit Zäunen versehen, Schindeln, Nägel und Kalk für die baufälligen Dächer beschafft. Der Riedner Portner Hans Andrä, der Theuern als Hauptgläubiger seit dem 14. 4. 1638 als sein Eigentum ausnützen konnte, scheute keine Ausgaben, um die Hofmark einigermaßen in Stand zu setzen. Jedoch die Einquartierungen im Winter 1638/39, die Plünderungen der durchziehenden Truppen (kaiserliche und bayerische, Kroaten am 18. 3. und 3. 4. 1639) bis zum November 1639 vernichteten das mit großen Opfern wieder Aufgebaute, so daß das Gut vollends verödete und erheblich an Wert verlor.

Aus einem Bericht der Ämter, die der Amberger Regierung unterstellt waren, betreffend die Beschaffung der Winterquartiere im Januar 1639, geht hervor, daß die Not grenzenlos war und ein großer Teil der Bevölkerung nur vom Verdienst als Taglöhner lebte. Beim Landgericht Amberg sind in Theuern nur 6 Haushalte angegeben, und nach einer Erhebung des Hofkastenamtes waren 1639 in Ebermannsdorf 3 Höfe, 2 Söldengüter und 9 Haushaltsvorstände. Infolge dieser Durchmärsche war die Unsicherheit bis zu Jakobi 1639 so groß, daß die Untertanen, denen von jeher ein bestimmtes Maß an Arbeitsleistung auferlegt war, auch um Geld nicht arbeiten wollten. Und wenn sie aufs Feld gingen, so mußten sie an einem Tag oft 2 – 3 mal davonlaufen, um ihre Person vor Mißhandlungen in Sicherheit zu bringen. Theuern hatte 1640 nur mehr 1/3 bis ¼ seiner Einwohnerzahl.

Im Januar 1641 zeigten sich wieder täglich plündernde Schweden unter Banér, die über Vilseck kommend am 18.1. von Hahnbach gegen Schwandorf aufbrachen, um gegen Regensburg vorzustoßen, wo der Reichstag unter Kaiser Ferdinand III. versammelt war. Sie behaupteten sich bei Schwandorf, Neunburg v. W. und Cham, bis an diesem Tage die Kaiserlichen von Regensburg her erschienen und sie zum Rückzug zwangen. Vom 17. bis 22.6.1641 plünderten die bayerischen Regimenter Mercy, Winterscheid und Mir auch Theuern, Lengenfeld und Haselmühle. Hans Andrä, war damals lange Zeit in Theuern, von wo er über die „wildten und unpendigen Ehehalten“ sowie darüber klagte, daß Arbeiter zur Instandsetzung der Mühle, Schneidsäge und der Gebäude auch um doppelten Lohn nicht zu bekommen seien. Georg Portner, sein Vetter, der in Amberg lebte, äußerte sich sehr abfällig über Andrä, dem es „herzlich leydt“ sei, „das er mir nit gar markh und Plut aus dem leib saugen kann“. Georg hatte am 28.9.1642 fünf Kinder und klagte, daß er sein „stücklein brot mit höchster Müh und Arbeit“ verdienen muß.

Sehr aufschlußreich für die wirtschaftliche Lage der damaligen Zeit ist ein Bericht des Amberger Landrichters Ridler vom 10.9.1643, in dem es u. a. heißt: Die Hofmark Theuern sei eine geringe, arme Pfarr, könne keinen eigenen Pfarrherrn, kaum den Kirchenbau unterhalten, viel weniger das eingefallene Pfarrhaus reparieren. Den Aufschlag anlangend … sei weder „Bräuwerk“ noch „Metzig“ vorhanden … die wenigen armen Untertanen hätten auch nichts ins Haus geschlachtet als 2 Kitzböcklein. In Ebermannsdorf stünden wegen Abgang der Bauersleute die Güter meistenteils öde und unbewohnt.

Schon von 1638 an war daher die Pfarrei Theuern anderen Pfarreien zugeteilt. Zuerst versah sie Georg Kürtzing oder Kürtzinger zu Lintach, dann Michael Widtmann zu Aschach. Nachdem dieser resigniert hatte, kam sie wieder an Georg Kürtzing und dessen Nachfolger Kaspar Franz Wenzel. Als dieser dann nach Aschach kam, mußte er Theuern wegen Mangels an Priestern wider seinen Willen behalten. Diese Pfarrei war, so erzählte er, so herabgekommen, daß sie kein Pfarrer annehmen wollte. Er ging nun jeden 3. Sonn‑ oder Feiertag dahin, um den pfarrlichen Gottesdienst dort zu halten, und versah so Theuern von 1641 bis 1650. Er legte auch ein neues Matrikelbuch an und trug einiges aus den Vorjahren nach. Unter seiner Amtsführung geschah es oft, daß wegen der Kriegsunruhen in der Pfarrei nicht getauft werden konnte und dies in Amberg geschehen mußte. Solche Taufen trug er trotzdem in das Theuerner Matrikelbuch auch ein.

Im April 1645 zogen 500 Reiter der geschlagenen Armee unter dem kaiserlichen Oberst Freiherrn von Knigge unter argen Plünderungen durch die hiesige Gegend und erschien am 30. und 31. bei Rieden, am 1.5. bei Amberg, wodurch natürlich auch Theuern in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im November 1645 kamen Erzherzog Leopold Wilhelm und Graf Gallus mit 6 Regimentern zu Fuß und 20 Regimentern zu Pferd (16 000 Mann und 57 Geschütze) auf dem Zuge von Heilbronn nach Böhmen ins Vilstal. Die Regierung hatte schon am 8.11. eine Warnung ergehen lassen, die Vilsbrücken zwischen Amberg und Schmidmühlen abreißen zu lassen, damit die streifenden Kaiserlichen „mit den abgeraubten Sachen nicht gleich fort‑ und hindurch kommen können“. Am 18. kam das Hauptquartier nach Rieden und Ensdorf. Über die Plünderungen berichtet die Regierung am 29.11. nach München: Die Soldaten haben „alles was sie an essenden Waren gefunden, hinweggenommen, das Vieh niedergeschlachtet, das getraid ausgedroschen und verfüttert oder weggeführt, und was sie nit fortbringen können, aufs Feld getragen, in Kott vertreten oder verbrannt … Tisch, Benk, Fenster Thüren, Oefen, Pflüge, Geschirr und anderes zerschlagen, zerhaut … uneracht sie Holz genug gefunden … die hölzerne und strohene Dächer abgedeckt, die Zimmer abgebrochen und alles Holzwerk verbrannt, die Teich und Weiher abgegraben … alles Futter verwüstet und verbrannt. Mit einem Wort haben diese undisziplinierten Völkher in diesem langsamen Durchzug übler gehaußt, als Ao 1641 … durch Banier, so doch feind gewesen in seinem etlich Monat lang gewehrten stilliegen beschehen“. Die Leute hatten nichts mehr zu essen, kein Futter, die Häuser waren nicht bewohnbar. Alle Dörfer und offenen Orte waren bereits von den Bewohnern verlassen.

Zu Beginn des Jahres 1646 kamen neue Durchzüge, weshalb die Regierung wieder eine Aufforderung ergehen ließ, mit Vieh usw. in feste Orte zu flüchten. Vom 16. bis Ende September 1646 lag Erzherzog Leopold mit 7 Regimentern und Artillerie bei Ensdorf, und später kamen wieder mehrere Durchmärsche, die das Land vollends verwüsteten. Major Freyhammer hatte im Februar 1647 in verschiedenen Orten den Vorrat an Getreide und sonstigen Lebensmitteln festzustellen und fand u. a. Ensdorf ganz leer von Einwohnern, sowie von Getreide und Futter. In Rieden fand er 2 alte Weiber und einen Knaben vor, dann ein kleines Fuder Heu. Da die Kaiserlichen besonders in der Oberpfalz weit ärger und übler als der Feind gehaust hatten, schrieb Maximilian am 19.3.1647 an Graf Gallas u. a.: „ich kann nicht jedweden Meister in mein Land lassen“. Aber diese Mahnung half nichts; im Herbst 1647 hausten Kaiserliche und Bayern im Vilstal nicht besser als vorher. Hans Andrä berichtet daher am 10.12.1647 über den seit zwei Jahren erlittenen Schaden wie folgt: Es wurden 90 Schock Getreide ausgedroschen, über 30 Fuder Heu verfüttert, zwei große Städel und Stallungen niedergebrannt, im Schloß alle Fenster und Oefen eingeschlagen, Türen, Laden, Tische, Bänke, Kisten, Kasten, Bettstellen, Stiegen abgehoben, zerhaut, Hütten daraus gemacht, Dächer durchlöchert und zerschlagen, 2 500 Eichenzaunstecken verbrannt, alle Immen und Bienen zu schanden gemacht.

Selbst als der Friede am 24.10.1648 geschlossen war, hatte die unsichere Zeit noch kein Ende, denn alle größeren Orte waren noch bis zum Jahre 1660 mit Truppen, wenn auch in geringem Grade belegt. Und wie sah es nun in Theuern aus? Die beiden Schlösser waren verwüstet, das Pfarrhaus unbewohnbar und die Kirche war sicherlich ausbaubedürftig. Doch geben uns die Kirchenbücher über die Geistlichen, die damals Theuern betreuten, immerhin einigermaßen Bescheid. Von 1655 bis 1666 scheint allerdings nur selten ein Geistlicher nach Theuern gekommen zu sein, weil äußerst wenige Taufen in dem Pfarrbuch eingetragen sind (insgesamt bloß 9 für den genannten Zeitraum). Von 1667 angefangen wurde Theuern bestimmt von der Stadtpfarrei Amberg aus versehen, und zwar meist durch Kooperatoren, bisweilen aber auch durch Benefiziaten. Bis 1704 wurden nicht alle Kinder von Theuern in dieser Pfarrei selbst getauft, sondern viele wurden zu diesem Zweck bald nach Amberg, bald nach Kümmersbruck oder Paulsdorf gebracht. Auch der Schien‑ und Eisenhammer, der seit 1637 Georg Portner gehörte, war 1666, wie alle anderen im Vilstal verödet. Ja, in Theuern sah es besonders böse aus, weil alle Gebäude eingefallen waren und auch keine Hoffnung bestand, daß das Hammerwerk wieder eingerichtet würde. Nur die Mühle war noch in Betrieb. In der Teilungsurkunde des Jahres 1669 wird zwar das Mulz‑ und Bräuhaus mit angeführt, aber aus späteren Eintragungen geht hervor, daß diese auch nicht betriebsfähig waren. Vom Kalk‑ und Ziegelofen heißt es, sie könnten wieder aufgerichtet werden. Das Gutshaus war damals unbewohnt. Noch 1681 war Theuern ziemlich öde, hatte auch keine Einrichtungsgegenstände, so daß Hans Jakob, der Erbe des 3/5‑Anteils von Theuern, bei einer Kommissionsbesichtigung im Wirtshaus wohnen mußte.

In diesem Zustande hatte das Gut schon 1646 nur einen Wert von etwa 14 000 fl, was im Vergleich zur Vorkriegszeit einen Wertverlust von rd. 70% bedeutete. Erst 1682 ließ der Forstmeister Johann Georg Portner, der Besitzer des kleineren Anteils, da das alte Gebäude baufällig war, ein neues Schloß errichten, das 1 500 bis 2000 fl kostete. Es war nur ein bescheidenes Bauwerk. Was auch der dafür gebräuchliche Name „Jägerhaus“ ausdrückte, aber trotzdem blieb es bis 1768 der einzig bewohnbare „Sitz“. Dieser Portner muß auch den Eisenhammer wieder aufgebaut haben, weil bereits 1681 Andre Ruland als Hammermeister in Theuern genannt wird, der 1687 (3/5) und 1694 (2/5) die Hofmark kaufte und dann als pfälzischer Landsasse geadelt wurde (am 19. 1. 1695 durch die bayerische Regierung bestätigt).

Erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde noch eine fühlbare Folge der Kriegswirren beseitigt. 1704 erledigte sich nämlich die Pfarrei in Theuern durch den Tod des J. Ch. Payer, der Dechantpfarrer in Amberg und zugleich Pfarrer von Theuern war. Am 6. 7. 1704 präsentierte deshalb die Hofmarksherrin Dorothea von Ruelandt den P. Bonaventura, der als Administrator das nicht weit von Theuern entfernte Kloster Ensdorf leitete. Jedoch erst eine zweite Präsentation am 14. 11. 1704 hatte Erfolg und Theuern bekam mit dem Kooperator Jos. Widman aus Hohenfels wieder einen eigenen Pfarrer. Seit dieser Zeit wird die Reihe der Seelsorger nicht mehr unterbrochen. Diese wichtige Änderung war eigentlich ein Verdienst der genannten Schloßherinn, die erst durch eine namhafte Schenkung von Waldungen aus ihrem Besitz das Bestehen der selbständigen Pfarrei ermöglichte.

Trotz des merklichen „Fortschrittes“ enthält die „Theurisch Gütter … Herdt … beschreibung“ des Jahres 1717 im ersten Teil (wahrscheinlich das Gut) 9 Häuser mit 9 Feuerstädt, im zweiten Teil außer Johann Ruelandt (als Wirt) nur noch 11 weitere Untertanengüter, davon außer kleineren nur zwei ¾‑Höfe. Im Vergleich zur Steuerbeschreibung des Jahres 1610 ist immer noch ein ziemlicher Unterschied. 7 Jahre später (im Anschlag über die Hofmark Theuern vom 20. 1. 1724) ist das neue (zweite) Schloß immer noch „eingeworfen“, und das Glaser‑ Fischer‑ und Bader‑Gütl sind öd und eingezogen. Die Hofmark hatte aber nach diesen Angaben bereits einen errechneten Wert von rd. 36 000 fl. Noch 1766 hat der Bader Johann Reinfeld ein öd gelegenes Häusl erbat, dahero – 5 fl Profession in Zugang kamen.

Unter Pfarrer Georg Trettenbach (1732 – 1734) fing man auch an, den Pfarrhof neu zu bauen, und bald darauf (1739) wurde auch die Pfarrkirche mit Einbeziehung des romanischen Turms ausgebaut, mittlerweile hatte sich auch das Verhältnis der Pfarrkirche zu ihrer Filiale etwas geändert. Im Jahre 1731 wurde nämlich Ebermannsdorf von Theuern getrennt, das Joseph von Dyr, Gutsherr auf Ebermannsdorf ein Kuratbenefizium daselbst errichtete. Die Einkünfte des Benefiziums waren aber so gering, daß der Benefiziat mit Not und Elend zu kämpfen hatte und die Gutsherrschaft dieses Benefiziums bald wieder einzog. Von 1749 an wurde die Nachbarhofmark wieder als Filiale von Theuern behandelt.

So waren seit der einschneidenden Änderung im Jahrhundert der Glaubensspaltung zweihundert ereignisreiche Jahre verflossen – eine denkwürdige Zeit, die vieles Alte verschwinden sah, aber auch manches Neue brachte und damit auch die Wahrheit des Sprichwortes bekundet: Die Zeit heilt alle Wunden.